Warum nur sassen wir bis am Sonntag, als nach Mitternacht Schweizer Zeit das Olympische Feuer erlosch, alle gebannt vor dem Fernseher und litten mit fremden Menschen in London? Gregor Dill, Leiter Sportmuseum Schweiz, hat eine Vermutung.
Eine lange Vorrede ist für einmal nicht nötig. Die Olympischen Spiele in London sind eine Echtzeit-Veranstaltung. «Fangt an – ich will zurück zum Fernseher!», begrüsst uns Gregor Dill, Leiter Sportmuseum Schweiz, in seinem Büro an der Grünpfahlgasse in Basel. Also los.
Gregor Dill, Sie haben uns zur Eile angehalten. Ganz im Ernst: Warum verbringen wir unsere Bürotage vor dem Fernseher und fiebern bei Sportarten mit, die uns eigentlich überhaupt nicht interessieren?
Das war eigentlich ein Scherz. Vier Jahre gehen wir an keine Springkonkurrenz, schauen uns auch sicher nicht einen Wettbewerb im Fernsehen an. Aber heute geht es eben darum, ob die Schweiz eine Medaille gewinnt. Ob wir eine Medaille gewinnen. Der Nationalismus ist ein entscheidender Teil der Erfolgsgeschichte der Olympischen Spiele, er ist eine Konstante. Bei den Spielen geht es nicht um den Wettkampf zwischen Athleten. Es geht um den Kampf der Nationen. Die Olympischen Spiele sind ein internationaler Krieg mit friedlichen Mitteln.
War das tatsächlich die Idee von Pierre de Coubertin, dem Gründer der Olympischen Spiele der Neuzeit?
De Coubertin hatte durchaus erzieherische und pazifistische Absichten, als er die Spiele am Ende des 19. Jahrhunderts initiierte, im Zeitalter des Imperalismus und des aufkommenden glühenden Nationalismus. Aber auch de Coubertin brachte die politische Weltkarte nicht aus seinem Kopf: Als er 1894 das IOC gründete, wollte er um Gottes willen keinen Deutschen im Komitee, obwohl der Deutsch-Französische Krieg bereits 20 Jahre her war.
Also war die Heuchelei bereits zu Beginn der Spiele im System vorhanden?
Einerseits war es die pazifistische Idee vom friedlichen Kampf der Nationen, andererseits repräsentierte man die kriegerische und aggressive Aufteilung der Welt. Das Nationenspiel als Teil der kriegerischen Ausgangslange des 20. Jahrhunderts hat die olympische Bewegung mitgetragen und war ein integraler Bestandteil dessen, was Pierre de Coubertin eigentlich überwinden wollte. Allerdings lassen sich schon pazifistische Elemente erkennen.
Ja?
Nehmen Sie Louis Zutter aus Neuenburg, der 1896 als erster Schweizer eine Goldmedaille gewann. Er reiste gegen den Willen des Eidgenössischen Turnverbands nach Athen und turnte am Pauschenpferd. Der Verband war eben keine pazifistische Organisation und trat für die Wehrhaftigkeit der Bevölkerung ein.
Lassen sich eigentlich Politik und Olympische Spiele trennen?
Nie. Die politische Weltkarte ist die Weltkarte des IOC. Und die Olympischen Spiele sind eine politische Veranstaltung, weil die Welt politisch aufgeteilt ist. Darum können die Spiele auch nicht politisch missbraucht werden – weil sie schon politisch sind. Man kann höchstens politisch mit den Spielen in die eine oder andere Richtung jonglieren.
Trotzdem gab es einen Aufschrei, als die Spiele 2008 in China stattfanden, einem totalitären Staat.
Praktisch alle Länder der Welt sind Mitglied beim IOC und auch bei der Fifa. Wir wissen, dass die Welt keine demokratische ist. Insofern sind IOC und Fifa so undemokratisch und demokratisch, so korrupt oder eben nicht, wie es die Welt ist. Der Fall von China ist insofern speziell, weil mit China eine Urangst des Abendlands heraufbeschworen wird: die Angst vor der gelben Gefahr. Sobald China eine Medaille in einer neuen Disziplin gewinnt, zucken alle anderen Länder zusammen: Jetzt werden wir von den Chinesen überrollt. Dabei ist die Angst – wie auch jene vor der roten Gefahr durch den Russen – total irrational.
