Der Musikboom bringt die Basler Musikschule an ihre Kapazitätsgrenzen.
Das Musikausüben gehört zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Im Musizieren kann man dem durchstrukturierten Arbeits- und Schulalltag eine ganzheitliche Erfahrung gegenüberstellen. Musik erklingt sofort und beim Spielen stellt sich ein Erfolgserlebnis ein. Musikausüben ist erfüllend, weil es die immerwährende Suche nach dem Erleben des eigenen Handelns darstellt. In der Band spielen oder in einem Chor singen vermittelt das Erlebnis, an einem Ganzen mitzuwirken und mit dem ganzen Menschen und allen seinen Sinnen beteiligt zu sein. Das Ergebnis des Handelns wird unmittelbar hör- und spürbar.
Viele Menschen erzählen von den Glücksgefühlen, die sie beim Musizieren erleben. Zitat eines passionierten Amateurs: «Musik ist ein immer offenes Thema, es geht immer weiter und hört nie auf. In einem lebenslangen Reifeprozess kann ich mich handwerklich und sinnlich mit der Musik auseinandersetzen und meine Grenzen ausweiten.»
Da verwundert es niemanden, dass die Nachfrage nach Instrumental- und Gesangsunterricht an der Musikschule seit Jahren unverändert hoch ist. Es ist sehr erfreulich, dass sich das Musizieren trotz des täglichen Übaufwandes so grosser Beliebtheit bei Jugendlichen erfreut. Ein Instrument zu erlernen, erfordert jahrelange Ausdauer und Auseinandersetzung mit den handwerklichen, künstlerischen und emotionalen Aspekten der Musik. Die positiven Effekte auf die Charakterbildung des Menschen sind hinreichend bewiesen und beschrieben worden.
Wartezeiten bei populären Instrumenten
Die Musikschulen der Musik-Akademie mit der Musikschule Riehen und der Jazzschule haben insgesamt 4020 Schülerinnen und Schüler. Die Einzigartigkeit des Angebots liegt in seiner Vielfalt und in der hohen Qualität des Unterrichts. Es wird in allen Stilrichtungen von Alter Musik, Klassik über Pop, Rock, Jazz bis zu Musik der Kulturen unterrichtet. Die Lehrpersonen verfügen über hohe künstlerische und pädagogische Kompetenzen.
Die musikalische Bildung ist dem Kanton Basel-Stadt sehr viel wert, wie durch die gleichbleibend hohen Subventionen in der Vergangenheit bewiesen wurde. Die generell kulturell stark interessierte Basler Bevölkerung möchte für ihren Nachwuchs ein qualitativ hochstehendes musikalisches Bildungsangebot. Dieses erfreuliche Interesse führt die Musikschule mit ihrem Globalbudget an ihre Grenzen und führt in einigen Boom-Fächern zu den oft gerügten Wartezeiten.
Die populären Instrumente Gitarre, Klavier und Schlagzeug werden auch an der Musikschule am häufigsten gewählt. Informationen über die Musikschule gelangen durch die Musikschule, via Primarschulen, Kindergärten, Internet und Inserate an die Eltern, diese lassen sich beraten und melden ihre Kinder an. Dies ist ab vier Jahren unabhängig vom definitiven Instrumentenwunsch möglich. Eine Ummeldung auf ein anderes Instrument ist jederzeit telefonisch möglich, und die Wartezeit ab dem Anmeldedatum wird angerechnet.
Die Musikschule bietet ein nachhaltiges, langfristiges Bildungsangebot an. Die Wahl eines Instrumentes will überlegt sein. Eine Beratung, eventuell eine Schnupperstunde, das Vorspielen mit dem gewünschten Instrument sowie die seriöse Abklärung der Eignung des Kindes für ein Instrument sollten der Wahl vorausgehen.
Mit Blasinstrument beginnen
Zahlreiche Überbrückungsangebote bieten den angemeldeten Kindern bereits einen aktiven Einstieg ins Musizieren. So kann es sinnvoll sein, dass ein für ein Boom-Instrument angemeldetes Kind mit einem weniger bekannten Instrument, zum Beispiel einem Blasinstrument, beginnt, und nach der Wartezeit wechselt. Zwei Aspekte sprechen dafür: Das Kind hat die Wartezeit sinnvoll verbracht, kann bereits Noten lesen, kennt die Grundregeln des Rhythmus und hat Erfahrungen mit dem aktiven Musikmachen und dem täglichen Üben gemacht.
Eventuell hat es sogar entdeckt, dass das gewählte Blasinstrument ihm entspricht, und es liebt dieses Instrument nun innig und möchte gar nicht mehr wechseln. Grundsätzlich gilt: Ein Kind hat sehr gute Chancen, bald einen Platz an der Musikschule zu bekommen, wenn es sich für ein Blasinstrument entscheidet.
An der Musikschule Basel werden auch rund 70 Jugendliche des Schwerpunktfachs Musik der Gymnasien Leonhard und Bäumlihof unterrichtet. Als musikalisches Kompetenzzentrum in der Region Basel macht dies Sinn und ist erst noch kosteneffizient, da die Löhne an der Musikschule niedriger sind. Mit der Finanzierung durch ein Globalbudget ist ein maximales Lektionendach vorgegeben. Die Leitung der Musikschule bemüht sich sehr, unter diesen Bedingungen mit diversen Angeboten und neuen Unterrichtsformen die Wartezeiten zu reduzieren.
Mit der Annahme des neuen Verfassungsartikels «Musikalische Bildung für alle» mit über 80 Prozent Ja-Stimmen hat die Schweizer Bevölkerung ein klares Signal an die Politik gesendet. Dies lässt hoffen, dass zukünftig alle Kinder und Jugendlichen, die das wünschen, zu zahlbaren Schulgeldern ein Instrument lernen dürfen und die Musikschule diese Unterrichtsplätze auch ohne lange Wartezeit zur Verfügung stellen kann.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 19.10.12