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Früher hat Regina Kuratle Gitarre gespielt, bis ihr die Finger fast abfielen. Mit gleichem Einsatz reformiert sie nun die Basler Schule. Dieses Engagement ist auch nötig. Denn die Aufgabe ist gross. Interview: Michael Rockenbach

Früher hat Regina Kuratle Gitarre gespielt, bis ihr die Finger fast abfielen. Mit gleichem Einsatz reformiert sie nun die Basler Schule. Dieses Engagement ist auch nötig. Denn die Aufgabe ist gross. Interview: Michael Rockenbach

Noch hat Basel-Stadt ein einzigartiges Schulsystem. Doch das soll sich nun ändern. In den nächsten ­Monaten und Jahren erhält Basel eine neue Schule. Eine, die besser in die Schweizer Schullandschaft passt und stärker auf Leistung getrimmt ist.

Mit der Reform stellt sich eine ganze Reihe von heiklen Fragen. Was tun gegen die drohende Überforderung der Lehrer? Was gegen die Angst vor allzu vielen Fremdsprachigen in einzelnen Klassen? Braucht es den Reli­gionsunterricht noch? Und wenn ja: nur einen christlichen oder auch einen moslemischen? Erste Antworten auf diese Fragen gibt Regina Kuratle, ­Projektleiterin Schulharmonisierung im Basler Erziehungsdepartement.

TagesWoche: Frau Kuratle, Sie haben einen harten Job. Einerseits müssen Sie die Grossreform der Basler Schule mit Baselland, Aargau und Solothurn durchführen. Andererseits sollten Sie auf die Bedürfnisse der Basler Lehrer eingehen, die teilweise ganz andere Vorstellungen haben als die Regierungen. Ist das alles überhaupt möglich?

Regina Kuratle: Das werde ich immer wieder gefragt. Auch Politiker sagten mir schon, ich sei ja auch nicht zu beneiden. Ich sehe es positiver, auch dank meinem Team von 15 hochmotivierten Mitarbeitenden, die an unserer Vision arbeiten: eine neue und bessere Schule zu schaffen – zusammen mit den Kollegien. Mit den Lehrern und Schulleitungen stehen wir in einem ständigen Dialog, um bei der Umsetzung der Reform immer wieder neue Lösungen und Kompromisse zu finden, die sich in der Praxis bewähren werden.

Wenn Sie auf die Wünsche der Lehrerinnen und Lehrer eingehen, wird es schwierig bis unmöglich, die Reform wie angekündigt gemeinsam mit den Nachbarkantonen umzusetzen.

Die beiden Basel – und auch der Aargau – werden im neuen Schulsystem die gleichen Strukturen haben mit sechs Jahren Primar, drei Jahren Sek und vier Jahren Gym. Das ist entscheidend.

Die Politiker sprachen ursprünglich von einem gemeinsamen Bildungsraum mit einem einheitlichen Schulsystem. Mit dieser Ankündigung haben sie den Mund aber schon etwas voll genommen?

So würde ich das nicht sagen. In den einzelnen Kantonen wird es bei der Ausgestaltung der einzelnen Stufen möglicherweise etwas unterschiedliche Kompromisse geben. Es gibt aber auch gemeinsame Lösungen, zum Beispiel beim Übertritt von der Sek an die nächst höhere Stufe. Das wird in den beiden Basel nun gleich geregelt. Und fast noch entscheidender ist, dass der Leistungsgedanke bald in allen vier Kantonen gleich stark betont wird. Darum erhält auch Basel eine Sekundarstufe mit drei Leistungsniveaus.

Ein heikles Thema ist in Basel der Religionsunterricht. Ein konfessioneller Unterricht ist gemäss neuem Lehrplan 21 nicht mehr unbedingt vorgesehen. Wird Basel-Stadt nun genau gleich wie andere Kantone auf den Religions-Unterricht verzichten, damit Kirche und Staat auch in der Schule klar getrennt werden?

Wir planen unabhängig von den Kirchen den staatlichen Unterricht Ethik und Religionen. Daneben ist aber weiterhin auch noch ein konfessioneller Unterricht vorgesehen, der allerdings nicht Pflicht ist.

Warum? Konnten Sie sich gegen den Widerstand der katholischen und der reformierten Kirche nicht durchsetzen?