Warum?
China hat 1,3 Milliarden, die Schweiz 0,007 bald 0,008 Milliarden Einwohner. Eigentlich müsste China 186-mal mehr Medaillen holen als die Schweiz. In London wären das beim aktuellen Zwischenstand über 370 Medaillen – dabei haben sie erst 60! Geht man von der Einwohneranzahl aus, ist China eine der schlechtesten Sportnationen überhaupt.
Hat sich der politische Charakter der Spiele über die Jahre verändert? Wir leben heute nicht mehr in der Imperialisten-Welt des 19. Jahrhunderts.
In einer globalen, transnationalen Welt wirken die Olympischen Spiele in der Tat etwas anachronistisch. Auf der anderen Seite gibt es grosse Teile der Welt, in denen der Nationalismus erst am Entstehen ist. In diesen Teilen der Welt haben die Olympischen Spiele noch eine andere Resonanz als etwa in der Schweiz. Bei uns war die Euphorie etwa in den 70er-Jahren noch viel krasser als heute.
Aber auch einseitiger. Heute sind selbst die Linken und Alternativen enttäuscht, wenn unser Leichtgewichtsvierer nur Fünfter wird.
Der Schweizer Nationalismus ist im Gegensatz etwa zu den 80er-Jahren nicht mehr ganz so konservativ und aggressiv. Patriotismus ist kein politisches Bekenntnis mehr, ob man links oder rechts tickt. Spätestens seit den Skandalen in den 90er-Jahren hat sich die ausschliesslich konservative Lesart des Patriotismus herausgewaschen. Patriotismus ist auch nicht mehr so wichtig – viele schauen sich die Olympischen Spiele an, weil sie gut unterhalten werden wollen.
Welche Rolle spielen dabei all die Skandale und Skandälchen, die wir an allen Olympischen Spielen erleben?
Eine grosse! Alle Olympischen Spiele haben ihre zwei, drei, vier Skandale gehabt. Der mit Strychnin und Brandy gedopte Marathonläufer Thomas Hicks 1904, der Ausschluss von Karl Schranz 1972, der Dopingskandal um Ben Johnson 1988 – das sind Ereignisse, die unsere Erinnerungskultur an die Spiele beeinflussen und den Mythos von Olympia begründen.
Braucht es eigentlich Olympische Spiele?
(Überlegt lange.) Brauchen? Nein, brauchen nicht. Aber es ist auch die falsche Fragestellung. Ich bin kein Sportpolitiker, der die Spiele fördern oder reinigen möchte. Ich stelle nur fest. Das ist auch die Perspektive vom Sportmuseum Schweiz: Sport ist nicht gut oder schlecht, nötig oder unnötig. Sport ist. Und wir sind da, um den Sport und seine Begleiterscheinungen zu beobachten und einzuordnen.
Olympia wird in mehr Länder übertragen, als die UNO Mitglieder hat. Was sind abgesehen vom Nationalismus die Gründe für diese Faszination?
Die Bedürfnispalette ist sehr breit. Die einen schauen, weil es die anderen auch schauen – Olympia als Gemeinschaftsakt. Andere wetten. Und dritte, zu denen ich mich auch zähle, interessieren die Olympische Spiele als eine Art Freakshow. Ich schaue sehr gerne Gewichtheben. Diese grossen, dicken Männer aus Ländern im Osten, die ich auf der Weltkarte nicht zeigen könnte, steigen alle vier Jahren aus ihrem dunklen Keller und haben sechs Versuche, um sich der Welt zu präsentieren. Das Freakige an den Olympischen Spielen manifestiert sich aber nicht nur im Körper der Athleten. Wenn man weiss, dass die Goldmedaillengewinnerin Nicola Spirig ihren Körper bis zum Erschöpfungsbruch trainierte, hat das auch etwas sehr Absonderliches. Wir beobachten an den Olympischen Spielen, wenn man so will, eine Horde von hochgezüchteten Zirkusfiguren. Und das kann auch ein Motiv sein, sich die Spiele im Fernsehen anzusehen.
Hat die Kommerzialisierung die Olympischen Spiele verändert?
