Am 21. Mai treffen in London zwei Boxwelten aufeinander, der Prattler Arnold Gjergjaj kämpft gegen David Haye. Wir haben beim ehemaligen Weltmeister im Trainingscamp in England angerufen.
In einem Monat wird der Prattler Profiboxer Arnold «The Cobra» Gjergjaj in London seinem bisher härtesten Gegner gegenüberstehen. Der frühere Weltmeister David Haye steckt mitten im Training, wir konnten am Telefon mit ihm über seine Vorbereitungen sprechen.
David Haye, was wissen Sie über Arnold Gjergjaj, Ihren nächsten Gegner?
Ehrlich gesagt nicht allzu viel. Im Internet ist leider nur wenig Filmmaterial zu finden. Ich weiss, dass Arnold schnelle Hände hat, für seine Grösse sehr beweglich ist und viel einstecken kann. Im Schwergewicht gibt es mit Deontay Wilder nur einen Boxer, der länger ungeschlagen ist als Arnold. Es wird ein harter Kampf, so viel steht fest.
Haben Sie bei ihm bereits eine Schwäche ausgemacht?
Falls er eine Schwäche hat, gehe ich davon aus, dass diese bis zu unserem Kampf behoben sein wird. Ich schaue generell nie auf die Schwäche meiner Gegner, das würde mir bloss ein falsches Sicherheitsgefühl vermitteln. Ich bereite mich auf einen zähen Kampf vor. Arnold wird nicht leicht zu schlagen sein. Ich werde ihn mit meiner überlegenen Erfahrung zermürben müssen.
Die Boxwelt hat enttäuscht reagiert, als Sie Gjergjaj als Ihren nächsten Gegner präsentiert haben.
Boxjournalisten interessieren sich nur für grosse Titelkämpfe. Sie wären bei jedem Gegner enttäuscht gewesen. Ich kehre nach vier Jahren zurück in den Ring und nun muss ich mich in die vorderen Ränge zurückkämpfen. Die Enttäuschung wird verfliegen, sobald wir uns im Ring gegenüberstehen. Das wird ein spektakulärer Kampf.
Ist die Kobra für Sie lediglich ein Zwischenstopp auf Ihrem Weg zum Titelkampf?
Der nächste Kampf ist für mich immer der wichtigste Kampf. Wenn ich nicht gegen Arnold kämpfe, werde ich später auch nicht um einen Titel kämpfen können. Ich muss diesen Kampf unbedingt gewinnen und zwar vorzeitig. Ein Sieg nach Punkten wäre nicht gut genug. Ich halte mich für den besten Boxer der Welt und so muss ich am 21. Mai auch auftreten. Alles andere wäre peinlich.
Beim Schwergewichtsboxen ist alles möglich, ein Schlag kann einen Kampf entscheiden. Gjergjaj ist berühmt für seinen harten Punch. Was passiert, wenn Sie verlieren?
Ich denke nie ans Verlieren. Aber mir ist klar, was passieren kann. Wenn Arnolds rechte Hand auf meinem Kinn landet, könnte ich zu Boden gehen.
An der Medienkonferenz hat Gjergjaj Sie mit den Worten begrüsst: «Hallo England, hallo London … hallo Haye.» Wurden Sie zuvor schon einmal so begrüsst?
Nein, das hat es noch nie gegeben (lacht). Aber er hat gut ausgesehen, selbstbewusst und bereit für alles. Das ist seine Chance, der Welt zu zeigen, dass er ein Boxer von Weltformat ist. Ich bin überzeugt, er wird diese Chance nutzen. Hinter ihm steht der ganze Kosovo und die ganze Schweiz. Sollte er mich schlagen, stehen ihm die Türen offen für einen Titelkampf. Garantiert. Der Sieger dieses Kampfes hat Anrecht auf einen Titelkampf.
Dennoch, am 21. Mai treffen zwei komplett verschiedene Welten aufeinander.
Das stimmt. Ich bin ein sehr erfahrener Boxer und habe als Champion verschiedener Gewichtsklassen bereits einige Titel verteidigt. Arnold wird nicht gegen diese Erfahrung ankommen.
Sie treten heute viel ruhiger auf. Früher haben Sie sich an Medienkonferenzen geprügelt und grosse Sprüche geklopft. Ist der neue David Haye ein weiserer Mann geworden?
Ja, ich hab früher verrückte Dinge gemacht. Aber ich bin älter geworden und habe realisiert, dass sich ein Weltklasse-Athlet nicht so verhalten kann. Ich sollte ein Vorbild sein.
Eine letzte Frage: Wird der Kampf gegen die Kobra länger dauern als Ihr letzter Kampf gegen Mark de Mori, den Sie nach zwei Minuten K.o. geschlagen haben?
Definitiv. Arnold wird heftigen Widerstand leisten. Ich werde seinen Kampfgeist langsam brechen müssen. In der siebten oder achten Runde wird er aber zu Boden gehen. Ich finde immer einen Weg.