Marco Streller, Sie haben als Sportchef den Turm hinter dem Stadion bezogen. Übernehmen Sie das Büro Ihres Vorgängers Georg Heitz?
Da kommt eher meine administrative rechte Hand Roland Heri rein.
Dann übernehmen Sie das Präsidentenbüro von Bernhard Heusler?
Nein, wir haben ja auch einen Präsidenten. Der braucht auch ein Büro.
Bernhard Burgener braucht ein Büro?
Er hat auf jeden Fall eines zugute.
Oft wird der Präsident doch nicht auf der Geschäftsstelle sein.
Das werden wir sehen. Aber wie das genau sein wird, wissen wir noch nicht. Vielleicht übernimmt auch Jean-Paul Brigger das Büro. Es ist ein grosser Umbruch, jeder muss erst seinen Platz finden. Das ist ein Prozess, auch wenn die Journalisten dieses Wort nicht mehr hören können.
Sie meinen, weil Ihr letzter Trainer Paulo Sousa dieses Wort ausgiebig benutzte? Also dieser Running Gag ist durch.
Echt? Also gut. Dann nenne ich es Prozess. Am Schluss braucht einfach jeder einen Arbeitsplatz. Wer dabei in welchem Büro sitzt, ist nicht entscheidend.
«Es gibt eine gewisse Skepsis, aber die Menschen in Basel vertrauen mir.»
Haben Sie Ihren Tagesrhythmus im neuen Job schon gefunden?
Sie wissen das doch am besten: In diesem Beruf arbeitet man nicht von Montag bis Freitag und fährt pünktlich nach Hause. Die Arbeitszeiten sind intensiv. Vielleicht ist es etwas naiv zu denken, dass es im September oder Oktober ruhiger werden wird.
Vergessen Sie es. Welchen Ratschlag hat Ihnen Georg Heitz mit auf den Weg gegeben?
Dass ich meinen eigenen Weg gehen soll, auch wenn er immer da ist für Ratschläge. Ich müsse meine Fehler machen, so wie er damals auch. Und ich müsse diese akzeptieren, unabhängig von der öffentlichen Meinung. Natürlich werde ich mir den Kopf anschlagen, da bin ich kritisch genug mit mir selbst. Auch in meiner Karriere als Spieler lief nicht alles ohne Zwischenfälle.
Georg Heitz will, dass Sie einen guten Job machen. Spüren Sie das?
Von ganzem Herzen. Genau so, wie ich ihnen von Herzen diesen Abschied gewünscht habe. Bernhard Heusler und Georg Heitz zähle ich zu meinen Freunden. Ich habe nicht im Traum daran gedacht, ihnen den Cuperfolg nicht zu wünschen, nur weil damit für uns Neue der Druck steigt.
Bei Ihrem ersten Auftritt nahmen Sie die Rolle des Lernenden ein. Danach haben Sie sich von Trainer Urs Fischer getrennt. Und nach dieser ersten Entscheidung wirkten Sie bereits mehr oder weniger emanzipiert von der alten Führung. Täuscht dieser Eindruck?
Etwas ist wichtig: Ich musste mir vornehmen, dass ich gewisse Kommentare nicht zu nahe an mich heranlassen darf.
Wie meinen Sie das?
Es ist naiv zu glauben, dass wir uns die Gedanken zu Urs Fischer nicht schon vor unserer Bestätigung an der Generalversammlung gemacht haben. Dann gibt es aber Menschen, die sagen: Wie kann der Streller eine Trainerentscheidung fällen, wenn er noch nicht mal offiziell im Amt ist? Da versuchte ich mich zu rechtfertigen. In diesem Job muss man aber aufhören, sich zu rechtfertigen.
Braucht man als Neuer in Ihrer Funktion rasch eine solche Trennung, um den Druck der ersten Entscheidung loszuwerden?
Ich wusste seit November, dass ich vielleicht diese Funktion übernehme, und musste mein ganzes Umfeld im Dunkeln lassen, weil das nicht bekannt werden durfte. Ich hätte gerne alles erzählt, doch ich konnte nicht. Dann machte ich mir Gedanken mit Massimo Ceccaroni und Alex Frei, ob wir mit dem gleichen Trainer in die neue Saison gehen. Urs Fischer hat auf diese Entscheidung gedrängt, weil auch er sich in einem Markt bewegt. Ob die Trennung der richtige Entscheid ist, weiss ich nicht. Aber sie war fair. Mir wird vorgeworfen, dass ich zu harmoniesüchtig sei. Nun hat sich gezeigt, dass ich einen solchen Entscheid fällen kann, wenn es aus unserer Sicht für den FC Basel Sinn macht. Ich musste mir damit aber nicht beweisen, dass ich böse sein kann.