Die Olympischen Spiele hatten immer ein grosses Sendungsbewusstsein. Von Beginn weg gab es Bücher über die Spiele. Der Titel des ersten war: «Die Olympischen Spiele von 776 v. Chr. bis 1896 n. Chr.». Das Buch haben wir in unserer Sammlung. Die Organisatoren wollten sich von Anfang an eine Tiefe geben, haben einen Mythos generiert und ihn mit gehörig Pathos versehen. Und dieses Produkt haben sie dann in die Welt getragen. Daher ist die Kommerzialisierung der Spiele nur ein konsequenter Weg: Die Medien tragen die Idee in die ganze Welt, die Sponsoren bezahlen es.
Und diktieren der restlichen Welt ihr Verhalten. Mit dem falschen Shirt kommt man nicht ins Stadion, nicht genehme Bilder werden von Twitter und Facebook gelöscht. Ist da überhaupt noch eine Steigerung möglich?
Aber ja. Grossveranstaltungen wie eine Fussball-Weltmeisterschaft oder Olympische Spiele werden heute in erster Linie fürs Fernsehen produziert. Es braucht nur einen kleinen Ausschnit im Stadion mit ein paar Fans, die gut ins 16:9-Format passen, um der Veranstaltung medial die richtige Atmosphäre zu verpassen. Fans im Olympia-Stadion sind wie das Studiopublikum beim «Sportpanorama»: Staffage zum perfekten Bild. Und das lässt sich noch perfektionieren: Irgendwann braucht es keine Fans mehr vor Ort.
Und trotzdem wirken die Olympischen Spiele dank der vielen Sportarten und Disziplinen anarchischer als eine Fussball-WM. Da sitzt eine südkoreanische Fechterin eine Stunde auf der Planche, weil sie ihre Niederlage nicht akzeptieren will, da wird ein Boxer zum Sieger erkoren, der eigentlich k. o. gegangen ist. Da scheint sich der Sport manchmal dem organisierten Skript zu entziehen.
Das hat damit zu tun, dass es die einzelnen internationalen Sportverbände sind, die die Wettkämpfe an den Olympischen Spielen organisieren. Und die sind natürlich höchst unterschiedlich in ihrer Professionalität – während die TV-Bilder natürlich bei allen Disziplinen gleich professionell produziert werden. Der Fussball ist ja praktisch ein eigener Wirtschaftszweig. Andere Weltverbände dagegen sind während einer Olympiade, also den vier Jahren zwischen den Spielen, weit von einer solchen Professionalität entfernt. Das habe ich bei diesem Badminton-Skandal gedacht: Dass jemand in den Gruppenspielen extra verlieren könnte, das hätte man antizipieren können. Der Fussball hat da seine Erfahrungen einfach schon gemacht. Ich denke da nur an dieses Ballgeschiebe in Gijon zwischen Deutschland und Österreich an der WM 1982. Da wurde aber niemand nach Hause geschickt.
Dass es einen Anspruch ans Fair Play gibt, ist doch verständlich?
Ja, diese Badminton-Spielerinnen wurden auch ausgebuht. Die Zuschauer haben schliesslich Geld bezahlt, um in dieser Halle sitzen zu dürfen. Ich glaube, sie haben das etwas dumm angestellt. Weltklasse-Spielerinnen könnten wohl smarter verlieren, als immer Anspielfehler zu begehen.
Und Fair Play gilt nichts mehr?
Was mich bei diesem Thema stört, ist, dass Fair Play als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Dieser Meinung bin ich nicht. Ich denke, dass man beim sportlichen Wettkampf an den Spielen immer davon ausgehen muss, dass die Mehrheit zu den Verlierern gehört. Die Übungsanlage ist nun einmal, dass ganz viele Athletinnen und Athleten antreten, es aber pro Wettkampf nur drei Medaillen gibt – 1896 gab es sogar nur Silber und Bronze. Das erzeugt viel Frust.
Viele Sportler werden vorher wissen, wo sie etwa landen werden.
Fussball-Manager Erich Vogel hat mal die Super League untersucht und herausgefunden, dass nur 20 Prozent der Clubs in einer Saison ihr Saisonziel erreichen. Wenn wir das auf die Spiele übertragen, dann müssen wir davon ausgehen, dass das Frustpotenzial bei 80 Prozent liegt. Weil 80 Prozent der Athletinnen und Athleten ihr Ziel nicht erreichen werden. Und dieser Frust führt zu Aggressionen, zu Twitter-Meldungen, die einem die Heimreise bescheren. Man muss sehen, was auf dem Spiel steht. Diese Leute haben ihr ganzes Leben dem Sport gewidmet wie Mönche oder Nonnen im Kloster. Und am Ende, was schaut am Ende dabei heraus? Gar nichts.
