Am Ende der Blümchenschweiz

Die Schweiz feiert sich mit Feuerwerk und Folklore. Während rechtskonservative Kreise damit beschäftigt sind, die Nation von der EU abzugrenzen, und dazu die Historie bemühen, sieht sich die Schweiz einer ganz anderen Herausforderung gegenüber: der Gegenwart.

Folklore ist schön und trägt zur Identität bei – sie widerspiegelt aber weder Gegenwart noch Zukunft.

(Bild: Nils Fisch)

Die Schweiz feiert sich mit Feuerwerk und Folklore. Während rechtskonservative Kreise damit beschäftigt sind, die Nation von der EU abzugrenzen, und dazu die Historie bemühen, sieht sich die Schweiz einer ganz anderen Herausforderung gegenüber: der Gegenwart.

Da stehen wir nun am Rhein, am Vortag zum Nationalfeiertag, während um uns herum ein Bild der Schweiz beschworen wird, das Folklore und Heimatgefühl widerspiegelt, offiziell untermalt mit Jodel, Trachtentanz, Dixie-Musik. Auch in Basel.

Da stehen wir nun und feiern uns selbst mit wahlweise besinnlichen oder würdigen oder reaktionären 1.-August-Reden, bemüht darum, einen gemeinsamen Nenner zu finden, der uns als Nation verbindet. Bemüht, eine mögliche Antwort zu formulieren, die einer Eidgenossenschaft Rechnung trägt, deren zentrale Frage heute lautet: Welche Schweiz wollen wir?

Das ist die Antwort: Wir brauchen eine Schweiz, die sich der Zukunft stellt. Eine Schweiz, die sich entwickelt, weg vom Schema des bluemete Vorort-Trögli, wo sie wohl ihre Ruhe findet, wo sie wohl wohnt und schläft, aber wo sie auch ihre Perspektiven unter reaktionären Sparprogrammen begräbt.

Nur keine Angst

Wir brauchen eine Schweiz, die ihre Identität in der Gegenwart findet. Und nicht auf etwelchen Schlachtfeldern des Mittelalters wie jenem in einem heute bedeutungslosen Vorort von Mailand.

Wir brauchen eine Schweiz, die sich ihrer Kraft bewusst ist: Die aus steter Uneinigkeit in den Konsens findet, eine Willens- und eine Wissensnation, die, wenn sie bestehen will, auch ihr äusseres politisches Umfeld anerkennen muss, so fragil es sein mag. Die Fixierung rechtskonservativer Kreise auf die Ablehnung der EU macht das Land genauso wenig zukunftstauglich wie das Drängen auf einen Beitritt zum krisenanfälligen Staatengebilde.

Es geht uns gut. Machen wir das Beste daraus. Lassen wir uns nicht einschüchtern durch einen konservativen Konsens, der sich aus Angst vor sich verändernden Rahmenbedingungen in ein intellektuelles Laboratorium flüchtet abseits der Realitäten und der Tatsache, dass sich auch unsere Schweiz im internationalen Rahmen beweisen muss.

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