Der knorrige Klang des Lebens

René Fisch hat mit «Basel» ein eindringliches Mundartalbum geschrieben. Am Sonntag, 10. März, wird das Werk mit Gästen wie Vera Kaa in den baselcitystudios getauft.

Meldet sich nach langer Absenz als Mundartmusiker zurück: René Fisch. (Bild: Nils Fisch)

René Fisch hat mit «Basel» ein eindringliches Mundartalbum geschrieben. Am Sonntag, 10. März, wird das Werk mit Gästen wie Vera Kaa in den baselcitystudios getauft.


René Fisch, 61, ist Zürcher, aber seine Wahlheimat ist seit 20 Jahren Basel. Derart eng ist die Bindung geworden, dass er der Stadt nun eine Platte gewidmet hat. «Basel» heisst sie, und in einem Lied, das denselben Titel trägt, besingt er poetisch und doch konkret persönlich, was ihm Basel zur Heimat macht: Die Kneipen und die Menschen. Die Stadt kennengelernt hatte er erstmals in den 1970er-Jahren, als er sich an der Musik-Akademie zum klassischen Saxofonisten ausbilden liess.

Danach arbeitete er als Werbetexter und lernte den Branchenkollegen Martin Suter kennen, der auf «Basel» auch einen Liedtext beigesteuert hat. Als Werbetexter arbeitet Fisch noch immer, halbtags, daneben hat er die Musik wiederentdeckt: «Basel» ist eine knorrige, karg arrangierte Platte geworden, auf der René Fisch mit einer tiefen, gegerbten Stimme vom Leben singt: von Hoffnungen und Narben, vom Trinken und vom Tod – und immer wieder von den Frauen. Auf eine derart eindringliche Weise, dass man an die späten Alben von Johnny Cash denkt. Am Sonntag, 10.3., tauft er sein Album in den baselcitystudios auf dem Dreispitz, mit Gaststimmen wie jenen von Vera Kaa und Victor Hofstetter sowie Instrumentalisten wie Martin Buess, Andi Gisler und Michael Pfeuti. Da drängen sich einige Fragen auf.

René Fisch, Sie reden noch immer ein deutliches Zürichdeutsch. Was brachte Sie nach Basel?

Zürich ist nicht mehr die Stadt, die ich noch in den Achtziger Jahren kannte. Damals gab es noch den Club Roxy, ein erstklassiges Etablissement, wo man bis zwei Uhr morgens warm essen konnte. Dort verkehrten Stephan Eicher, Fischli und Weiss, die Herren von Yello und all die anderen Nachtmenschen. Heute ist Zürich anders. Zu sehr auf Leistung und Erfolg getrimmt. Ich bin dort vielleicht noch einmal pro Jahr. Mein Album über Basel ist natürlich ein Bekenntnis, dass ich mich hier heimisch fühle. Aber einen konkreten Grund, warum es gerade diese Stadt ist, gibt es nicht. Ich bin nicht einmal mehr häufig in den Kneipen, am liebsten bleibe ich zuhause und schreibe an meinen Liedern.

In den 90er-Jahren hatten sie bereits einmal musikalisch mit Basel zu tun. Mit dem Basler Musiker Felix Hohl veröffentlichten sie 1994 als Duo Fischhohl das Mundartalbum «La Mamma», das auf ein gutes Echo stiess. Warum ist nicht mehr daraus geworden?

Die Reaktionen waren gut, das stimmt, in einem Artikel in der alten «Weltwoche» wurden wir auf eine Stufe mit Züri West und Patent Ochsner gesetzt, die damals ihre ersten grossen Erfolge feierten. Aber das Album verkaufte sich nicht – und auch die Konzertengagements blieben überschaubar. Ich weiss nicht, woran das lag. Vielleicht am Dialekt, Mundartrock war damals eine berndeutsche Hochburg. Die Enttäuschung war so gross, dass ich es mit der Musik sein liess. Bis jetzt.

Nach über 15 Jahren kehren Sie als Musiker zurück. Warum?

Vor drei Jahren war ich in Italien im Urlaub. Dort, nachts am Strand, überkam mich der Drang, wieder neue Lieder zu schreiben. Ich kehrte heim und sass danach fünf Nächte am Klavier und schrieb, daraus ist dieses Album entstanden. Als hätte ich die Lieder erbrechen müssen.

Mit «La Mamma» thematisierten Sie punktuell ihre jahrelange Drogensucht. Auf «Basel» sind die Themen allgemeiner, aber auch tiefer – als ziehe da jemand Bilanz über das Leben. Was inspirierte sie?

Das Leben, die Menschen, Erfahrungen, die man macht, und Orte, die man besucht. Die Drogen sind kein Thema mehr, diese Zeit ist seit über 15 Jahren gottseidank vorbei.

Dennoch spielt die Musik, für die sie einige bekannte Basler Profimusiker engagiert haben, auf ihrem Album eine karge, aber atmosphärisch sehr wirkungsvolle Rolle. Absicht?

Ja. Das ist auch meinem Produzenten, Darren Hayne, zu verdanken. Er mochte meine Stimme und hat sie deutlich ins Zentrum gestellt. Die Platte hat dadurch einen sehr reifen Klang erhalten. Das gefällt mir sehr.

 

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