Ist die Freude am Fair Play nicht deswegen so gross, weil es eben nicht selbstverständlich ist?
Das sehe ich nicht so. Ich denke, dass es als selbstverständlich angesehen wird, dass ein Sportler fair ist. Nicht umsonst sagt man: «Das musst du sportlich nehmen.» Das heisst, man muss etwas akzeptieren, nicht allzu ernst nehmen. Viele Menschen sind sich darüber nicht im Klaren, wie präsent die Frustration im sportlichen Wettkampf ist. Das hat auch mit der Kameraführung zu tun: Der Sieger kommt ins Ziel – und alle Kameras stürzen sich auf den Sieger. Wer nicht zu den Siegern oder den gestürzten Favoriten gehört, wird nicht gezeigt.
Wir Sportkonsumenten haben doch einfach das Gefühl, dass wir ein Anrecht haben. Ein Anrecht darauf, dass die Sportler aus unserem Land gute Leistungen zeigen, dass alle Sportler fair sind und dass sie nicht dopen – oder sich zumindest nicht erwischen lassen. Gibt es dieses Anrecht tatsächlich?
Ja, tendenziell schon. Natürlich nicht juristisch (lacht). Aber im Rahmen des nationalen Gedankens an Olympischen Spielen ist der einzelne Athlet mein Vertreter. Und ich will, dass er gewinnt, dass er anständig ist und dass er mich gut vertritt. Und wenn er das nicht tut, dann macht er mich aggressiv. Also, wenn er verliert, wenn er dumm stürzt oder blöd twittert, dann nervt mich das (lacht).
Ausser Roger Federer kann doch niemand diesen Anspruch erfüllen.
Möglicherweise. Er kann es aus einer Position der Stärke heraus. Aus der Position dessen, der schon alles gewonnen hat. Aber wenn dann einer kommt, der so viel trainiert hat, dass er die Olympiaqualifikation geschafft hat – und jetzt kommt der entscheidende Wettkampf … Da ist das Denken doch sehr individuell. Da geht es um seine eigene Sportlerkarriere. Es ist ja in der Schweiz auch nicht so, dass er finanziell wahnsinnig getragen würde. Ein Schweizer Sportler, der opfert sein Leben dem Sport, muss unten durch, treibt hier und da etwas Geld auf und fristet ein einfaches Leben. Und wenn es dann nicht klappt, dann wird es problematisch. Weil er vielleicht gedacht hat, er gewinne eine Medaille und sei danach auf Rosen gebettet. Wenn er gewinnt, feiert er sein Individuum. Und wenn er verliert, zelebriert er seinen persönlichen Frust.
Ist das eine typisch schweizerische Wesensart?
Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass in anderen Nationen das Auftreten als Individuum ein Problem sein kann. Ein Scham-Problem, weil die kulturelle Prägung in diesen Nationen darauf ausgelegt ist, nicht als Einzelperson herauszustechen. Sich selbst zu repräsentieren, ist eigentlich frech. Diese ganze Wettkampfanlage, dass es einen Sieger gibt, der gross gefeiert wird, ist eine abendländische Erfindung. Siegern mit anderem kulturellem Hintergrund kann es da helfen, sich in die Landesfahne einzuwickeln. Da ist dieses Greifen nach der Landesflagge gar nicht so sehr als nationalistische Aktion zu verstehen. Indem ich mich in der Flagge verstecken kann, hebe ich mich nicht so sehr als Individuum hervor.
Wenn wir bei kulturellen Hintergründen sind, eine etwas heikle Frage: Ist die Medaillenverteilung nicht noch immer ein Abbild der kolonialisierten Welt? Europäer und Nordamerikaner können mit ihrem Geld überall mithalten, Afrikaner sind in den vergleichsweise weniger finanz-intensiven Kernsportarten wie Langstreckenlauf stark – und was macht eigentlich der Südamerikaner?
