Es kommt zu einer Kampfwahl um das SP-Präsidium. An die Spitze der grössten Basler Partei möchten Brigitte Hollinger und Pascal Pfister. Im Interview erklärt der 36-jährige Pfister seine Beweggründe für die Kandidatur und sagt, wohin er die Partei führen möchte.
Über die Nachfolge von SP-Präsident Martin Lüchinger wird seit Wochen spekuliert. Nun ist die SP-Kommission, die mit der Suche potenzieller Kandidaten beauftragt wurde, fündig geworden: An die Spitze der grössten Basler Partei wollen Pascal Pfister und Brigitte Hollinger. Insgesamt hat die Findungskommission laut Mitteilung 13 mögliche Kandidatinnen und Kandidaten befragt, davon haben 11 im Laufe des Prozesses ihre Kandidatur zurückgezogen (beispielsweise Strafverteidiger Christian von Wartburg) oder von Anfang an eine Kandidatur abgelehnt. Die Präsidiumswahl findet an der Jahresdelegiertenversammlung der SP am 23. April 2013 statt.
Brigitte Hollinger war 2005 bis 2010 Grossrätin. Sie arbeitet als Kursleiterin beim Gewerbeverband Basel-Stadt und trat damals wegen einer Weiterbildung aus dem Parlament zurück. Hollinger werden grosse Chancen eingeräumt, weil sie eine Frau ist. Ihr Konkurrent Pascal Pfister ist derzeit Vizepräsident der Basler SP. Der Unia-Mitarbeiter gilt als linker Hardliner und Chaot, sieht sich selber aber nicht so, wie er im Interview sagt.
Herr Pfister, Sie wollen Parteipräsident werden. Interessant ist der Job offensichtlich nicht – so gab es in der SP etliche Absagen. Wieso tun Sie sich das an?
Das Präsidium ist eine spannende Aufgabe. Die Partei und der Kanton liegen mir sehr am Herzen. Deshalb finde ich es wichtig, dass man mithilft, die Stadt lebenswert zu erhalten und zu verbessern.
Wo würden Sie die SP hinführen wollen?
Ich will die Partei öffnen und zu einem Ort der Auseinandersetzung machen.
Ist die SP zu wenig offen derzeit?
Wir sind auf dem richtigen Weg. Aber mir ist es ein Anliegen, dass sich die Basismitglieder mehr einbringen können in der Partei und dass die Auseinandersetzungen mehr in den Quartieren stattfinden. Als grösste Partei steht uns das gut an.
Der jetzige SP-Präsident Martin Lüchinger ist ein zurückhaltender Typ, was immer wieder in der Partei für Kritik sorgte. Sie sind aber auch nicht gerade für Ihre offensive Art bekannt – und ein Chaot sind Sie auch noch.
Das sagt man mir nach. Ich sehe es nicht so. Ich bin relativ strukturiert, überlegt und strategisch denkend. Als Vizepräsident arbeite ich momentan im Hintergrund, jetzt will ich einen Schritt nach vorne wagen. Es ist aber schon so: Ich bin kein Mensch, der sich immer in den Vordergrund drängen will. Das ist aber kein Nachteil.
«Das Geschlecht ist ein wichtiger Grund – es darf aber nicht der einzige Grund sein, weshalb jemand an die Parteispitze soll.»
Sie gehören zum linken Flügel der SP und gelten als Hardliner. Werden Sie Parteipräsident, wird es bestimmt mehr Streitereien mit SP-Regierungsräten geben als jetzt.
Ich sehe mich nicht als Hardliner. Ich bin nahe am Basler Mainstream – bei der Mehrheit. Aber ich habe meine Prinzipien und teilweise andere Sensibilitäten, da ich aus der Anti-Globalisierungs- und Gewerkschaftsbewegung komme. Als Parteipräsident ist ein gewisser Pragmatismus gefragt – es geht nicht darum, Ideologien durchzubringen. Ich bin kompromissfähig. Ich gehe nicht davon aus, dass wir mehr streiten würden mit den Regierungsräten. Es wird sicher weiterhin Meinungsverschiedenheiten geben. Es ist mir allerdings ein Anliegen, dass wir diese Diskussionen in der Partei führen und nicht öffentlich.
Es wird schwierig für Sie. Die meisten in Ihrer Partei wünschen sich eine Frau – und somit ist Brigitte Hollinger gewählt.
Das verstehe ich gut. Das ist ein legitimer Wunsch der Leute. Ich finde grundsätzlich auch, dass jetzt die Frauen Anspruch auf den Sitz haben. Trotzdem stelle ich mich zur Verfügung, damit die Partei eine Auswahl hat. Das Geschlecht ist ein wichtiger Grund – es darf aber nicht der einzige Grund werden, weshalb jemand an die Parteispitze soll.
Was unterscheidet Sie von Brigitte Hollinger?
Ich kenne den Laden als Vizepräsident bereits gut. Ich weiss, wo die Probleme sind. Ich wäre also schon eingearbeitet. Zudem habe ich Erfahrungen in der Moderation und kann die Partei gut zusammenzuhalten, wie der Wahlkampf 2012 gezeigt hat.
Ein Nachteil von Ihnen und Brigitte Hollinger ist aber, dass Sie beide derzeit nicht im Grossen Rat sitzen.
Ich habe deshalb auch lange mit der Kandidatur gezögert. Ich bin immerhin erster Nachrückender im Kleinbasel, es kann also gut sein, dass ich es in der laufenden Legislatur noch in den Grossen Rat schaffe. Eine Partei besteht aber nicht nur aus Grossratsmitgliedern. Es ist in meinem Fall wichtig, sehr eng mit der Fraktionsspitze des Parlaments zusammenzuarbeiten. Ich schlage zudem Mustafa Atici als meinen Vize vor – somit hätte ich eine weitere Verbindung in den Grossen Rat. Präsident sein und nicht im Grossen Rat zu sitzen, ist machbar – es ist eine Frage der Organisation.