Nur sieben Mal stand Marc Janko in der ersten Halbsaison der Super League in der Startelf beim FC Basel – und erzielte dabei sieben, grösstenteils spielentscheidende Tore. Nach der Kehraus-Partie gegen St. Gallen zog der 33-jährige Österreicher Bilanz, bevor er sich mit Frau und Töchterchen auf Familientour in die Heimat begab.
Marc Janko, wie wichtig ist es, mit einem Sieg in die Winterpause zu gehen?
Für die Moral ist das sehr wichtig. Wir hatten uns nach den Niederlagen in Bern und gegen Arsenal einiges vorgenommen, wir wollten gegen St. Gallen auf gar keinen Fall Punkte verlieren, und das ist uns gelungen. Und jetzt gehen wir in die wohlverdienten Ferien.
War Ihr siebtes Tor, mit dem Sie das Spiel entschieden haben, ein versöhnlicher Abschluss für Sie persönlich?
Wichtiger war, den Sieg einzufahren, und wer die Tore macht, ist mir relativ egal. Jetzt war ich es wieder einmal, der getroffen hat, und deshalb freue ich mich.
Von den drei Halbserien, die Marc Janko im Trikot des FC Basel gespielt hat, war die erste das beste: 13 Tore in der Super League erzielte der Österreicher bis zur Winterpause, ausserdem eines in der Europa League gegen Belenenses und eines im Cup gegen Sion. Das Frühjahr verpasste er wegen Muskelverletzungen weitgehend, drei Tore in der Liga kamen noch hinzu (in einem Spiel gegen St. Gallen) und eines gegen St-Etienne.
In der ersten Halbserie der laufenden Saison kommt Janko auf sieben Treffer in der Liga bei 15 Einsätzen, von denen er nur sieben Mal in der Startelf stand. Fünf Janko-Tore waren spielentscheidende: In Luzern drehte er mit einem Doppelpack die Partie, gegen Lausanne, in Sion und nun gegen St. Gallen erzielte er den siegbringenden Treffer. Macht unter dem Strich neun Punkte, für die Jankos Tore den Unterschied machten. (cok)
Dabei haben Sie am Freitag das Training mit muskulären Problemen abgebrochen. Davon war Ihnen im Spiel nichts anzumerken.
Das war eine Vorsichtsmassnahme. Ich wusste ja, dass wir keine Stürmer mehr haben, weil die anderen beiden Jungs leider verletzt sind. Und deshalb wollte ich kein Risiko eingehen. Ich habe mich pflegen lassen, die Physios haben überragende Arbeit geleistet, und so ging es wieder über die volle Distanz.
Es war gegen St. Gallen kein Spiel, das man sich schön eingepackt unter den Weihnachtsbaum legt, es war eher ein Arbeitssieg. Aber Ihnen sind doch neben dem Tor ein paar Sachen ganz gut gelungen.
Ich hab’s auch nicht so schlecht gesehen. Wir konnten wenigstens ab und zu etwas bewegen in der Offensive, das ist gegen einen Gegner, der nichts zu verlieren hat, manchmal nicht so einfach.
«Wir sehen nicht alles so schlecht, wie es jetzt vom einen oder anderen gesehen wird.»
In der Liga ist die Mannschaft mehr oder weniger unangefochten, international war sie, verkürzt ausgedrückt: chancenlos. Und dennoch hat man das Gefühl, dass viele Leute nicht wissen, was sie mit diesem Basler Fussballherbst anfangen sollen. Wie kommt das bei Ihnen an?