Sie sagten, dass Sie kritisiert werden. Das haben wir bisher nicht so wahrgenommen.
Sehen Sie, das ist genau das Problem. Man stolpert über einen Leserbrief und denkt, das sei die öffentliche Meinung. Die Fragen zu meiner Person sind natürlich berechtigt: Keine Management-Ausbildung, er ist harmoniesüchtig, kann der Streller das? Aber diese Fragen haben sich doch alle auch bei Heusler und Heitz gestellt. Heitz war Journalist, ich war 15 Jahre Fussballprofi. Man muss sich beweisen, und wenn man am Anfang unterschätzt wird, dann kann das gut sein.
Sie werden unterschätzt?
(überlegt lange) Schwierig zu sagen. Was klar ist: Es gibt einige Heckenschützen, die auf einen Fehler von mir warten. Aber der Tenor der Öffentlichkeit ist zu 99 Prozent positiv. Es gibt eine gewisse Skepsis, aber die Menschen in Basel vertrauen mir. Und ich habe ein Team zusammengestellt, das meine Schwächen kompensiert.
«Ich wäre der beste Freund von Matias Delgado, wenn wir die gleiche Muttersprache hätten.»
Was sind denn Ihre Schwächen?
Ich bin administrativ nicht so stark. Es ist schon besser geworden, aber man braucht Menschen neben sich, die auch strukturiert arbeiten können. Ich bin mehr der Bauchmensch und habe meine Stärken im Umgang mit der Mannschaft, in der Kommunikation, ich vertrete nach aussen.
Was waren denn die Stärken in der Präsentation vom neuen Trainer Raphael Wicky? Alle loben diese ja in höchsten Tönen.
Die Präsentationen aller Kandidaten waren hervorragend.
Wer hat denn präsentiert?
Thorsten Fink, Patrick Rahmen und Raphael Wicky.
Peter Zeidler nicht?
Nein, aber ich finde Peter Zeidler einen sehr guten Trainer. Wir hatten zudem noch ein Telefongespräch mit einem Trainer aus dem Ausland, der dann aber nicht unter die ersten drei kam. Aber zu Ihrer Frage: Ich wollte von Raphael wissen, ob er es sich zutraut, in diesen Kessel zu stehen, nachdem er Trainer der U21 war. Und ich spürte das von der ersten Sekunde an. Er war sehr klar, hat seine Philosophie präsentiert. Seine vielen Sprachen waren mitentscheidend. Wenn man einem Serey Dié auf Französisch begegnet oder Blas Riveros auf Spanisch, dann ist das einfach etwas anderes.
Bisher sprach vor allem Matias Delgado mit Blas Riveros. Fast schon väterlich.
Ich wäre übrigens der beste Freund von Matias Delgado, wenn wir die gleiche Muttersprache hätten. So sind wir einfach nur gute Kumpels, aber um richtig tief zu gehen in der Unterhaltung, braucht es eben die gleiche Sprache.
Sie sagten, dass Sie und Raphael Wicky sehr viel verbindet. Was meinen Sie damit?
Wir wollen das Gleiche sehen: Leidenschaft und Emotionen. Er ist introvertierter als ich, da ergänzen wir uns. Und es hat mich immer beeindruckt, dass er als Vielgereister in Basel eine Heimat gefunden hat. Er ist ein ehrlicher Mensch wie ich und mag es harmonisch. Und trotzdem ist er sehr klar in den Ansagen. Ich sah in mehrmals, wie er in Einzelgesprächen auftritt. Wir ticken jedenfalls sehr ähnlich.
Da werden aber auch schwierige Zeiten auf Sie beide zukommen.
Wir haben das schon angesprochen: Irgendwann könnte der Tag kommen, an dem ich ihm sagen muss: «Wir trennen uns.» Ich verschwende keinen Gedanken daran und bin überzeugt, dass es mit Raphael zu hundert Prozent gut kommen wird – aber wir sind Profis und wissen, dass die Trennung kommen könnte. Man macht uns übrigens immer wieder den Vorwurf, dass wir einander zu nahe seien, weil wir ehemalige Weggefährten sind. Aber wen soll ich denn als Trainer nehmen, mit dem ich noch nie etwas zu tun hatte?
