«Es war eine Reise ins Ungewisse»

Zuerst kursierte das Gerücht, das dann unter dem Namen The Rumours Wirklichkeit wurde: Ein Musikprojekt von Schweizer Rap- und Popmusikern, initiiert von Benjamin Noti und produziert von Thomas Rechberger. Vor ihrem Heimspiel in der Kuppel erzählen die beiden Basler Gitarristen, wie es dazu kam.

Freuen sich über das Pop-Experiment mit anderen Schweizer MusikerInnen: Benjamin Noti und Thomas Rechberger. (Bild: Tabea Hüberli)

Zuerst kursierte das Gerücht, das dann unter dem Namen The Rumours Wirklichkeit wurde: Ein Musikprojekt von Schweizer Rap- und Popmusikern, initiiert von Benjamin Noti und produziert von Thomas Rechberger. Vor ihrem Heimspiel in der Kuppel erzählen die beiden Basler Gitarristen, wie es dazu kam.

Als «bunten rockigen Haufen» bezeichnete sie die «Mittelland Zeitung» eher unglücklich, «Die Rasselbande» titelte die «Sonntags-Zeitung». The Rumours nennt sich das Projekt, und wie eine Rasselbande fühle sich das derzeit auch an, auf Tour mit 13 Leuten, sagt Initiant Benjamin Noti, den man in Basel erstmals durch die Band Penta-Tonic wahrnahm.

Der Gitarrist hat für seine Songs Berner Rapper wie Greis oder Steff La Cheffe und Basler Musiker wie Anna Rossinelli und Thomas Rechberger gewonnen. Aus dieser Zusammenkunft von 13 Leuten resultierte ein ganzes Album, das am Mittwoch 19. November (20 Uhr) in der Basler Kuppel vorgestellt wird. Wie es dazu kam, was knifflig war und was einfach, das haben wir Noti und Rechberger gefragt.

Benjamin Noti, was führte zu The Rumours?

Ich habe das Pech, dass ich nicht singen kann. Das ist aber auch mein Glück, denn in diesem Fall führte es dazu, dass ich im Frühjahr einen Stapel Demos bündelte und diesen verschiedenen Musikern gab. 

Was schwebte Ihnen ursprünglich vor?

Noti: Mir gefiel das letzte Album der Black Keys enorm. Diese Klangästhetik mal mit Rap zusammenzuführen, das reizte mich mega. Also drückte ich zunächst mal Greis ein Demo in die Hand. Doch daraus ergab sich nichts. Dann erzählte ich Thomas davon, und fragte immer mehr Leute an, mit Anna Rossinelli und Georg Dillier hatte ich gerade viel Kontakt. Greis öffnete mir die Türen zu Steff La Cheffe und Manillio, letzterer brachte Bubi Rufener ins Projekt, und so weiter.

Sie haben Greis erwähnt, mit dem Sie Chansons auf die Bühne bringen, als Duo Noti Wümié.

Ja, durch die Zusammenarbeit mit Greis habe ich überhaupt erst Zugang zur Berner Szene erhalten. Und auch zur Mundartmusik, die ehrlich gesagt vorher an mir vorbeigegangen war. 

Wann stiessen Sie dazu, Thomas Rechberger?

Als die beiden bei mir im Alterna Studio ihr Noti-Wümié-Album aufnahmen. Durch die Studioarbeit lernten wir uns kennen und schätzen. Als mir Beni im Frühling erzählte, dass er diese Idee habe, mit mehreren Sängern und Rappern was zu machen, konnte ich mir das aber nur schwer vorstellen. Er schob einige Demos rüber, und die gefielen. Doch, das hatte Hand und Fuss. So stieg ich ein, als Gitarrist und auch als Produzent. 

War von Beginn weg ein Album geplant?

Noti: Nein, überhaupt nicht. Ich hörte einfach verschiedene Stimmen für meine Songs, auch unbekanntere wie Tilla Künzli und Debrah Scarlett, beides junge Basler Sängerinnen, die noch viel zu wenig bekannt sind. Aber am Anfang war weder ein Konzert noch ein Album geplant. 

Rechberger: Niemand wusste, ob das Ganze überhaupt fruchten würde. Es war eine Reise ins Ungewisse – und alle hatten Lust darauf, gerade auch, weil man sich durch ein solches Projekt von einer anderen Seite zeigen kann.

