Das deutliche Ja zum Kasernen-Umbau ist auch eine Verpflichtung

Das deutliche Ja zum Kasernen-Umbau ist nicht nur eine Klatsche an die Adresse der Gegner. Für die Projektverantwortlichen ist es auch eine Verpflichtung, die vielen Ansprüche an das neue Zentrum zu erfüllen.

Ein deutlicher Abstimmungssieg, der auch Verpflichtung ist.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Das deutliche Ja zum Kasernen-Umbau ist nicht nur eine Klatsche an die Adresse der Gegner. Für die Projektverantwortlichen ist es auch eine Verpflichtung, die vielen Ansprüche an das neue Zentrum zu erfüllen.

«Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns, vor uns liegen die Mühen der Ebenen.»
Bertolt Brecht

Die Sonne lockte viele Menschen an den Rheinweg: Familien mit kleinen Kindern, Hündeler, Jogger, alte und Gruppen jüngerer Menschen flanierten vorbei am Bollwerk Kasernenhauptbau und genossen den Blick auf den Rhein. Abgetrennt auf der anderen Seite, auf dem Kasernenareal, waren alle Plätze der KaBar besetzt. Daneben die vielen Menschen, die dafür gekämpft haben, dass zwischen diesen beiden Schauplätzen ein Durchgang entstehen kann.

Das sonnige und warme Wetter passte hervorragend zur Stimmung der vielen Projektbefürworterinnen und -befürworter, die das Resultat und sich selber auf dem Kasernenareal feierten. Alle strichen ihre Freude über die Deutlichkeit des Resultats hervor. Ein Mehr von fast zwei Dritteln passt sehr gut zum Titel des Projekts: «Ein Haus für alle. Und das Neue», hatten die Architekten Focketyn del Río ihren Entwurf getauft.

Historischer Abstimmungssieg

Es ist ein historischer Abstimmungssieg, wenn man auf die leidvolle Geschichte, nicht des gesamten Areals, sondern des Hauptbaus zurückblickt. Der imposante Bau an diesem städtebaulich wichtigen Standort wurde seit dem Auszug der Armee vor 50 Jahren lediglich als Provisorium für Schulen genutzt. Und als Kulisse für das Basel Tattoo. Jetzt endlich kann der Bau mit Leben gefüllt werden, von dem auch die Öffentlichkeit etwas haben wird.

Der Titel des Projekts «Ein Haus für alle. Und das Neue» ist Programm. Und eine grosse Herausforderung. Denn hier soll versucht werden, die unterschiedlichsten Bedürfnisse und Erwartungen unter einem Dach zu vereinen. Der Entwurf und vor allem das bewusst offen gehaltene Inhaltskonzept hat im Vorfeld nicht nur in den Reihen der bürgerlichen Projektgegner für Diskussionen gesorgt.

Herausforderung für das Präsidialdepartement

Auf das Bau- und Verkehrsdepartement kommt jetzt eine dankbare Aufgabe zu. Die Denkmalpflege steht hinter dem Projekt, der private Heimatschutz ebenso, die jungen Aktivisten von Kulturstadt jetzt haben sich damit abfinden können, dass der Durchstich zum Rhein nicht so wuchtig ausfallen wird, wie sie sich das gewünscht hatten, das Geld ist vorhanden und das Stimmvolk hat deutlich Ja gesagt.

Sehr viel kniffliger ist die Aufgabe des Präsidialdepartements. Es wird unter der neuen Vorsteherin Elisabeth Ackermann dafür sorgen, dass alle inhaltlichen Bedürfnisse an dieses Projekt erfüllt werden. Und dass der Mix der künftigen Mieterinnen und Mieter stimmen und immer wieder den kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklungen angepasst wird.

Wasserfahrer und Tanztheater

Das Präsidialdepartement wird ein Auswahlgremium zusammenstellen müssen, das allen passt – eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Und es wird die wohl höchst unterschiedlichen Interessen von Wasserfahrern und Theatermachern, von Kulturschaffenden und der ganz normalen Quartierbevölkerung unter einen Hut bringen müssen.

Das fängt schon bei der Auswahl der Gastrounternehmen an. Was passt zur Kaserne, wie viel Entgegenkommen zur Latte-Macchiato-Fraktion wird möglich sein? Allzu rasch kann aus grosser Vorfreude bittere Enttäuschung werden.

Das ist eine spannende Aufgabe. Aber eine, die viel Reibung erzeugen wird. Und von den Verantwortlichen einiges an organisatorischer Kreativität und Fingerspitzengefühl abverlangen wird. Und wohl noch für einiges an Diskussionen sorgen wird. Aber wenigstens geht es jetzt endlich vorwärts, ist der lähmende Stillstand überwunden.

Wir werden sehen und mit den Verantwortlichen ab Herbst 2020 in der Skybar auf dem südlichen Kasernenturm hoffentlich auf ein gelungenes Experiment anstossen können.

Umbau Kasernen-Hauptbau: Wie geht es weiter?

Die Abstimmung ist gewonnen, jetzt tritt das Umbau- und Sanierungsprojekt des Kasernen-Hauptbaus in die konkrete Phase:

  • In den nächsten Tagen erfolgt das Ausschreibungsverfahren beziehungsweise der Submissionswettbewerb für die Bau- und Ausführungsarbeiten.
  • Im August 2018, unmittelbar nach dem Basel Tattoo, werden die Bauarbeiten beginnen. Sie werden in den folgenden Monaten und Jahren jeweils während des Basel Tattoo und der Herbstmesse unterbrochen. Das kostet den Kanton Basel-Stadt über drei Millionen Franken.
  • Gleichzeitig beginnt das Ausschreibungsverfahren für die zukünftigen Mieterinnen und Mieter. Gesucht werden Gastrounternehmen für ein Café, ein Restaurant und die Skybar. Ein spezielles Gremium mit (noch nicht bestimmten) Vertretern des Präsidialdepartements und Quartierorganisationen sowie Kulturlobbyisten wird die Auswahl der Atelier- und Büro-Mieterinnen und Mieter treffen.
  • Voraussichtlich Ende 2020/Anfang 2021 wird der sanierte und umgebaute Kasernen-Hauptbau bezugsbereit sein.

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