Das gerechte Ende eines zynischen Plans

Das bürgerliche Regierungsquartett ist an der Urne krachend gescheitert. Anders als die Parteistrategen goutiert das Stimmvolk die SVP nicht. Das ist erfreulich – ebenso, dass es die Grüne Elisabeth Ackermann bereits im ersten Anlauf geschafft hat.

Aus vier mach zwei: Conradin Cramer, gewählter LDP-Kandidat, lässt sich von Baschi Dürr, derzeit abgewählter FDP-Sicherheitsdirektor, herzen.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Das bürgerliche Regierungsquartett ist an der Urne krachend gescheitert. Anders als die Parteistrategen goutiert das Stimmvolk die SVP nicht. Das ist erfreulich – ebenso, dass es die Grüne Elisabeth Ackermann bereits im ersten Anlauf geschafft hat.

Ganz zum Schluss, als Staatsschreiberin Barbara Schüpbach das Verdikt verlas, versuchten sie nicht mal mehr den Anschein zu erwecken, ein eingespieltes Team zu sein. Nur Baschi Dürr und Conradin Cramer umklammerten sich, SVP-Mann Lorenz Nägelin hatte sich in die dunkle Tiefe des Raums zurückgezogen, Lukas Engelberger von der CVP ward nicht gesehen. Am heutigen Wahlsonntag ist das bürgerliche Quartett implodiert.

Und mit ihm überhaupt diese schlecht vorgespielte Busenfreundschaft von LDP, FDP, CVP und der SVP. Die Bevölkerung, so die erste Erkenntnis dieses Tages, hat nicht so grosszügig über die fundamentalen Differenzen zwischen der SVP und dem Rest hinweggesehen. Sie misstraut – anders als die cleveren Parteistrategen – der SVP und ihrem blassen Spitzenkandidaten Nägelin. Die Menschen in der Stadt teilen die Meinung nicht, dass die SVP mitentscheiden soll: Lorenz Nägelin liegt nach dem ersten Wahlgang chancenlos auf Rang neun.

Sie wollten es ebenfalls gut, aber ein bisschen besser machen. Was für eine Plattitüde.

Es war von Beginn weg ein zynischer Pakt um die Macht, der nun an der Urne beerdigt wurde und die bürgerliche Zusammenarbeit auf Jahre hinaus belasten wird. Weitgehend ohne Programm traten Dürr, Cramer, Engelberger und Nägelin an, nur mit dem Versprechen, es ebenfalls gut, aber ein bisschen anders zu machen. So viel Plattitüde, eine erfreuliche Entwicklung, reicht nicht.

Die Bürgerlichen haben alles auf eine Karte gesetzt und verloren. Das wird Spuren hinterlassen. Auch, weil Sicherheitsdirektor Baschi Dürr an der Urne desavouiert wurde. Nach zahlreichen Skandalen in seinem Departement verfehlt er die Wiederwahl deutlich. Nicht nur sein Ergebnis ist eine Blamage – auch, dass er von den vermeintlichen Freunden des Quartetts alleine gelassen wurde.

Den Linken dagegen gelingt beinahe der totale Triumph. Nur Bau- und Verkehrsdirektor Wessels muss wegen wenig Hundert Stimmen in den zweiten Wahlgang. Seine Wiederwahl dürfte reine Formalität sein.

Die Wahl der grünen Kandidatin im ersten Durchlauf ist ein kleines politisches Wunder.

Die Mobilisierungsmaschine der Linken hat Eindrückliches bewirkt. Sie hat in den letzten Wochen vor der Wahl aufgeholt, was vorher verpasst wurde. Hat den Wählern vor Augen vorgeführt, was auf dem Spiel steht: die Balance zwischen Wirtschaft und Gesellschaft, die Fortschritte in der Wohnbaupolitik und beim Verkehr. Und sie hat den Wählern Elisabeth Ackermann schmackhaft gemacht.

Die Wahl der grünen Kandidatin im ersten Durchlauf ist ein kleines politisches Wunder. Noch vor ein paar Monaten hätte selbst in den eigenen Reihen kaum jemand mehr auf sie gewettet. Sie startete verkrampft in den Wahlkampf, gewann dann an Lockerheit und an Überzeugung.

Ihre Wahl ist eine gute für Basel, auch wenn sie erst wird beweisen müssen, dass sie das Format für den Job hat. Ackermann wird dafür sorgen, dass wichtige Umweltanliegen, die zuletzt mit Blick auf den Wahltag zu kurz gekommen sind, präsent bleiben. Und sie löst Guy Morin als kauzigen Regenten der Stadt ab. Auch das braucht Basel.

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