Sie spielten mit Wicky an der Weltmeisterschaft 2006 gegen die Ukraine. Ihr Zungenspiel vor dem Elfmeter hat einen Shitstorm ausgelöst. Hilft Ihnen diese Erfahrung?
Ganz sicher! Ich habe eine dicke Haut und bin gerne bereit, die Verantwortung zu übernehmen. In dieser Hinsicht hat mir die Szene von damals sehr geholfen.
Elf Jahre später und zwei Jahre nach dem Ende Ihrer Spielerkarriere sind Sie bereits Sportchef. Geht das nicht alles sehr schnell?
Ich habe etwa ein Jahr nach der Karriere gemerkt, dass mich das alles nicht erfüllt. Wenn du immer das Adrenalin hattest, dann fehlt das einfach. Und als mir Georg Heitz und Bernhard Heusler sagten, dass sie die Geschäfte gerne mir übergeben würden, da kam alles wieder in mir hoch: Das will ich! Vielleicht hätte ich mir gewünscht, ein Jahr später einzusteigen. Aber es ist kein Wunschkonzert, und schlussendlich muss ich auch sagen: Es war keine Frage von Georg und Bernhard. Es war eine Aufforderung.
«Möglicherweise wird Matias Delgado bei gegnerischem Ballbesitz vor der Abwehr platziert.»
So haben Sie zurückgefunden zum Fussball. Welche Spielweise wird man denn unter dem neuen Trainer sehen?
Ich will keine Kritik üben an Urs Fischer. Wer maximal erfolgreich ist mit dem FC Basel, hat das nicht verdient. Wir wünschen uns aber schnelleres Umschaltspiel, Pressing und höheres Angreifen. Das ist Raphaels Philosophie. Er denkt nicht in Systemen, sondern in Zonen.
Wie spielt man denn ein Pressingsystem mit Matias Delgado, dem das nicht sonderlich liegt?
Wenn man sieht, wie Andrea Pirlo zuletzt bei Juventus gespielt hat, dann könnte es in diese Richtung gehen: Möglicherweise wird Matias Delgado bei gegnerischem Ballbesitz vor der Abwehr platziert. Und vorne gibt es Spieler, die andere Qualitäten gegen den Ball haben. Mati braucht Spieler, die für ihn laufen, auch wenn er das niemals von den andern fordern würde. Aber es gibt Typen, die sagen: «Du bist das Genie, ich arbeite für dich.»
Ein interessanter Gedanke, Delgado vor die Abwehr zu ziehen. Das hat man so noch nicht gesehen beim FCB.
Sehen Sie, Raphael ist eben gut.
Pressing ist das eine. Auf der anderen Seite ist der Basler Fussball aufgrund der gegenwärtigen Kräfteverhältnisse in der Liga ein Ballbesitzfussball.
Man kann nicht 90 Minuten Pressing spielen. Mannschaften, die das machen, haben noch ganz andere Mechanismen. Da wird weit nach vorne gespielt, und man geht auf den zweiten Ball.
Kanadisches Eishockey.
Genau, sehr spektakulär für den Gegner. Aber es muss eine Mischung sein: zwischen Ballbesitz, Pressing und Umschaltspiel.
Der neue Präsident und Besitzer Bernhard Burgener schenkt Ihnen viel Vertrauen. Spüren Sie den Druck, der damit einhergeht?
Druck spüre ich seit 20 Jahren. Bernhard Burgener spricht immer vom föderalistischen Aufbau. Er sagt mir: Du bist für den Sport verantwortlich. Ich will die Aufgabenverteilung nicht mit der unserer Vorgänger vergleichen. Wir machen das auf unsere Art. Jeder hat in seinem Bereich die Verantwortung. Georg Heitz hat beispielsweise weniger kommuniziert als Bernhard Heusler. Ich werde mehr kommunizieren müssen.
Sie sagten, dass Sie viel gelernt hätten von Bernhard Burgener. So lange kennen Sie sich nicht. Was haben Sie denn schon gelernt?
