Die Basler Schauspielerin Marthe Keller (67) spricht über ihre Karriere in der Filmbranche.
In den 1970er-Jahren gelang ihr der Sprung nach Frankreich und von da nach Hollywood: Marthe Keller. Die Basler Schauspielerin war dieser Tage Ehrengast der Solothurner Filmtage. Unser Videointerview können Sie sich hier in voller Länge ansehen. Hier ein Auszug aus dem Gespräch:
Vor über 50 Jahren begannen Sie als Balletttänzerin, mussten diese Karriere aber nach einem Skiunfall aufgeben – ein Unglück, das Ihr Leben veränderte.
Von einer Karriere mag ich nicht sprechen, denn bei mir ist immer alles geschehen. Ich bin im Grunde eine Fatalistin, Sachen passieren oder eben nicht. Bei meinem Unfall hatte ich Glück im Unglück, denn wäre ich Tänzerin geblieben, wäre ich ja längst arbeitslos. Als Schauspielerin arbeite ich noch immer, allein in diesem Jahr stehen drei Filmproduktionen an.
Verglichen mit Basels zweiter Hollywood-Connection, Arthur Cohn, rufen Sie sich seltener in Erinnerung. Warum?
Er lebt ja auch hier, im Unterschied zu mir. Und er ist Produzent, hat Medien gerne. (…) Ich bin sensibler, was Interviews betrifft und verstecke mich eher.
War diese Zurückhaltung nie nachteilhaft? Wenn man heute nach Hollywood blickt…
… ach, heute würde ich es nicht mehr schaffen! Ich würde diesen Beruf auch nicht mehr auswählen. Die armen jungen Leute, Botox hier, Auditions da. (…) Hollywood ist nicht mehr, was es einmal war. Es gibt fantastische Schauspielerinnen, die ab 40 keine Jobs mehr erhalten. In Europa ist das noch anders.
Weshalb Sie mehrheitlich in europäischen Filmen zu sehen sind?
Ja, in Hollywood fliesst das ganze Geld in die Studios, die damit Blockbusters produzieren. Das unabhängige Autorenkino gibt es in den USA praktisch nicht mehr. Ich sage immer: In Amerika muss man in einem guten Film spielen, in Frankreich gut in einem Film spielen.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 27.01.12