Ab 2018 will das Baselbiet 25 Millionen Franken weniger an die Uni Basel zahlen. Tut es das, müssen auch die Basler ihren Beitrag reduzieren. Mit einschneidenden Folgen für die Uni, wie der Basler Bildungsdirektor Christoph Eymann im Interview sagt.
Herr Eymann, das Baselbiet will seinen per Staatsvertrag geregelten Beitrag von rund 160 Millionen Franken an die Universität Basel um 25 Millionen kürzen – ab 2018. Doch das muss es erst noch aushandeln. Aus Sicht des Verhandlungspartners: Ist dieser Betrag überhaupt realistisch?
Christoph Eymann: Würde das Baselbiet den Beitrag kürzen, bedeutet das auch, dass Basel-Stadt seinen Beitrag um 25 Millionen zurückfahren muss. Gleichzeitig sind von diesem im Vertrag geregelten Betrag auch Drittmittel abhängig: Das sind Beiträge vom Bund, Stiftungsgelder oder Beiträge aus dem Nationalfonds. Das bedeutet unter dem Strich, dass der Uni nicht nur 25 Millionen fehlen werden, sondern insgesamt eher zwischen 60 und 100 Millionen Franken. Heute nimmt die Universität Basel rund 700 Millionen Franken ein, inklusive der Beiträge der Kantone. Alles in allem heisst das also, dass die Institution wohl auf rund 10 Prozent weniger Einnahmen kommt.
Und das heisst konkret?
Die Uni würde sicher nicht mehr zu den allerbesten der Welt gehören. Sie müsste gewisse Studiengänge schliessen, Studierende aus Basel-Stadt und Baselland müssten deswegen an andere Universitäten und ins Ausland und dann je nachdem zusätzlich noch durch kantonale Stipendien versorgt werden. Kurz und gut: Das bedeutet eine umfassende Qualitätseinbusse. Und nicht zuletzt müsste wohl auch die Uni mit ihren rund 3000 Angestellten Personal entlassen. Zusätzlich würde der Wirtschaftsstandort Basel leiden, der von der Nähe der Universität stark profitiert. Es wäre ein Rückschritt der Uni Basel in die Provinz. Das müssen wir verhindern.
«Wir sind überzeugt, dass Regierung und Landrat den Volkswillen beachten wollen.»
Baselland stellt sich auf den Standpunkt, dass es sehr wahrscheinlich sei, den Betrag um 25 Millionen Franken drücken zu können. Wie will Basel-Stadt das verhindern?
Wir gehen davon aus, dass wir ja noch zu Verhandlungen eingeladen werden. In erster Linie geht es darum, die Folgen aufzuzeigen: Wir sind überzeugt, dass Regierung und Landrat den Volkswillen beachten wollen. Schliesslich sagte das Baselbiet 2007 mit 83 Prozent Ja zum Uni-Vertrag und das in Kenntnis der Kosten. Nicht zuletzt haben wir auch auf Wunsch der Baselbieter Politik die Anzahl der Humanmedizin-Studienplätze erhöht, da wollen wir weitermachen, erst recht jetzt, wenn sich auch der Bund finanziell weiter beteiligen will.
Aus Sicht von Basel-Stadt ist der Betrag also zu hoch; für die Baselbieter scheint er nun eine verschmerzbare Einsparung zu bedeuten. Wie erklären Sie sich den Sinneswandel?
Für mich ist das jetzt noch schwer vorstellbar beziehungsweise ich stelle mir die Frage: Warum soll eine Gesellschaft, die sich von Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie zur Wissensgesellschaft wandelt, ausgerechnet in diesem entscheidenden Bereich Mittel sparen? Das ist völlig gegen den Lauf der gesellschaftlichen Entwicklung, auch in dem von mir geschätzten Nachbarkanton Baselland. Auf der einen Seite treibt die Politik eine Standortförderung voran, mit der sie auf Pharmafirmen setzt, und auf der andern limitiert sie nun ausgerechnet die Institution, die wesentlich zum Gedeihen dieser Firmen beiträgt.
Vor zwei Wochen wurde die Basler Regierung über das Vorhaben offenbar orientiert. Wie hat die Basler Regierung reagiert?
Es ist sehr fair, dass uns die Baselbieter Regierung vor zwei Wochen grob orientiert hat. Aber es war keine erste Verhandlungsrunde, sondern ein rein informatives Treffen. Anlässlich dessen haben wir von unserer Seite aus auch die entsprechend wichtige Verbindung zwischen Universität und einem gemeinsamen Gesundheitskonzept betont. Diese Kooperation kann nicht als Einzelnes betrachtet werden, wie die Regierung bereits betont hat.
Seit einer Woche ist Ihre neue Amtskollegin Monica Gschwind im Amt. Sie ist als neue Bildungsdirektorin auch für den Uni-Vertrag zuständig. Haben Sie sich schon getroffen?
Ja, allerdings entgegen meinen Gepflogenheiten bereits vor ihrem Amtsantritt, da sie sich intensiv zu Themen geäussert hatte, die auch in meinen Zuständigkeitsbereich fallen.
«Entscheidend aber ist, wie wir alle ohne Schaden da herauskommen.»
Sie haben also aktiven Handlungsbedarf für eine Unterredung gesehen.
Ja, vor allem wegen einiger Äusserungen im Wahlkampf: Da ging es um Lehrpläne, um HarmoS und weitere Vorhaben, die für uns gemeinsam wichtig sind. Ich war neugierig, es handelte sich um ein informatives Gespräch.
Was hat die Neuverhandlung im Rahmen der Sparpläne für Auswirkungen auf die Zusammenarbeit zwischen den Kantonen?
Mir ist wichtig, festzuhalten: Die beiden Kantone pflegen eine enge Partnerschaft. Natürlich ist das Sparprogramm jetzt eine Belastungsprobe fürs Ganze. Wie in jeder Beziehung gibt es Situationen, in denen es knarrt im Gebälk. Entscheidend aber ist, wie wir alle ohne Schaden da herauskommen. Es geht hierbei ganz konkret um Institutionen, die nicht beschädigt werden sollen, und in meinem Zuständigkeitsbereich handelt es sich dabei um die gemeinsame Universität Basel.
Und wo kann Basel-Stadt den Baselbietern entgegenkommen?
Basel-Stadt hatte für 2017 bereits ein Entgegenkommen signalisiert, das Baselland entlasten kann. Dabei ging es um eine Mietreduktion der Uni für Gebäude, die Basel-Stadt gehören, was sich positiv für die Baselbieter Seite auswirken würde. Grund ist, dass die Standortvorteil-Regelung per Ende 2016 ausläuft, die Basel verpflichtet, 10 Prozent des Restdefizits der Universität allein zu tragen. Aber profunde Verhandlungen haben noch nicht stattgefunden.