Erst mal in Fahrt gekommen, sprudelt es aus Philipp Degen heraus. Der FCB-Verteidiger über die Chancen und Risiken gegen Razgrad, Paulo Sousas Detailverliebtheit und die Handschrift des Trainers. Und warum Degen auch mit 31 Jahren es noch nicht hinbekommt, sich zu zügeln.
Philipp Degen, gegen Razgrad kommen jetzt die beiden Spiele, die man gewinnen sollte, wenn man die Achtelfinals nicht aus den Augen verlieren will.
Wir können einen grossen Schritt Richtung zweiter Platz machen, und als FC Basel, mit allen internationalen Erfolgen, darf man sich dieses Ziel setzen. Aber Razgrad hat zweimal gut gespielt gegen Real und Liverpool, darauf hat uns der Trainer hingewiesen. Wir sind gewarnt. Doch wir peilen die drei Punkte an in Sofia.
Vergangene Saison hat der FCB gegen Bukarest mit zwei Unentschieden eine bessere Ausgangslage verpasst. Wurde darüber auch geredet?
Nein, überhaupt nicht. Vergangenheit ist Vergangenheit. Wir schauen in die Zukunft. Die Stimmung im Team ist sehr gut nach dem Sieg am Wochenende in Bern, das gibt uns Auftrieb und Selbstvertrauen. Und jeder muss sich vor Augen halten, dass wir gegen Ludogorets eine Riesenchance haben: Mit zwei Siegen hätten wir neun Punkte. Das ist eine Herausforderung, der sich jeder stellen muss. Der Gegner hat eine gute Mannschaft, aber sicher liegt sie in unserer Reichweite. Und wenn wir den zweiten Platz haben wollen, dann müssen wir sie zweimal schlagen.
Spielen die beiden Partien vor einem Jahr, die beiden Siege gegen Ludogorets in der Qualifikation, ein Rolle?
Das ist eine positive Erinnerung. Aber nach den ersten Videobildern, die wir gesehen haben, kann ich nur sagen: Ludogorets vor einem Jahr ist nicht Ludogorets in diesem Jahr. Die Mannschaft ist gefestigt, sie hat einen neuen Trainer, sie steht kompakt, sie spielt laufintensiv vorwärts – Real Madrid hat es nicht einfach gehabt, und auch in Liverpool hat Ludogorets ein gutes Spiel gemacht. So einfach wird es jedenfalls nicht, wie sich das vielleicht mancher denkt. Und egal ob Favorit oder nicht – es wird ein schweres Spiel werden.
Und wie sieht es mit der Handschrift von Paulo Sousa genau aus?
In der Mannschaft weiss es jeder, man sieht es in jedem Training: Der Ballbesitz, die Ballstafetten, die Seitenwechsel – das machen wir schon ganz gut, das müssen wir noch ausbauen, die Dominanz über 90 Minuten, die der Trainer haben will, die müssen wir hinbekommen. Noch haben wir das nicht geschafft – doch: einmal, gegen Liverpool.
Sind Sie überhaupt fit für das Spiel in Sofia? In Bern sind Sie mit einem Krampf im Oberschenkel ausgeschieden. Das passiert auch nicht alle Tage.
Das war ein Kung-Fu-Sprung, mit dem ich den Ball geklärt habe. Ich war schon platt zu dem Zeitpunkt, nachdem ich sechs Wochen wegen der angerissenen Sehne an der Ferse nicht spielen konnte. Es ist jetzt wieder besser, ich habe trainiert, aber ich spüre es immer noch leicht im Oberschenkel. Jetzt ist der Muskel halt überdehnt, aber das ist normal nach einer so langen Pause, und dann erst noch auf Kunstrasen. Das ist eine ganz andere Beanspruchung für den Körper.
Und was heisst das jetzt für Mittwoch? Können Sie, oder können Sie nicht?
Ich muss ein bisschen Vorsicht walten lassen. Manchmal ist es intelligenter, gerade in meinem Fall, wenn man nach sechs Wochen Pause nicht gleich wieder überstrapaziert und auf seinen Körper hört. Mich zu zügeln, das kriege ich mit 31 Jahren immer noch nicht ganz hin. Aber ich arbeite daran.