Die Kirchen hätten natürlich nur ungern auf den Unterricht verzichtet, der sich in Basel auch sehr gut bewährt hat. Darum macht es auch keinen Sinn, darauf zu verzichten.

Eigentlich müssten Sie in diesem Fall auch anderen Glaubensgemeinschaften wie den Muslimen die Möglichkeit geben, an den Schulen Religion zu unterrichten.

Auch das prüfen wir, wobei wir uns bewusst sind, wie politisch heikel diese Frage ist. Mehr können wir dazu noch nicht sagen.

Umstritten ist auch die Abschaffung der Klassen mit erweitertem Musikunterricht (Emos). Halten Sie an diesem Entscheid fest?

Ja, weil das Angebot zu einer ungewollten Segregation führt, zu einer Zweiklassengesellschaft. In den Emos-Klassen sind die deutschsprachigen Jugendlichen deutlich in der Überzahl. Das ist auch der Grund, warum einige Schüler dorthin geschickt werden – und weniger wegen ihrer musikalischen Fähigkeiten oder Interessen.

Offenbar befürchten einige Eltern, dass ihre Kinder in der Schule nichts lernen, wenn sie mit vielen Fremdsprachigen zusammen sind. Muss man diese Angst nicht ernst nehmen?

Wir nehmen die Sorgen sehr ernst und sorgen dafür, dass die Schüler überall möglichst optimal gefördert werden. Je nach Bedarf erhalten einzelne Klassen und einzelne Schüler zusätzliche Ressourcen und Förderangebote.

Wenn alle von der Wirksamkeit überzeugt wären, gäbe es nicht solche Tricksereien wie bei den Emos-Klassen. Mit der freien Schulwahl könnte man dem sehr schnell ein Ende bereiten.

Eine freie Schulwahl entspricht nicht dem politischen Willen in Basel. Unser Ziel ist eine Schule für alle. Wir wollen eine Durchmischung. Dabei geht es auch nicht nur um eine schulische Frage, sondern auch um eine gesellschaftliche: Wie aufgeschlossen sind wir? Und wie offen gegenüber der fremdsprachigen Bevölkerung?

Ist das auch eine Absage an die Forderung der Grünliberalen nach Modellklassen als Angebot speziell für Deutschsprachige in einem Quartier mit einem hohen Anteil Fremdsprachiger?

Das sehen Sie richtig. Dieser Ansicht ist übrigens auch der Regierungsrat.

Halten Sie die Ängste denn für ­unbegründet?

Probleme gibt es überall und selbstverständlich auch in der Schule, das stelle ich nicht in Abrede. Die Sprache ist aber nur eine mögliche Schwierigkeit, daneben gibt es auch noch ganz andere, soziale, die Wohlstandsverwahrlosung zum Beispiel, die eher deutschsprachige Kinder betrifft.

Was all diese Probleme anbelangt, gibt es in der Region Basel sehr grosse Unterschiede zwischen den Quartieren, zwischen Stadt und Land und zwischen den einzelnen Gemeinden. Dennoch sind für die gesamte Region Vergleichtests vorgesehen. Ist das sinnvoll?

Wichtig ist, dass man aus dem eigenen Schulzimmer hinausschaut und Mankos erkennt. Das heisst aber nicht, dass die Ergebnisse der Checks in den verschiedenen Klassen eins zu eins miteinander verglichen werden. Die sozialen Umstände werden bei der ­Beurteilung berücksichtigt.

Bis jetzt verzichtete Basel-Stadt auf eine Auswertung der Pisa-Studie für den eigenen Kanton – aus Angst wohl vor einem schlechten Ergebnis und einem sturen Lernen, das in erster Linie auf Prüfungen ausgerichtet ist.

Basel hatte tatsächlich diese Bedenken gegenüber Rankings. Aber das ist gar nicht nötig. In anderen Kantonen hat man sehr gute Erfahrungen mit Vergleichstests gemacht und daraus die nötigen Lehren gezogen. Gleichzeitig sollte man aber auch keine übertriebenen Erwartungen haben. Ein Test ist immer nur eine Momentaufnahme, alles darauf auszurichten, bringt nichts.

Die Bewertung wird im Bildungsraum Nordwestschweiz ohnehin sehr unterschiedlich sein. In Solothurn werden die Kinder ab der ersten Klasse benotet, in Aargau ab der zweiten, in Baselland ab der dritten. In Basel wollen Sie die Noten einiges später einführen – in der fünften Klasse. Auch das ist einigen Lehrern aber zu früh, wie die Stellungnahmen zeigen.

