«Strom ohne Atom – das wollen unsere Kunden»

Direktor Urs Steiner ist überzeugt vom neuen Angebot der Elektra Baselland.

Direktor Urs Steiner ist überzeugt vom neuen Angebot der Elektra Baselland.

Unter den Schweizer Stromversorgern möchte die Elektra Baselland (EBL) fortschrittlich dastehen. Darum verkauft sie ihren rund 40 000 Kunden neuerdings den etwas teureren Strommix ohne Kernenergie als Standard-angebot. Eine Umstellung, die in der Schweiz zuerst die Elektrizitätswerke Zürich (EWZ) vornahmen und die damals in Zürich für viel Ärger sorgte.

Herr Steiner, erhielten sie in den vergangenen Monaten ebenfalls viele erboste Reaktionen?

Nein. Es gab einige Nachfragen, die wir beantworteten und ein paar wenige böse Schreiben. 87 Prozent unserer Privatkunden beziehen nun unser Standardangebot mit Wasserkraft und anderen erneuerbaren Energien, 1,8 Prozent unser grünes Angebot mit mehr erneuerbarer Energie aus regionaler Produktion. Atomstrom bezieht damit nur noch jeder zehnte Privatkunde.

Was haben Sie denn besser gemacht als die Zürcher?

Wir sind nicht schlauer, konnten aus den negativen Erfahrungen aber lernen. Darum haben wir die Umstellung mehrfach angekündigt und dabei offen erklärt, dass ein Vierpersonenhaushalt pro Jahr etwa 50 Franken mehr für den Strom zahlen muss, wenn er unser umweltfreundliches Standardangebot annimmt. Wer das nicht will, kann das günstigere «EBL Grau» mit Atomstrom bestellen – so wie es die meisten Unternehmen machen.

Die EBL hält aber am Ziel fest, in den nächsten 20 Jahren ganz vom Atomstrom wegzukommen?

Ja, das erwarten unsere Kunden auch. Das Volk scheint vor allem in unserer Region ein sehr ungutes Gefühl gegenüber der Kernenergie zu haben.

Kann die EBL denn überhaupt genügend Strom ohne Atom liefern?

Wir sind im Bereich der erneuerbaren Energien sehr aktiv, unter anderem mit unseren Solarprojekten in Spanien. Darum müssen wir schon heute nur noch einen kleinen Teil unseres Stroms mit «Zertifikaten» veredeln.

Urs Steiner (57) ist seit 2002 Direktor der Elektra Baselland in Liestal. Daneben war der freisinnige Laufner lange politisch tätig – als Gemeindepresi und Landrat.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 06/01/12

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