Wie man sich in Verhandlungen verhält. Viel Erfahrung hatte ich darin ja nicht. Er hat mir mehrere Tricks beigebracht, er war immer ein sensationeller Verhandler. Immer respektvoll, immer freundlich, aber immer hart.
Gab es für Sie als Spieler einen Schlüsselmoment in einer Verhandlung, der Ihnen jetzt hilft?
Nein. Denn ich war immer ein einfacher Verhandlungspartner. Ich wusste immer, was ich wert war. Und meistens hat das Gegenüber schnell gesagt: Ja, das bist du wert.
Heisst das nicht einfach, dass Sie mit zu tiefen Forderungen eingestiegen sind?
Ich habe mich nie über Geld definiert.
Als Sportchef müssen Sie Verhandlungen über Geld definieren. Denn es geht nicht mehr um Ihr eigenes, sondern um das des FC Basel.
Das ist richtig. Ich musste mich unter anderem auch ganz schnell von der Vorstellung lösen, dass noch alles so ist wie damals, als ich jung war. Denn sonst wirst du wahnsinnig bei den Forderungen der Jungen! Für mich stand damals noch im Vordergrund, dass ich spielen kann.
Sie dachten doch auch ans grosse Geld.
Ach! Als mich Hanspeter Latour anrief und mich zu Thun holen wollte, da habe ich doch kein Wort über das Geld verloren. Ich war für 4000 Franken brutto Torschützenleader der Super League mit 13 Toren. Mit 4000 Franken brutto! Keine Ahnung, ob sich heute ein junger Spieler dafür einen Schuh schnürt.
Was sagt das über die Junioren aus?
Darüber darf man sich nicht zu viele Gedanken machen. Der Markt hat sich einfach verändert. Weil es Vereine gibt, die die jungen Spieler sehr aggressiv zu sich holen – einen 16-Jährigen für 10’000 Franken im Monat zum Beispiel.
Das kann nicht gesund sein.
Es ist Fakt. Ich mache den Jungen auch keinen Vorwurf. Schauen Sie sich doch mal die Clubs in der Youth League an. Die holen sich eine Handvoll unglaublich gute 16-Jährige, zusammen für fünf Millionen. Und mit einem von denen machen Sie dann irgendwann 50 Millionen. Das ist die Vorgehensweise in diesen Tagen. Deswegen ist es wichtig, den Jungen einen Karriereplan zu machen, und da sind die guten Agenten gefragt, die es eben auch gibt.
«Ich werde mich im ‹Saal 12› zeigen. Und Bernhard Burgener nimmt den Dialog mit der Kurve auch sehr ernst.»
Früher waren beim FCB die Entscheidungswege sehr kurz. In der neuen Vereinsführung gibt es sehr viel Köpfe. Birgt das ein Risiko?
Wenn man es negativ betrachtet, dann ist das so. Aber wir haben hier eine Gruppe von Experten zusammen, die wirklich etwas von Fussball versteht und die Themen auch kontrovers diskutiert. Jetzt sind wir offiziell gut zwei Wochen im Amt, das muss sich alles erst einpendeln. Mit der Vergangenheit müssen wir abschliessen und unsere Wege finden.
War denn beispielsweise Bernhard Burgener involviert in den Verhandlungen mit Ricky van Wolfswinkel?
Verhandelt haben wir ohne den Präsidenten. Wichtig ist für mich einfach, dass wir ein Budget haben. Dieses gibt er uns vor, und damit können wir frei arbeiten. Er ist aber immer informiert und freut sich, dass wir diesen Transfer machen konnten.
Wie geht die neue Vereinsführung mit der Fanthematik um: Müssen Sie als Held der Kurve mehr tun?
Bernhard Heusler hinterlässt da ein unglaubliches… (überlegt)…
…Vakuum?
Ja. Ich habe das Standing, aber keinen juristischen Hintergrund. Wie viel Fanarbeit ich neben meinem Job als Sportchef machen kann, wird sich zeigen. Aber ich werde das Gespräch suchen und mich auch immer mal wieder im «Saal 12» zeigen. Bernhard Burgener wird aber auch im Dialog sein mit der Kurve, er nimmt das sehr ernst.
Kann Jean-Paul Brigger als Delegierter aus dem Wallis diese Aufgabe übernehmen?