Die Beurteilung ist in der gesamten Schweiz sehr uneinheitlich. Aus pädagogischer Sicht ist es allerdings gar nicht so wichtig, ob nun Noten oder Prädikate verteilt werden. Wichtig ist, dass sie möglichst gerecht und sorgfältig festgelegt werden durch die Lehrerinnen und Lehrer.

Einen erheblichen Unterschied gibt es aber bei den ausführlichen Lernberichten, die sehr viel differenzierter sind.

Das ist so. Basel hat diese Berichte und will diesen pädagogischen Mehrwert auch behalten – als Ergänzung zu den Noten.

Vielleicht müssten Sie auch erklären, warum Sie die Noten nicht früher einführen – das würde zur viel zitierten Leistungsbereitschaft doch sehr gut passen.

Mit dem neuen Schulsystem wollen wir die Leistung tatsächlich steigern. Die Noten haben damit aber nicht direkt zu tun. Ihre Popularität kommt vor allem daher, dass sie so einfach verständlich sind. Eine Beurteilung muss aber nicht nur klar sein, sondern auch differenziert. Das garantieren wir mit dem vorgeschlagenen System. Darum kann die Wirtschaft auch gut damit leben, auch wenn sie sich immer für eine möglichst frühe Einführung der Noten stark gemacht hat.

Nicht vorgesehen sind Repetitionen. Passt das zum Leistungs­gedanken?

Repetitionen bringen erfahrungsgemäss sehr wenig. Ein Kind, das eine Klasse wiederholen muss, hat in der Regel ein oder zwei Jahre danach wieder sehr ähnliche Probleme – oder sogar noch schlimmere, weil es aus dem Klassenverband gerissen wurde. Darum ist es sinnvoller, die Primarschüler – so gut es eben geht – individuell zu fördern. Und die Sekundarschüler sollen je nach Leistung in das passende ­Niveau wechseln können, ohne eine Klasse wiederholen zu müssen.

Basel-Stadt wird bald wie Baselland drei Niveaus haben. Dort funktioniert die Durchlässigkeit nur bedingt.

In dieser Hinsicht möchten wir uns vom heutigen Baselbieter System unterscheiden. Die Leistungszüge sollen nicht nur auf die weitere Ausbildung ausgerichtet sein. Darum unterrichten die Lehrer auch in verschiedenen Zügen, wobei auch stufenübergreifender Unterricht möglich sein soll. Das und weitere Massnahmen werden für eine gute Durchlässigkeit sorgen.

Scharf kritisiert wurde vonseiten der Lehrer die Absicht, für den Übertritt von der Primar an die Sek Quoten einzuführen.

Das wurde falsch verstanden. Die Schüler werden aufgrund ihrer Leistungen und nicht aufgrund irgendwelcher Quoten selektioniert. Es ist nur ein kantonaler Richtwert, dass jeweils rund ein Drittel ins Niveau A, E und P gehen sollten. Allzu stark sollte auf Dauer von dieser Vorgabe allerdings nicht abgewichen werden. Denn vor allem im Niveau A besteht die Gefahr einer Stigmatisierung, wenn es dort nur sehr wenige Schüler gibt.

Mit dem neuen System wird es deutlich schwieriger, ins Niveau P zu kommen als bis jetzt ins Gymnasium, das in Basel 40 Prozent aller Schüler aufgenommen hat. Das wird den Eltern kaum passen, wenn das Bonmot zutrifft, dass das Gym für die gescheiten Kinder da ist – und die eigenen.

Ziel ist, dass unsere hohe Maturaquote nicht weiter steigt, weil wir auch die Berufsmatur und die Lehre stärken wollen. Schon heute liegt diese Quote wegen der vielen Abgänge im Gym ­allerdings deutlich unter der Eintrittsquote – bei etwa 25 Prozent. Bildungsambitionierte Eltern sollten sich in ­Zukunft dennoch fragen: Welche ­Matur soll mein Kind machen, die ­Berufsmatur oder die gymnasiale?

Einige grosse Firmen würden kaum einen Basler Schulabgänger als Lehrling aufnehmen, weil ­diese zu wenig gut sind, heisst es. Stimmt das?

Es ist ein Hinweis darauf, dass in Basel noch zu viele Jugendliche ins Gymnasium drängen und es damit richtig ist, die Berufsbildung zu fördern.

