«Das ist in höchstem Masse parteischädigend»

Der Streit zwischen den FDP Frauen und der Parteileitung nimmt kein Ende. Nun soll der Vertrag zwischen den beiden Organisationen neu ausgehandelt werden. Der Solothurner Finanzdirektor Christian Wanner hätte einen anderen Vorschlag: Man solle es doch mit Reden versuchen.

Christian Wanner war Gemeindepolitiker, Kantonspolitiker, Nationalrat. Den Streit zwischen den FDP Frauen und der FDP Schweiz würde er anders lösen. (Bild: Basile Bornand)

Der Streit zwischen den FDP Frauen und der Parteileitung nimmt kein Ende. Nun soll der Vertrag zwischen den beiden Organisationen neu ausgehandelt werden. Der Solothurner Finanzdirektor Christian Wanner hätte einen anderen Vorschlag: Man solle es doch mit Reden versuchen.

Am Montagabend tagte der Parteivorstand der FDP Schweiz. Traktandiert: der epische Streit zwischen den FDP Frauen und ihrer Mutterpartei. Entschieden wurde laut «Blick» (online nicht verfügbar), dass der Vertrag zwischen den beiden Organisationen neu ausgehandelt wird. Was das konkret heisst, bleibt offen. Kommuniziert wird in der Causa nicht mehr.

Und genau das sei der Fehler, sagt der Solothurner Finanzdirektor Christian Wanner. Der grosse alte Mann des Freisinns beobachtet den Streit aus der Ferne und schüttelt dabei den Kopf: Was hier geschehe, sei in höchstem Masse parteischädigend.

Herr Wanner, was läuft falsch in der FDP?

Das ist schwierig zu sagen. Offenbar ist die Kommunikation nicht so, wie sie sein sollte. Man redet nicht miteinander, sondern übereinander.

Hat Parteipräsident Philipp Müller ein ungeschicktes Händchen?

Das kann ich zu wenig beurteilen, dafür bin ich zu weit weg. Was ich sagen kann: Der Streit mit unseren Frauen ist in höchstem Masse parteischädigend. Unabhängig davon, wer schuld ist. Statt sich ruhig zu verhalten, werden Mails in der Schweiz herumgeschickt.

Sie selber waren auch für den Familienartikel. Hat Ihre Partei ein Problem damit, unterschiedliche Positionen zu goutieren?

Das ist doch das Grundübel bei diesem Streit. Wir sitzen in den Kantonen und kämpfen für Kinderkrippen. Die Fraktion stimmt im Parlament mehrheitlich für den Familienartikel ab – und dann lehnt ihn die Präsidentenkonferenz ab. Bei aller Achtung vor der Parteidemokratie: Das ist nicht konstant und politisch fragwürdig.

Den Preis dafür zahlt nun Claudine Esseiva, die Generalsekretärin der FDP Frauen.

Ich halte viel von ihr. Natürlich ist sie nicht pflegeleicht. Aber wenn man jetzt anfängt, junge Topfrauen rauszuschmeissen – wohlan Freisinn. Wer soll die Sauerteigfunktion noch ausfüllen, wenn wir keine Organisationen wie den Jungfreisinn oder die FDP Frauen haben?

Esseiva hat einen Maulkorb erhalten.

Was ich verurteile. Man soll nicht auf die Frau oder den Mann zielen. Darum fluche ich auch nicht über den Parteipräsidenten. Er hat es gemacht, hat mich im Steuerstreit als Mann ohne Werte bezeichnet. Ich mache das nicht.

Haben Sie Ihre Bedenken nach Bern gemeldet?

Nein. Ich bin nur ein einfaches Parteimitglied. Ein alter Freisinniger, der noch an gewisse Ideale glaubt. Diese Ideale scheinen in meiner Partei nicht mehr überall vorhanden zu sein.

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