«Die Bündner haben sich nicht blenden lassen»

Nach ihrem Sieg gegen einen hoch überlegenen Gegner will die Bündner SP-Nationalrätin Silva Semadeni wissen, woher die Millionen der gescheiterten Olympia-Befürworter genau kamen.

SP-Nationalrätin Silva Semadeni: «Die Olympia-Promotoren hatten in allen Tälern viel versprochen. Aber die Mehrheit der Menschen hat das als nicht realistisch durchschaut.» (Bild: Arno Balzarini)

Nach ihrem Sieg gegen einen hoch überlegenen Gegner will die Bündner SP-Nationalrätin Silva Semadeni wissen, woher die Millionen der gescheiterten Olympia-Befürworter genau kamen.

Frau Semadeni, was sagen Sie zu Ihrem Erfolg gegen die Olympia-Promotoren?

Ich freue mich sehr und bin stolz auf die Bündner.

Und mit dem Nein ist Olympia 2022 in der Schweiz nun definitiv vom Tisch?

Ja, definitiv. Das war die Abmachung. Davos, St. Moritz und der Kanton hätten alle drei zustimmen müssen. Jetzt hat der Kanton klar Nein gesagt. Damit ist die Sache erledigt.

Was sehen Sie als Hauptgrund für Ihren Erfolg?

Das ist eben gerade das Interessante, dass sich das Bündner Volk von der Millionenkampagne der Olympia-Promotoren nicht hat blenden lassen. Dass sie auch die Einmischung und Versprechungen aus Bundesbern vorab durch die Bundes-Milliarde von Sportminister Ueli Maurer nicht hereingefallen sind. Dafür, dass es das geschafft hat, bewundere ich das Bündner Volk.

Ist das Nein auch für Sie persönlich ein Erfolg und gute Politwerbung?

Ich bin eine, die sich engagiert, weil sie an die Sache glaubt. Ob das für mich gute Werbung war, oder nicht, werden wir sehen.

Hat die massive Werbung für Olympia etwa gar kontraproduktiv gewirkt?

Teilweise sicher. Ich habe jedenfalls das Wort «Overkill» verschiedentlich gehört. Die einseitige Werbekampagne der Ringier-Presse wurde hier als ganz schlimm empfunden. Und auch die Einmischung von Bundesrat Ueli Maurer ist teils nicht gut angekommen.

«Das Volk hat eine wenig transparente Elite zurückgepfiffen.»


Und das hat den Ausschlag gegeben?

Das kann ich noch nicht beurteilen. Ich denke aber, die Menschen in unserem Kanton haben pragmatisch überlegt. Sie konnten sich von einem solchen Riesenprojekt nichts Positives vorstellen für die Zukunft unseres schönen Kantons.

Ging es auch um Neid, in Tälern, wo nichts stattgefunden hätte?

Die Olympia-Promotoren hatten in allen Tälern viel versprochen. Aber die Mehrheit der Menschen hat das als nicht realistisch durchschaut. Das hat mit Neid nichts zu tun.

Hat sich das Volk gegen die Elite durchgesetzt?

Sicher auch. Wenn ich schon nur die Budgets anschaue: Wir hatten 80 000 Franken – unsere Gegner hatten Millionen. Das Volk hat eine wenig transparente Elite zurückgepfiffen.

Wenig transparent, in welchem Sinn?

Vor allem im finanziellen Sinn. Da flossen Millionen – und man weiss wenig woher genau. Ich wäre sehr froh, wenn man da noch Klarheit schaffen könnte, woher das grosse Geld kam – und welche Interessen genau dahinter steckten.

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