Mit der Blaumeise als Emblem startet am Freitag KlangBasel. Das dreitägige Musikfestival lädt zum Streifzug durchs Kleinbasel. Welche Änderungen die zweite Ausgabe bringt und worauf man sich besonders freuen kann, erläutert Co-Leiterin Alexa Tepen im Interview.
Frau Tepen, wer sich das Programm von KlangBasel anschaut, stellt schnell fest, dass alle Veranstaltungen im Kleinbasel stattfinden wie schon vor zwei Jahren. Weckt das nicht den Neid vom anderen Rheinufer?
Alexa Tepen, Co-Leiterin KlangBasel.
Die ursprüngliche Idee war, dass KlangBasel alle zwei Jahre in einem anderen Quartier stattfinden soll. Nach der Erstausgabe wurde ein Musikerstammtisch mit Beteiligten initiiert, wir treffen uns regelmässig im Jazzcampus und entwickeln Projekte. Dort wurde auch durchdiskutiert, welches Quartier 2016 zum Zuge kommen soll, und die Wahl fiel einstimmig wieder aufs Kleinbasel. Es ist keine Entscheidung gegen ein anderes Quartier, sondern für dasjenige, in dem sich auf engem Raum extrem viel tut. Die Idee ist ja, dass die Zuhörer umherwandeln, und es würde wenig Sinn ergeben, wenn man das Gebiet beträchtlich vergrössert.
Im Vergleich zu 2014 gibt es deutlich mehr Programmpunkte und Beteiligte. Ist das nicht eine Überforderung für Organisatoren und Zuschauer?
Das liegt daran, dass wir vor zwei Jahren grössere Räume hatten. Da waren die Kirchen und das Volkshaus durchgehend bespielt. Da wir davon ausgehen, dass viele Besucher gleichzeitig unterwegs sind, sollten wir auch viele verschiedene Angebote haben, damit jeder Besucher seinen Platz findet. Unterm Strich heisst das: mehr Spielstätten, aber nicht mehr Volumen.
Das Ziel von KlangBasel ist es, die Stadt mit ihren zahlreichen Ensembles unter der einheimischen Bevölkerung bekannter zu machen. Haben die Musikschaffenden denn den Eindruck, dass ihr Wirken nicht genug verankert ist im Bewusstsein der Bevölkerung?
Die Initiative ging von grösseren Musik-Institutionen der Stadt aus. Die Idee war, Musikern und Ensembles, die häufig auf Tournee sind, auch eine Plattform hier vor Ort zu geben, und zudem sowohl den Musikern in ihren jeweiligen Genres als auch den Besuchern ein erweitertes Umfeld zu schaffen.
Welche Veränderungen gibt es im Vergleich zur Erstausgabe 2014, was bleibt?
Als Resonanz auf die Rückmeldungen versuchen wir dieses Jahr mehr Programmpunkte anzubieten, die für Familien geeignet sind. Gerade weil sich das Geschehen ja am Wochenende und tagsüber abspielt, sollen die Familien nicht ausgeschlossen werden. Eine Konstante dagegen ist der Jazzcampus, der weiterhin die Anlauf- und Infostelle für alle Besucher bleibt, denn er liegt fast mittig. Hier knüpfen wir an die exzellente Zusammenarbeit von 2014 mit der Institution an.
«Als Resonanz auf die Rückmeldungen versuchen wir dieses Jahr mehr Programmpunkte anzubieten, die für Familien geeignet sind.»
KlangBasel ist spartenübergreifend angelegt, es gibt Programmpunkte vom Hip-Hop über experimentelle Musik bis zur Klassik und es mischen sich auch die Genres. Werden für diese Crossovers Auftragswerke vergeben?
Nein, das passiert alles auf Initiative der Musiker selbst und wird unter anderem an unseren Stammtischen entwickelt. Wir haben nach der Erstausgabe gemerkt, dass die Beteiligten aus den verschiedenen Genres sich gar nicht kennen, jede Szene ist in sich relativ geschlossen, Schnittpunkte gibt es, aber wenige. Der Stammtisch hat Grenzüberschreitungen ideell belebt und auch dafür gesorgt, dass über die normalen Programme speziell auf das Festival zugeschnittene Konzepte entstehen.
Nicht nur die Musik wird während der drei Tage erkundet, auch die Stadt selbst. Dafür sorgen ungewöhnliche Spielorte. Wie kommt die Zuordnung dieser Orte zur Musik zustande?
Das ist wie ein Puzzlespiel. Nach der Ausschreibung vor rund einem Jahr wurden von den Musikern die Programmvorschläge eingereicht, und meine Kollegin Benita Ortwein hat dann geschaut, welche Darbietung an welchen Ort passen könnte. Oder umgekehrt: Wir haben schon einen Ort, aber noch keine passende Musik dazu. Die Vorgehensweise ist dabei nicht intendantisch, es wird nichts ohne das O.K. der Musiker entschieden. Über das Stadtteilsekretariat und über Facebook haben wir ausserdem gezielt nach Privatwohnungen gesucht, damit auch dort Konzerte gespielt werden können.
Welches ist denn die abgefahrenste Location?
Es gibt den Pfeiler in der Wettsteinbrücke, in dem sonst die Fahrzeuge der Stadtreinigung parken. Das ist sicher eine Location, die noch niemand kennt, dort singt das Ensemble Solo Voices Chormusik von der Renaissance bis ins 20. Jahrhundert. Eine spezielle Geschichte ist auch das Messeparkhaus, in dem Hornroh spielen oder das Projekt der Kinder- und Jugendchöre der Musikschule, bei dem 180 Jugendliche in der Unterführung am Ende der Wettsteinallee musizieren werden. Dann gibt es einen ganz tollen Musiksaal in der Theobald-Baerwart-Schule mit direktem Blick auf den Rhein. Besonders ist sicher auch die Klangwanderung mit dem Ensemble Improcontra, da trifft man sich unter der Mittleren Rheinbrücke, alles andere ist noch geheim.
«Zu den abgefahrenen Locations gehört ein Pfeiler der Wettsteinbrücke, in dem ein Ensemble Chormusik singt.»
Was darf man auf keinen Fall verpassen?
Wenn ich da ganz persönlich spreche: Ich bin ein grosser Rusconi-Fan, und die werden zum Abschluss im Union spielen. Da freue ich mich sehr drauf. Und eine weitere Empfehlung wären die Konzerte in Privatwohnungen und den beiden Brockenstuben. Man hat ja sonst nicht die Gelegenheit, Musik in diesen Räumen zu hören. Ansonsten gilt: Einfach treiben lassen! Wir hoffen auf viele Neuentdeckungen.
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KlangBasel, 23. bis 25. September. Diverse Konzertorte im Kleinbasel.
Programmdetails. www.klangbasel.ch
Der Bericht von der Medienkonferenz.