Im bisherigen System spielte die individuelle Förderung der Jugendlichen mit ihren unterschiedlichen Stärken und Schwächen zwangsläufig eine wichtige Rolle. Nun befürchten die Lehrer, dass diese Vorzüge mit der Reform verloren gehen.

Diese Angst ist unbegründet. Die individuelle Förderung bleibt ein grosser Auftrag an unsere Lehrkräfte. Das ist auch gar nicht anders möglich, bei dem teilweise hohen Anteil fremdsprachiger Kinder und dem Ziel der integrativen Schulung.

Die Lehrer sollten die Schüler zu besseren Leistungen antreiben und gleichzeitig schwierige und behinderte Kinder systematisch in Regelklassen integrieren – ist das nicht ein Widerspruch?

Für die Lehrer gilt das Gleiche wie für uns von der Projektleitung: Sie sind stark gefordert. Sie müssen die Herausforderung aber nicht alleine meistern, sie werden unterstützt durch die Schulleitungen und durch das Erziehungsdepartement. Und sie können sich darauf verlassen, dass den Schulkindern je nach Bedarf auch spezielle Förderangebote zur Verfügung gestellt werden.

Basel ist bei der Auflösung der Kleinklassen und der Integration schwieriger Kinder ziemlich schnell vorgegangen. Auf diese Weise wurde die Arbeit der Lehrer auch nicht erleichtert.

Dieser Prozess lief überhaupt nicht «ziemlich schnell», wie Sie sagen. Er dauert Jahre. Darum gibt es auch heute noch einige Kleinklassen. Hinzu kommt, dass man nicht den Anspruch haben sollte, immer schon von Anfang an alles perfekt zu machen. Das sage ich auch den Lehrkräften immer wieder. Entscheidend ist, dass man die Fehler erkennt und korrigiert.

Mit erheblichem Widerstand müssen Sie vonseiten der Lehrer rechnen, wenn wegen der Reform einige die Stufe wechseln müssen oder gar die Stelle verlieren. Wie gross ist diese Gefahr?

In dieser Hinsicht haben wir eine gute Nachricht: Mit allen Lehrpersonen wurde ein Gespräch geführt, es wurde ein Plan erstellt, und wir sind zuversichtlich, dass praktisch alle Lehrerinnen und Lehrer auf der Stufe unterrichten können, die sie wünschen. Entlassungen wird es keine geben.

Eine weitere grosse Herausforderung ist die Bereitstellung der ­Infrastruktur. Basel-Stadt will für 800 Millionen Franken die Schulen erneuern und neuen Schulraum schaffen.

Schulraumplanung ist ein wichtiger Bestandteil unseres Projekts. Seit eineinhalb Jahren arbeiten zehn Personen aus drei verschiedenen Departementen fast rund um die Uhr daran. Zuerst wurde festgelegt, an welchem Standort welche Schulstufe hinkommt, dann wurden Finanzen beantragt, jetzt folgt die Planung der rund 50 Projekte vor Ort.

Noch gibt es für einzelne Projekte wie das neue Erlenmatt-Schulhaus keine genauen Pläne. Bis zum Start der Sekundarschule 2015/16 sollten diese aber verwirklicht sein. Gibt es einen Plan B für den Fall von Verzögerungen?

Wir haben einen ehrgeizigen Zeitplan und wollen diesen auch unbedingt einhalten. Darum schlagen wir auch ein privatwirtschaftliches Tempo an.

Auch in der Privatwirtschaft gibt es bei grossen Projekten immer wieder Verzögerungen.

Schwierigkeiten ganz ausschliessen – das geht leider nicht. Aber das Risiko minimieren, das können wir. Und das machen wir mit unserer professionellen Organisation. Mit Dominik Speiser haben wir einen professionellen Baumanager engagiert.

Nochmals zurück zu einem Thema, das wir vorhin schon angesprochen hatten: der Abschaffung der Emos-Klassen. Es ist recht überraschend, dass ausgerechnet Sie als ehemalige Berufsmusikerin beim Abbau der musikalischen Ausbildung mitwirken.