Ich habe das schon nach dem Arsenal-Spiel gesagt, dass ich die Kritik akzeptiere, aber nicht nachvollziehen kann. Das bringt das Geschäft halt mit sich: Wenn man international ausscheidet, dann kommt Kritik auf, das ist auch vollkommen berechtigt, aber ich sehe es differenzierter. Und gegen zwei Top-Mannschaften dieser Welt, die auch noch einen Riesenlauf haben und in ihren Ligen ihre Kreise ziehen, gegen solche Gegner zu gewinnen, da muss schon alles stimmen. Kritik müssen wir uns für das Heimspiel gegen Ludogorets Razgrad gefallen lassen, das müssen wir gewinnen. Aber man hat ja auch beim 2:2 in Paris gesehen, wie stark Ludogorets ist. Viele haben nicht auf der Rechnung gehabt, wie viel Qualität in dieser Mannschaft steckt. Noch einmal: Wir können nachvollziehen, wenn Kritik aufkommt, aber wir sehen nicht alles so schlecht, wie es jetzt vom einen oder anderen gesehen wird.
Wie wichtig sind denn nun die drei Wochen Pause?
Speziell die Spieler, die bei der Europameisterschaft waren, hatten eine verdammt kurze Erholungszeit, aber dadurch auch eine sehr kurze Vorbereitung. Deshalb freuen wir uns auf die längeren Ferien.
Vom Euro-Sommer haben Sie auch noch ein enttäuschendes Abschneiden mit der österreichischen Nationalmannschaft im Rucksack gehabt. Wie lange haben Sie daran noch zu knabbern gehabt, nicht nur physisch, sondern vor allem mental?
Mental hat das nicht allzu lange nachgewirkt, aber ich habe schon gemerkt, dass ich nur eine Vorbereitung von acht Tagen hatte. Das wirkt sich dann aus, wenn die Saison auf vollen Touren läuft, und vor allem, wenn die Leistungskurve nach unten zeigt. In der Vorbereitung wird der Grundstein gelegt für die ganze Saison, und in einer Woche kann man nicht wirklich viel aufbauen.
«Vater zu sein ist eine völlig neue, schöne Rolle. Wir geniessen jeden Tag.»
Was haben Sie sich für die frei Zeit vorgenommen?
Wir fahren nach Hause nach Österreich und machen eine Familientour. Seit Mai haben wir ja eine Tochter, und die wollen wir jetzt mal allen vorstellen.
Was bringt das Vatersein für Sie mit sich?
Es ist eine völlig neue Rolle, eine schöne Aufgabe, und wir geniessen jeden Tag.
In der Weihnachts-Bäckerei bei Familie Janko:
In der Winterpause könnte das grosse Kader des FC Basel zum Thema werden. Rechnen Sie damit, dass auch mit Ihnen gesprochen wird?
Ich weiss noch von nichts. Keine Ahnung, ob das auf mich zukommt. Ich habe einen Vertrag beim FC Basel und bin immer ein Fan davon, Verträge zu erfüllen. Was der Club plant, darauf habe ich keinen Einfluss.
Kommt es im Spielerkreis an, wenn in der Öffentlichkeit über einen aufgeblähten Kader und eine Verkleinerung diskutiert wird?
Das ist völlig fern für uns.
«Jetzt werden die Akkus aufgeladen, und dann werden wir sehen, wie lange es noch weiter geht.»
Hat es denn schon Gespräche zwischen Ihnen und dem Club über den Sommer und das Vertragsende hinaus gegeben?
Nein, soweit ich weiss, wird das beim FC Basel so gehandhabt, dass in der Winterpause über die Verlängerung oder das Ende eines Vertrages gesprochen wird. Deshalb kann ich dazu gar nichts sagen.
Nächsten Sommer werden Sie 34. Wie viele Jahre Profifussball spüren Sie noch in Ihrem Körper?
Ich fühle mich fit, wieder etwas mehr als unter der Saison. Jetzt können wir alle den Akku richtig aufladen, und dann werden wir sehen, wie lange es noch weiter geht.
Mit anderen Worten: Wenn der FC Basel anbieten würde, den Vertrag zu verlängern, wären Sie nicht abgeneigt?
Ich antworte auf keine Konjunktive.