Das Bundesamt für Verkehr hat gesprochen: Absolute Priorität beim Ausbau der Bahninfrastruktur hat die Ost-West-Achse und Zürich. Dahinter dürfen sich andere Regionen wie Basel (Herzstück) und Luzern (Durchgangsbahnhof) um die restlichen Milliarden prügeln.
Im Fussball kommt es zum grossen Showdown zwischen Luzern und Basel. Bereits ein Unentschieden würde dem FCB den Meistertitel bringen.
2018 könnte es erneut zum Showdown Luzern gegen Basel kommen. Dieses Mal nicht im Fussball, sondern beim Ausbau der Bahninfrastruktur. Basel und Luzern sind zwei der Player, die sich im Rahmen des Ausbauschritts STEP 2030/35 um Bundesmilliarden bewerben – beiden wurde bis jetzt eher eine Aussenseiterrolle zugesprochen.
Die Verantwortlichen in Basel haben ihre Hausaufgaben gemacht. Mit der jetzt vorgestellten Variante für das Herzstück der Regio-S-Bahn legen sie ein Projekt vor, das auf die grossen städtebaulichen Herausforderungen Basels abgestimmt ist und auch die Fernverkehrswünsche der SBB erfüllen kann.
Die Variante überzeugt – auf dem Papier
Ob die Region Basel mit ihrem Monsterprojekt beim Ausbauschritt für die Bahninfrastruktur STEP 2030/35 zum Zug kommen wird, steht noch in den Sternen. Viele Grossregionen der Schweiz haben eigene dringliche Begehrlichkeiten vorzubringen. Nicht wenige davon werden von Bund und von den SBB als dringlicher erachtet. Und der Geldtopf, der zur Verfügung steht, ist natürlich begrenzt.
Aber die jetzt vorgestellte Variante «Hoch Y» überzeugt. Sie tut es, weil damit gleich verschiedene Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden können. Und mit der bestehenden Infrastruktur ausgesprochen geschickt umgegangen wurde: Warum zum Beispiel neue Tiefbahnhöfe bauen, wenn die heute vornehmlich als Sackbahnhöfe genutzten Bahnhöfe SBB und Badischer Bahnhof auch als Durchgangsbahnhöfe genutzt werden können?
Gut war, dass die Projekt-Verantwortlichen die SBB und das Bundesamt für Verkehr mit an Bord genommen haben. Nicht, um sich dadurch ein lobbyistischen Vorteil verschaffen zu können – schön wärs ja. Sondern um die Wünsche und Bedürfnisse der wichtigsten Player im Öffentlichen Verkehr von Grund auf berücksichtigen zu können:
- Der Fernverkehr soll die neue Durchmesserlinie befahren können? Bitte sehr, wenn der Bund Mehrkosten für Ausweichgleise oder eine ausgebaute Station «Mitte» zu tragen bereit ist.
- Die deutschen Fernzüge sollen direkt zum Bahnhof SBB fahren können? Wenn man eine Zusatzschlaufe mit einbezieht und sich die Deutsche Bahn von den SBB dazu überreden lässt, an ihrem Badischen Bahnhof und damit den Regionalzügen aus der Hochrheinstrecke oder dem Wiesental vorbeizufahren, dann lässt sich das machen.
Natürlich kann man nach wie vor den Vorwurf vorbringen, dass es Basel schlicht verpennt hat, den Auf- und Ausbau des S-Bahn-Netzes recht- oder frühzeitig an die Hand zu nehmen. Das heisst aber nicht vor ein paar wenigen, sondern vor sehr vielen Jahren. Als Zürich 1990 sein S-Bahnnetz in Betrieb nahm, war die Verkehrsplanung in Basel noch gänzlich durch den Bau der Nordtangenten-Autobahn vereinnahmt.
Die zeitliche Verzögerung hat unter dem Strich aber auch ihr Gutes. So konnten und können die Planer die Durchmesserlinie auf die grossen städtebaulichen Entwicklungen abstimmen – namentlich auf die Entwicklungsgebiete Volta Nord (Lysbüchel), Klybeck plus (BASF-Areal) und Hafen-Stadt Basel.
Jetzt sind die Bundesparlamentarier aus der Region an der Reihe, die sich mit viel Herz für das Herzstück einsetzen müssen.
Was lange währte, sieht jetzt zumindest auf dem Papier gut aus. Fertig geplant ist das Herzstück damit noch nicht. SBB-Chef Andreas Meyer weist deutlich darauf hin, dass bei allen Bahn-Grossprojekten bis zum Schluss nachgeschliffen werden muss. Das gilt für alle Projekte, die auf den Ausbauschritt STEP 2030/35 bauen.
Bis Ende 2017 wird das Bundesamt für Verkehr einen Vernehmlassungsentwurf ausarbeiten. Das letzte Wort werden aber die eidgenössischen Räte haben. Jetzt sind einmal mehr die Lobbyisten, die Bundesparlamentarier aus der Region an der Reihe, die sich mit viel Herz für das Herzstück einsetzen müssen.
Am besten so, wie sie es alle zusammen jeweils für den FC Basel tun.