Es wird in Zukunft zwar keine Klassen mehr geben, die fünf Stunden pro Woche Musikunterricht haben. Dennoch soll es im Vergleich zu bisher keinen Abbau geben, denn die Musikstunden werden besser auf alle Kinder verteilt. Dafür werden wir uns einsetzen – vielleicht auch mit Vorschlägen, die über unseren Aufgabenbereich hinausgehen. Ein Thema könnte zum Beispiel auch der Instrumentalunterricht sein, der in Basel nur gerade von 10 Prozent der Kinder und Jugendlichen besucht wird. An anderen Orten ist diese Quote deutlich höher, in Zürich zum Beispiel liegt sie bei rund 60 Prozent. Das zeigt, dass Basel in dieser Hinsicht noch einigen Aufholbedarf hat.

Zur Bedeutung der Musik in der Ausbildung gibt es ziemlich unterschiedliche Aussagen. Musik fördere die Kreativität und das ganzheitliches Denken, sagen die einen. Musik sei fürs Berufsleben unnütz, die anderen. Was sagen Sie als Expertin?

Bei dieser Frage kommen auch die Studien zu sehr widersprüchlichen ­Ergebnissen. Fest steht für mich, dass Musik zu einer gesamtheitlichen Ausbildung gehört, genau gleich wie die anderen Fächer. Hinzu kommt, dass Musik Freude macht, Emotionen weckt und sich ideal für schulische Projekte eignet. Ich persönlich habe dank ihr jedenfalls viel gelernt.

Was denn genau?

Ausdauer und Präzision. Die Wett­spiele in klassischer Sologitarre waren ein knallharter Konkurrenzkampf, da ging man an die Grenze – wie im Spitzensport.

Macht das tatsächlich noch Spass?

Wenn man gut ist schon, das gibt ­einem Bestätigung, einen Sinn im Leben.

Und: Waren Sie gut?

Nicht schlecht, auch wenn es jene Momente gab, in denen ich auf der Bühne ziemlich alt aussah, weil die Konkurrenz aus Japan und China etwa jeweils 14 Stunden pro Tag trainiert hatte und ich «nur» sieben. Darum habe ich schliesslich auch meine klassische musikalische Karriere beendet, die manchmal eine ziemlich einsame war.

Wenn Sie die Schulreform mit ­einem Musikstück vergleichen müssten – welches würden Sie wählen?

Ein Stück, das mal schnelle und mal langsame Stellen hat. Etwas Mit­reissendes, mit ein paar Paukenschlägen auch.

Beethoven vielleicht?

Nein, da ist zu viel Pathos drin. Wir arbeiten an einem Projekt, das uns zwar begeistert, bleiben dabei aber immer nüchtern. Und mein Ding ist ohnehin eher der Jazz.

Zur Person:

 

Grosse Pläne hatte Regina Kuratle (46) schon immer. Früher allerdings nicht im Bildungsbereich, sondern in der Musik. Als Profigitarristin wollte sie ein Weltstar werden, wie sie in einem früheren Interview sagte. Irgendwann wurde ihr das Leben als Sologitarristin aber zu einsam. Hinzu kamen gesundheitliche Prob­leme. Da lohnte es sich, dass sie bereits in ihrer Zeit als Musikerin ein Studium in Erziehungswissenschaften absolvierte und nebenher Schule gab. Die Leidenschaft für Pädagogik war ihr schon fast in die Wiege gelegt worden. Kuratle wuchs im Lehrerseminar auf, da ihr Vater Rektor der Ausbildungsstätte in Kreuzlingen war. Inzwischen arbeitet sie schon seit über zehn Jahren an der Weiterentwicklung der Schulen im ­Bildungsraum Nordwestschweiz. Bevor sie Mitte 2010 die Leitung des Projekts Schulharmonisierung im Kanton Basel-Stadt übernommen hat, war sie Leiterin der Stabstelle Pädagogik des Kantons Solothurn und Leiterin des Dienstes «Entwicklung und Qualitäts­sicherung» im Aargauer Bildungsdepartement. Auch nach ihrer Anstellung in Basel lebt sie weiterhin in ­Zürich – zusammen mit ihrem Partner und ihrer siebenjährigen Tochter. Treu geblieben ist sie auch der Gitarre. Im Gegensatz zu früher tritt sie nicht mehr ­alleine auf, sondern zusammen mit drei anderen ­Musikern – als «Les Truffes du Soir» spielen sie an verschiedenen Anlässen Zigeuner-Jazz, osteuro­päische Musik, Tango, Klezmer und Valse Musette.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 17.02.12

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