«Immer mehr Migranten in den Cliquen»

Comité-Statthalterin Pia Inderbitzin über den Nachwuchsmangel.

Pia Inderbitzin ist seit zwölf Jahren Mitglied des Fasnachts-Comités. (Bild: Michael Würtenberg)

Comité-Statthalterin Pia Inderbitzin über den Nachwuchsmangel.

Vorbei sind sie, die «drey scheenschte Dääg». Für die Kleinen findet heute Freitag und morgen Samstag noch «die erschti Lektion» auf dem Barfüs­serplatz statt. In einem Zelt werden ihnen erste Trommelschläge und Piccolotöne beigebracht. Es ist nötiger denn je, Kinder für die Fasnacht zu begeistern. Die Jugend kommt nicht mehr von selbst. Pia Inderbitzin vom Fasnachts-Comité erklärt wieso.

Frau Inderbitzin, den Cliquen mangelt es seit Jahren an Nachwuchs. Wie gross ist das Problem momentan?

Bei den Jungen Garden hatten wir in den letzten zehn Jahren einen Rückgang von 15 bis 20 Prozent. Die Fasnacht hat leider nicht mehr einen so grossen Stellenwert wie früher. Zumal die Kinder heute in der Freizeit viele andere Möglichkeiten haben, sich zu beschäftigen.

Bereitet Ihnen der Nachwuchsmangel grosse Sorgen?

Wir müssen einfach immer am Ball bleiben. Und ja, es gibt einige Cliquen, denen das Problem sehr zu schaffen macht.

Im Fussball setzt man auf Migranten wie Xherdan Shaqiri. Ist das auch bei der Basler Fasnacht so?

Auf jeden Fall. In den Schulen gibt es viele ausländische Kinder – und die bekommen die Fasnacht auch mit.

Wie erfolgreich ist man bei der Akquirierung?

Seit ein paar Jahren sieht man in jeder Clique mehr Migranten. Die Tendenz ist steigend.

Ist es schwierig, ausländische Kinder für die Fasnacht zu motivieren?

Es ist eine ganz grosse Schwierigkeit. Denn den Eltern ist diese Tradition fremd. Manchmal dürfen die Kinder auch aus religiösen Gründen nicht aktiv an der Fasnacht teilnehmen. Dies war bei uns früher ja auch der Fall: War man sehr religiös, durfte man nicht an die «drey scheenschte Dääg».

Pia Inderbitzin ist Statthalterin des Fasnachts-Comités und Lehrerin.

 

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 02.03.12

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