«Ich würde mir ein selbstbewussteres Basel wünschen»

SF-Chefredaktor Diego Yanez nimmt Stellung zur ständigen Kritik aus der Nordwestschweiz an seinem Fernsehen. Und er sagt, was die Region Basel seiner Ansicht nach selber besser machen sollte.

SF-Chefredaktor Diego Yanez nimmt Stellung zur ständigen Kritik aus der Nordwestschweiz an seinem Fernsehen. Und er sagt, was die Region Basel seiner Ansicht nach selber besser machen sollte.

Diego Yanez, Chefredaktor Schweizer Fernsehen.

(Bild: OSCAR ALESSIO)

Herr Yanez, seit Jahren jammern die Basler, sie würden zu wenig berücksichtigt vom Fernsehen. Zu Recht?

Ich glaube nicht, dass Jammern der richtige Ausdruck ist. Es liegt in der Natur der Sache, dass sich praktisch alle Regionen eine stärkere Präsenz wünschen. Zu Ihrer Frage: Im Quervergleich zu den anderen Regionen der Schweiz ist die Region Basel sicher gut vertreten. Wir berichten regelmässig über all jene Themen, die aus der Region in die Schweiz ausstrahlen.

Eine gewisse Zürich-Zentriertheit ist dem Fernsehen aber nicht abzusprechen.

Die Region Zürich hat ohne Zweifel eine starke Präsenz. Das hat mit der Einwohnerzahl, aber auch mit der Rolle als Wirtschafts­zent­rum zu tun. Dieser Stellung geben wir bewusst Gegensteuer. Wenn ein Thema sowohl in Zürich als auch in anderen Region dar­gestellt werden kann, entscheiden wir uns wenn möglich für die andere Region.

Welches Bild soll die Restschweiz von Basel erhalten?

Mein Bild von Basel ist das Bild ­einer dynamischen, vielfältigen, offenen und starken Region, die zum Teil geprägt ist durch die Grenzlage zu Frankreich und Deutschland. Wenn es uns gelingt, dies in der Gesamtheit des Programms zu transportieren, dann machen wir einen guten Job.

Wie geht man mit den Jammerern um?

Ich würde mir ein selbstbewussteres Basel wünschen, das sich auf die eigenen Stärken besinnt und weniger nach Zürich schielt. Nicht nur im Fussball ist Basel den Zürchern voraus.

Wie stellt man sicher, dass alle genügend berücksichtigt werden? Per Minutenzählen?

Wir zählen nicht die Minuten. Ich werfe aber immer wieder einen Blick auf die Beitragsstatistik. ­Daneben sind wir bestrebt, dass am Leutschenbach nicht nur Zürcher arbeiten. So haben wir in der Zentrale etliche Kollegen, die aus Basel an den Leutschenbach pendeln und die auch dafür sorgen, dass Basel nicht verloren geht.

Geschichten interessieren ­unterschiedlich – je nach dem, wo sie spielen. Stimmt das?

Es gibt Themen, die mit einer Region verbunden sind. Nehmen Sie das Beispiel der Zweitwohnungen. Hier stehen die Tourismusgebiete in den Bergkantonen im Fokus. Dann gibt es Themen, etwa die Spannungen in der Asylpolitik, die sich an vielen Orten manifestieren. Hier achten wir darauf, anhand von exemplarischen Beispielen zu berichten, so dass immer wieder andere Regionen zum Zug kommen. Mal ist es Chiasso, mal ist es eine andere Stadt oder Region der Schweiz. Wenn die Repo aus Chiasso kommt und gut gemacht ist, wird sie auch in St. Gallen, Zürich oder Basel interessieren.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 16.03.12; das Interview wurde schriftlich geführt.

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