Können ja. Aber er muss sich das Vertrauen bei den Fans erst erarbeiten. Dafür hat er unsere volle Unterstützung. Weil er ein unglaublich guter Mensch und ein unglaublich guter Kommunikator ist. Aber in der Kurve gibt es ganz viele, die sagen: Er hat halt nie für den FC Basel gespielt. Dass sie mir mehr vertrauen, ist normal.
Wie haben Sie den Moment erlebt, als Jean-Paul Brigger bei der Generalversammlung nicht in den Vorstand gewählt wurde?
Das war ein glückloser Umstand. Nicht mehr und nicht weniger. Auf unsere Arbeit wirkt sich das nicht aus. Denn er ist danach mit einer guten Mehrheit in die FC Basel 1893 AG gewählt worden. Für alles Operative war das die wesentlichere Frage. Wenn das auch nochmals abgelehnt worden wäre, wäre es schwierig geworden.
Haben Sie Jean-Paul Brigger schon getroffen?
Wir haben telefoniert. Er ist ein wunderbarer Typ.
Wo werden Sie bei den Spielen künftig sitzen? Auf der Bank?
Nein. Das kommt nicht in Frage und wäre nicht meine Art.
Wo haben Sie denn bis jetzt die Spiele verfolgt?
Auf dem Balkon in der Mitte, mit der Familie. Von dort aus hatte ich eine sehr gute Sicht auf das Spielfeld.
Dann behalten Sie doch einfach diese Plätze.
(lacht) Die Jahreskarte gilt ohnehin bis Ende Jahr! Diese Plätze habe ich jetzt halt. Georg Heitz sass auf dem Journalistenplatz, das muss aber jeder selber wissen. Auf der Bank zu sitzen würde mich verpflichten, das bei jedem Spiel zu tun. Es kann aber auch mal vorkommen, dass Remo Gaugler und ich nicht beide beim Spiel sind.
«Stocker macht die Fans in Basel ein wenig nervös. Aber es sieht nicht so aus, als würde er im Sommer zurückkehren.»
Gaugler hat einen neugeschaffenen Posten übernommen. Was macht ein Kaderplaner?
Er plant das Kader.
Das macht doch der Sportchef.
Alles eine Frage der Interpretation. Remo hilft mir mit seiner Erfahrung als Sportchef. Er ist nahe bei der Mannschaft, er hat ein sehr gutes Auge, das ergibt eine Schnittstelle mit dem Scouting, wenn Ruedi Zbinden beispielsweise mal im Ausland ist. Er hat einen guten Draht zum Nachwuchs. In der Kaderplanung ist es wichtig, schnell zu sehen, ob einer aus dem Nachwuchs schon in der ersten Mannschaft spielen kann.
Zwischen diesen Rollen herrschen also fliessende Grenzen. Raphael Wicky weiss ja als ehemaliger U21-Trainer, ob einer bereit ist für die erste Mannschaft.
Deswegen ist es auch schwierig zu sagen, wer genau was macht. Wir haben ein Team, dessen sportlicher Leiter ich bin. Wie ich meine Jungs und mich selbst einsetze, ist meine Sache.
Ihr erstes Versäumnis auf dem Transfermarkt war, dass nicht Sie Walter Samuel eingestellt haben, sondern der FC Lugano.
Der stand bei uns auch auf dem Zettel. Als Assistent. Ich habe bei der Meisterfeier gemerkt, wie unglaublich gerne ich Walter habe.
Zu Ricky van Wolfswinkel: Stammt diese Verpflichtung noch aus den Dossiers der alten Sportführung?
Nein, das ist unser Transfer.
Der spielt ähnlich wie Marco Streller, oder? Er weicht auf die Seite aus, macht die Gassen auf.
Richtig. Er ist einer, der dir in der Schweiz eine gewisse Anzahl Tore garantiert. Er ist beweglich und spielt mannschaftsdienlich, definiert sich aber nicht nur über die Tore. Deswegen ist er ein ähnlicher Spieler, wie ich es war.
Von Hertha Berlin klingt es so, als würden sie Valentin Stocker ziehen lassen, wenn er einen neuen Verein findet. Kommt er zum FCB zurück?
Ich habe keinen Kontakt zu Hertha Berlin. Vali macht die Fans in Basel ein wenig nervös. Dass er seine Karriere hier beenden wird, ist Fakt. Aber momentan sieht es so aus, dass er nicht in diesem Sommer zurückkehrt.