Peter Schär, Leiter der Basler Stadtreinigung, sieht in den geplanten Unterflurcontainern nur Vorteile. Die Ausfallquote bei seinen Mitarbeitenden sei mit dem heutigen System hoch, sagt er.
Seit einem Jahr ist der Umweltingenieur Peter Schär Chef der Stadtreinigung mit insgesamt 270 Mitarbeitenden. Der im Kanton Aargau wohnhafte 45-Jährige hat am jetzigen Basler Abfall-Entsorgungssystem wenig Freude.
Peter Schär, fühlen Sie sich wohl in Basel?
Und wie! Das Jahr ist sehr schnell vorbeigegangen. Ich habe mich gut eingelebt.
Zuvor waren Sie Leiter der Abteilung Entsorgung & Recycling Zürich. Ist Zürich punkto Sauberkeit Ihr Vorbild? Bei Ihrem Vorgänger Alexander Isenburg war dies ja der Fall.
Zürich ist diesbezüglich nicht besser als Basel. Ich finde jede grössere Schweizer Stadt punkto Sauberkeit vorbildlich, zumal es nicht sehr grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Grossstädten gibt. Es sind alle ähnlich herausgefordert in diesem Bereich.
Was ist Ihnen in Basel als Erstes aufgefallen?
Die Bebbi-Säcke.
Positiv oder negativ?
Ich finde die Bebbi-Säcke am Strassenrand störend. Es ist nicht gerade schön, wenn man beim Spazieren links und rechts Säcke sieht, die teilweise bereits aufgerissen sind. Ich bin mir die Situation aus Zürich gewohnt. Dort sieht man keine Säcke mehr herumstehen, diese werden meistens unterirdisch entsorgt.
Eine unterirdische Lösung ist auch für Basel geplant. Gegen die teilweise Einführung von Unterflurcontainern wurde jedoch das Referendum eingereicht. Nun unterstützt sogar die Regierung das Referendum, obwohl sie für Unterflurcontainer ist. Eine absurde Situation!
Es ist eine verzwickte Situation – aber nicht absurd. Die Unterstützung der Regierung für das Referendum macht Sinn. Denn der ursprüngliche Vorschlag der Regierung sah eine flächendeckende Einführung von Unterflurcontainern vor. Im Grossen Rat hat man sich allerdings auf einen halbherzigen Kompromiss geeinigt und entschieden, dass es künftig das bisherige System und Unterflurcontainer geben soll. Es ist sinnlos und kaum umsetzbar, in einer Stadt zwei unterschiedliche Abfallsysteme zu haben. Zudem würde diese Lösung nicht weniger Geld kosten, sondern mehr. Mit einem Ja zum Referendum könnten wir nochmals über die Bücher gehen und eine neue Lösung präsentieren.
«Das unterirdische Abfallsystem würde uns eine Unabhängigkeit schaffen.»
Sind Sie zuversichtlich, dass die Unterflurcontainer tatsächlich kommen? Der Widerstand ist ziemlich gross.
Ich bin guter Dinge. Früher oder später wird man mit dem Kehricht auch in Basel unter den Boden gehen, da es die beste Lösung ist.
Was spricht dafür?
Alles. Die Dienstleistung an die Bevölkerung wäre besser. Heute kann man nur zweimal 12 Stunden pro Woche seinen Bebbi-Sack entsorgen. Mit dem Unterflurcontainer-System wäre dies jederzeit möglich. Man ist somit viel flexibler.
Aber gerade für ältere Menschen stellt das neue System eine Hürde dar.
Ich verstehe eine anfängliche Skepsis bei älteren Menschen, doch ich sehe auch hier mehrheitlich Positives. Denn jemand, der nicht 100 Meter bis zum nächsten Unterflurcontainer laufen kann, ist meistens ohnehin auf Hilfe angewiesen. Und für diese unterstützende Person ist es nur von Vorteil, wenn sie den Abfall jederzeit entsorgen kann und nicht mehr zeitlich eingeschränkt wird.
Und was wäre der Vorteil für Sie?
Für uns als Stadtreinigung ist sicherlich die Entkoppelung der Vorteil: Die Bevölkerung kann jederzeit entsorgen – und wir können unsere Touren so planen, wie es am Besten für uns ist. Das unterirdische Abfallsystem würde uns eine Unabhängigkeit schaffen. So müssten wir der Bevölkerung nicht mehr mitteilen, wenn wir unsere Touren umstellen. Und natürlich wäre das neue System für die Mitarbeitenden eine Entlastung.
Sie meinen gesundheitlich?
Ja. Wenn man 20 Jahre Bebbi-Säcke vom Strassenrand ins Kehrichtfahrzeug geladen hat, hängt das schon sehr an.
«Wenn man 20 Jahre Bebbi-Säcke vom Strassenrand ins Kehrichtfahrzeug geladen hat, hängt das schon sehr an.»
Gibt es denn viele Mitarbeitende mit gesundheitlichen Problemen?
Wir haben eine relativ hohe Ausfallquote. Es gibt schon einige Leute, die nicht mehr für diese Arbeit infrage kommen, weil sie sie schon zu lange machen und darunter leiden. Mit dem neuen System würde der Mitarbeiter einen Kran bedienen, das wäre körperlich völlig bedenkenlos.
Schon bald fängt der Frühling an und mit ihm die Littering-Saison. Graut Ihnen davor?
Das nicht gerade. Aber es ist natürlich eine Herausforderung: Am Rheinbord, beim Theater oder auf dem Barfi geht bei schönem Wetter schon ziemlich die Post ab. Das gibt viel Arbeit für uns. Wobei man nicht vergessen darf: der grosse Teil der Bevölkerung entsorgt seinen Abfall richtig. Es sind nur wenige, die aus der Reihe tanzen – und uns damit auf Trab halten.