Von vielen Gegnern wird die Fusionsinitiative als Eliteprojekt wahrgenommen, das mit dem Lebensalltag nichts zu tun hat. Leicht geht dabei unter, dass die bisherige Partnerschaftsstrategie der beiden Basel am Ende ist.
Manchmal braucht es den nüchternen Aussenblick, um klarer zu sehen. Die Fusionsdebatte in den beiden Basel erinnere ihn an die EU-Schweiz-Diskussion in Kleinformat, sagt der Zürcher Politgeograf Michael Hermann im Interview: «Kleinheit gegen Grösse, Eigenständigkeit versus Identitätsverlust, Souveränität versus Einfluss aufs Ganze. Das Baselbiet spielt die Rolle der kleinen Schweiz gegen die grosse EU.»
Das ist starker Tobak, aber vielleicht eine Erklärung dafür, warum das Pro-Lager in beiden Kantonen rasch so saft- und kraftlos wirkt: Heizt sich die Stimmung einmal so sehr auf und ersetzt Folklore die seriöse Debatte, dann haben rationale Argumente einen schweren Stand.
Geschickt wird die Initiative für eine Fusionsprüfung von den Gegnern als politisches Eliteprojekt dargestellt, das mit dem Lebensalltag nichts zu tun hat.
Zeitweise tat es fast weh mitanzusehen, wie wehrlos die Anhänger einer Fusionsprüfung auf die volkstümelnden Kampagne der Gegner reagieren, wie wenig sie den «Mir Baselbieter»-Parolen entgegenzuhalten haben.
Geschickt wird die Initiative für eine Fusionsprüfung von den Gegnern als politisches Eliteprojekt dargestellt, das mit dem Lebensalltag nichts zu tun habe. Dabei geht jedoch unter, dass die vielbeschworene Partnerschaftsstrategie der beiden Basel längst an ihre Grenzen gestossen ist: Statt zu Lösungen kommt es vermehrt zu Doppelspurigkeiten, statt zu Einigkeit kommt es zu Krämpfen, wie die Spitalplanung oder die Verkehrs- und Universitätsfinanzierung zeigen.
Wichtige Fragen sind offen
Es geht in dieser Abstimmung – das ist im Kesseltreiben der letzten Wochen völlig untergegangen – ja noch nicht um einen Entscheid darüber, ob die beiden Kantone dereinst wieder eins werden sollen. Es geht um die Chance, Antworten auf Fragen zu erhalten, über die wir derzeit nur mutmassen können: Welche Folgen hätte ein Zusammengehen der Halbkantone? Wäre eine gemeinsame Verwaltung effizienter? Würde die Wirtschaft profitieren? Welches Gewicht hätte ein Kanton Basel in Bern?
Antworten auf diese Fragen könnten Impulse für die Weiterentwicklung der ganzen Region bringen. Und sie könnten die Gemüter abkühlen helfen, die sich in diesem Abstimmungskampf unnötig erhitzt haben.