«Natürlich war ich enttäuscht»

Tanja Soland gilt als treue Parteidienerin der Basler SP. Trotzdem wurde die 37-Jährige von ihren Genossen nicht für den Bankrat nominiert – aus einer Kommission gar abgewählt. Im Interview mit der TagesWoche spricht sie über die Niederlage, ihren Rücktritt als Fraktionspräsidentin und sagt erstmals öffentlich, dass sie keine Ambitionen fürs Präsidium hat.

Tanja Soland: «Meinen Stil in der Fraktion bezeichne ich als klar und strukturiert – und so leite ich auch die Sitzungen.» (Bild: Hans-Jörg Walter)

Tanja Soland gilt als treue Parteidienerin der Basler SP. Trotzdem wurde die 37-Jährige von ihren Genossen nicht für den Bankrat nominiert – aus einer Kommission gar abgewählt. Im Interview mit der TagesWoche spricht sie über die Niederlage, ihren Rücktritt als Fraktionspräsidentin und sagt erstmals öffentlich, dass sie keine Ambitionen fürs Präsidium hat.

Für Tanja Soland läuft es derzeit schlecht in der SP Basel-Stadt. Als die Partei kürzlich ihren Kandidaten für den Bankrat der Kantonalbank bestimmte, bekam sie keine Unterstützung. Die Genossen wählten lieber die unbekannte Gemeindeberaterin Karoline Sutter in den Bankrat – und das, obwohl Soland dem Vernehmen nach ein überzeugendes Konzept zur Neuausrichtung der skandalgeschüttelten Bank präsentiert hatte. Auch in der Fraktion scheint sie an Rückhalt verloren zu haben: Soland wurde aus der Wirtschafts- und Abgabekommission abgewählt. Im Gespräch mit der TagesWoche relativiert sie ihre Nicht-Nomination und sagt, dass ihr Rücktritt als Fraktionspräsidentin nichts damit zu tun habe.

Frau Soland, Sie haben gemäss der «bz Basel» derzeit einen schweren Stand in der SP. Sie wurden nicht in den Bankrat gewählt und auch nicht als Mitglied in der Wirtschafts- und Abgabekommission bestätigt. Wie erklären Sie sich das?

Zuerst möchte ich betonen, dass die Fraktion mich als Präsidentin der Justiz-, Sicherheits- und Sportskommission nominiert hat. Das ist das Wichtigste für mich. Ansonsten muss man sehen, dass wir in der SP für alle Gremien und Grossratskommissionen Kampfwahlen hatten. Wir hatten mehrere gute Kandidaten, was dazu geführt hat, dass nicht alle nominiert wurden. Vielleicht ist dies in anderen Parteien nicht üblich, bei uns hingegen schon.

Offensichtlich haben Sie aber einige Feinde in der Partei. 

Ich denke nicht, dass ich viele Feinde in der Partei habe. Wie gesagt: Wir hatten mehrere Kandidaten. Zudem war es in der Fraktion auch immer wieder ein Thema, dass man nicht unbedingt Grossräte im Bankrat haben möchte. Von meiner Nicht-Nomination bin ich daher nicht so überrascht. Wir reden in der SP offen über solche Sachen.

Aber Ihr Stil kommt in der Fraktion nicht nur gut an. Nicht selten kämen Sie arrogant und zickig rüber, wie zu hören ist.

Meinen Stil in der Fraktion bezeichne ich als klar und strukturiert – und so leite ich auch die Sitzungen. Ich verteidige auch die Spielregeln in der Fraktion. Dann kann es natürlich schon mal vorkommen, dass man jemandem auf die Füsse tritt. Aber ich finde es wichtig, dass wir nicht nur Einzelplayer haben, sondern vor allem ein Team sind. Einigen gefällt das, anderen nicht. Das ist halt nun mal so.

Fühlen Sie sich von der Partei und Ihrer Fraktion denn akzeptiert?

Ja, sonst hätten sie mich nicht fürs Präsidium der Justiz-, Sicherheits- und Sportskommission nominiert.

«Ich verteidige die Spielregeln in der Fraktion. Dann kann es vorkommen, dass man jemandem auf die Füsse tritt.»

Aber die Nicht-Wahl hat Sie bestimmt getroffen. Immerhin gelten Sie als loyale Parteisoldatin. 

Natürlich war ich enttäuscht. Ich hätte meine Arbeit in der Wirtschafts- und Abgabekommission gerne weitergeführt oder Einsitz in den Bankrat genommen. Aber bisherige Kommissionsmitglieder sind bei uns nicht gesetzt: es gibt immer Neuwahlen. Und es ist auch so in der SP – und dazu stehe ich –, dass man es nicht gerne hat, wenn jemand zu viele Ämter hat. Aber trotzdem habe ich es versucht – die Fraktion hat jedoch anders entschieden. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Nicht-Wahl gegen meine Person gerichtet war – man anerkennt meine Arbeit in der Partei.

Aber es ist ein Rückschlag für Sie.

Nein, ich sehe es nicht so. Ich werte es nicht als einen persönlichen Angriff. So funktioniert es eben bei uns: Wahlen sind in der SP üblich. Wir sind eine basisdemokratische Partei. Und daher muss man fähig sein, auch mal eine Niederlage einzustecken.

Ihre Nicht-Wahl ist also nicht der Grund, weshalb Sie das Fraktionspräsidium abgeben?

Ich hab schon im Herbst 2012 intern angekündigt, dass ich das Amt abgeben will.

Wirklich?

Ja. Ich habe damals schon gesagt, dass ich dieses Jahr als Fraktionspräsdidentin aufhören werde und nun habe ich noch den Zeitpunkt bekannt gegeben: spätestens vor den Sommerferien 2013. Der Zeitpunkt für mich ist ideal, denn bis dahin ist die neue Fraktion gut aufgegleist.

Weiss man schon, wer Ihr Nachfolger wird?

Nein. Die 32 Fraktionsmitglieder haben auch noch ein bisschen Zeit, sich damit zu befassen.

Bisher hielten Sie sich immer bedeckt: Werden Sie nach all diesen Enttäuschungen für das Parteipräsidium kandidieren?

Ich möchte mich, sofern ich am Mittwoch vom Parlament gewählt werde, aufs Präsidium der Justiz-, Sicherheits- und Sportskommission konzentrieren. Zudem habe ich mich vor Kurzem als Anwältin selbstständig gemacht. Das benötigt relativ viel Zeit.

Also nein. Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft in der SP vor? Wird es eines Tages eine Regierungsrätin Tanja Soland geben?

Momentan ist dies kein Thema. Wir haben drei amtierende, sehr kompetente Regierungsräte. Ich will mich vorerst wieder mehr auf die Sachpolitik konzentrieren.

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