Eine schwierige Frage. Ein Mythos der Olympischen Spiele ist die Chancengleichheit. Aber die gibt es nicht. Das einzig Gleiche an den Athleten, die an der Startlinie des 800-Meter-Laufes stehen, ist, dass sie alle gleichzeitig dort stehen. Aber sie haben sicher nicht dieselben Chancen. Nehmen wir Schwimmen: Michael Phelps hat Schuhgrösse 52. Er nennt seine Füsse selbst Flossen. Ich war selbst Schwimmer – mit Flossen schwimmst du auf 100 Meter vier bis fünf Sekunden schneller. Wenn ich also gegen Phelps schwimmen würde, müsste mir erlaubt sein, Flossen anzuziehen. Das ist aber verboten.
Die Schweiz scheint immer zu Beginn in den Trendsportarten mithalten zu können – oder in Disziplinen, die viel Geld kosten, um sie überhaupt ausüben zu können.
Was natürlich ein Faktor ist: das technische Know-how. 1980 hat die Schweiz im Zweierbob Gold geholt, weil sie unter anderem einen versenkbaren Anschubgriff und dazu Kufen aus einer wärmespeichernden Legierung hatte. Oder nehmen sie die gekrümmte Skibindung von Medartis für Simon Ammann im Skispringen. Heute springen alle so, da hatte die Schweiz einen technischen Vorteil. Und beim Snowboarden hatte die Schweiz den grössten Anteil von Snowboardern unter den alpinen Wintersport-Treibenden. Also spielen kulturelle, technologische und finanzielle Vorteile immer eine Rolle. Sie hebeln die Chancengleichheit aus. Die Chancen der Chinesen sind wohl, dass sie einfach eine so grosse Bevölkerung haben. Die 16-jährige Schwimmerin Ye Shiwen soll wegen ihrer grossen Hände fürs Schwimmen ausgewählt worden sein. Eigentlich ist das ja eine körperliche Behinderung. Jemand ohne Hände macht bei den Paralympics mit – jemand mit besonders grossen wird Olympiasiegerin. Und wenn ich 1,3 Milliarden Menschen in meinem Land habe, dann werde ich doch wohl noch einen mit grossen Händen finden.
Zum Abschluss: Welche Sportart könnte man an den Olympischen Spielen ersatzlos streichen?
Diese Frage habe ich mir nie gestellt. Ich habe mich eher gefragt, warum einige Sportarten nicht vertreten sind. Warum sind alle Motorsportarten nicht dabei? Motocross, Formel 1? Irgendwie gelten Motorsportarten als nicht gleichwertig. Dabei weiss man heute doch, welche körperlichen Höchstleistungen nötig sind, um ein Formel-1-Auto während des gesamten Rennens unter Kontrolle zu halten. Wenn ich mir überlege, welche Sportart überflüssig ist … Also für mich auf jeden Fall nicht Gewichtheben!
Gregor Dill
Die meisten wechseln von der Privatwirtschaft in die Verwaltung – Gregor Dill (47) ging den umgekehrten Weg. Nachdem er in Basel und Bern Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie studiert hatte, heuerte Dill für knapp zehn Jahre beim Schweizerischen Bundesarchiv an. Nachdem er sich 2001 selbstständig gemacht hatte, übernahm er 2005 das Direktorium der Stiftung Sportmuseum Schweiz. Das Museum konnte im September 2011 auf dem Dreispitz ein Begehlager einrichten, in dem ingesamt 150 000 Objekte zu sehen sind. Neben seiner berufsbedingten Affinität zum Sport hat Dill auch eine Wettkampfvergangenheit als Schwimmer. Mit seiner Bestzeit über 200 Meter Delfin aus den 80er-Jahren, erzählt Dill gerne, hätte er bei den Olympischen Sommerspielen von Melbourne 1956 die Goldmedaille geholt.
Quellen
Der Medaillenspiegel bei Google.
Ein kritischer Blick auf die Olympischen Spiele 2008 in Peking bei der «Zeit».
Der 100-Meter-Lauf der Olympischen Spiele von Seoul.
Die Ben-Johnson-Story – eine Filmdokumentation.
Eine Zusammenstellung der grössten Skandale bei Olympischen Spielen.
Die Marken-Guidelines von London 2012.
Das Geheimnis von Michael Phelps – Artikel in der «Welt».
Der «Spiegel» zum unglaublichen Weltrekord der chinesischen Schwimmerin Ye Shiwen.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 10.08.12