Und auch, weil man so mal aus Rollenmustern ausbrechen kann? Sie etwa sind seit 15 Jahren Gitarrist der Lovebugs.

Rechberger: Genau. Für mich war es sehr interessant und inspirierend, mal wieder mit ganz anderen Leuten Musik zu machen. Den experimentellen Charakter des Projekts finde ich zentral. Es war nicht so, wie man vielleicht lesen konnte, dass man eine All-Stars-Formation gründen wollte. Sondern dass da Songs waren, die für verschiedene Stimmen geeignet waren und verschiedene Leute zusammenführen sollten. 

Die Vergleiche zu einer Super Group gefallen Ihnen also weniger?

Noti: Ja, denn so fühlt es sich auch nicht an. Und so rechnet es sich im Übrigen auch nicht. Es ist keine Major-Firma involviert, die das Ganze entspechend vermarkten würde.

Rechberger: Es kam für uns auch nicht in Frage, dass eine grosse Firma bei den involvierten Künstlern oder Songs mitreden würde. Es wären wohl einige Leute wieder abgesprungen, wenn diese Freiheit von kommerziellen Interessen beeinträchtigt worden wäre.

Noti: Ich wünsche mir auch, dass die Leute aus Neugierde an der Musik an unsere Konzerte kommen.

Die Organisation eines Nebenprojekts von 13 MusikerInnen: Das muss ein immenser Aufwand sein.

Noti: Es war megakrass. Aber auch sehr cool. Als es darum ging, die Demos konkreter auszuarbeiten, gingen die Aufnahmen um die Welt. Greis war gerade in New York, nahm dort was auf. CBN und Manillio nahmen ihre Verse in Zürich auf, ein anderer Teil entstand am Mischpult von Oli Bösch in Bern. Den Grossteil trugen wir dann in den Basler Alterna und Ground Control Studios zusammen.

Rechberger: Was dazu führte, dass einige Ideen sich in etwas völlig Neues weiterentwickelt haben. «Manitu», die Single, klang ursprünglich ganz anders. Sehr spannend, wie da Teile wegfielen und neue hinzugefügt wurden.

Noti: Der Song blieb bis zum Schluss umstritten, es gab zwei Refrains, die Meinungen waren geteilt. 

Rechberger: Dennoch waren immer alle sehr kooperativ und kompromissbereit, was eigentlich noch erstaunlich ist, wenn man denkt, wie viele Alpha-Tierchen bei diesem Projekt aufeinandertreffen. 


Wer hat im Zweifelsfall, wenn Uneinigkeit herrschte, mal diplomatisch vermittelt?

Rechberger: Beni hat da ein prima Händchen bewiesen…

Waren Sie also jener, der …

Noti: … es allen Recht gemacht hat? Ja, ausser mir selber. (lacht) Nein, im Ernst, es gab eigentlich nie eine Situation, wo man jemandem mitteilen musste, dass sein Refrain jetzt nicht mehr im Rennen sei. 

Rechberger: Es sind alle ja auch selber Songwriter, das heisst, alle haben ein Grundverständnis für die Sache, wussten, welcher Beitrag wo Sinn machte, ohne dass alles umgekrempelt werden musste.

Musste nie jemand den Diktator raushängen?

Noti: Bei «Manitu» mussten wir dann aus Zeitdruck Entscheidungen fällen. 

Rechberger: Es ist eine allzu romantische Vorstellung, dass sich zuerst mal alle treffen, auf A-Dur beginnen und dann einen Song schreiben. Das war unmöglich. Das hätte so viel Zeit gebraucht.

Noti: Was ich verblüffend finde, ist, dass alle ein Grundvertrauen in die Sache hatten. Anna Rossinelli trat noch nie in einem Rapkontext auf. Und liess sich ohne Berührungsangst darauf ein. 

Rechberger: Die Demo-CD mit 20 Songideen überzeugte einfach, man hörte, dass da Substanz war und eine gute Grundidee.

Wann standen erstmals alle Protagonisten im selben Raum?

Noti: Erst beim ersten Gig.

Und da fehlte niemand?

Rechberger: Doch, selbst da fehlten zwei Leute, muss man ehrlicherweise sagen. Es ist eine Kunst, all die Terminpläne abzugleichen. Aber es sind immerhin fast alle dabei an den Konzerten.

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Live: Kuppel, Basel, 19. November. 20 Uhr

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