Erst hiess es, sie könne nicht mit Geld umgehen. Jetzt, sie sei in ihrem neuen Amt überfordert. Auch wegen dieser Vorbehalte ist die neue BastA-Nationalrätin Sibel Arslan die richtige Wahl.
Die Wahl von Sibel Arslan ist eine Provokation. Gegenüber dem erzkonservativen Kern der Stadt Basel, egal ob links verhaftet oder rechts. Wie fest dieser Kern sitzt, zeigt die letzte Abstimmung über das Ausländerstimmrecht, das 2010 mit über 80 Prozent aller Stimmen abgelehnt wurde.
Sibel Arslans Wahl in den Nationalrat ist die beste, die Basel treffen konnte. Ein Drittel aller Bewohner des Stadtkantons haben in Bern keine politische Stimme, weil sie nicht den richtigen Pass besitzen. Sie werden nun eine erhalten.
Sie ist auch die richtige Wahl, weil sie jenen eine Niederlage zufügt, die Arslan diskreditieren und letztlich politisch wie beruflich vernichten wollten. Die sie teilweise wider besseren Wissens des liederlichen Umgangs mit dem Geld Fremder bezichtigten. So wurde sie vom altehrwürdigen Bürgerrat ferngehalten, so verlor sie ihre Kaderstelle in der Baselbieter Sicherheitsdirektion.
Arslan scheint ihre Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu treffen und nicht aus Kalkül. Eher nicht der beste Plan, Einfluss zu gewinnen.
Angestossen wurden die als Enthüllungen getarnten Artikel in der «bzbasel» und der «Basler Zeitung» übrigens nicht aus Kreisen der SVP, sondern von den selbsternannten konservativen Torwächtern der Basler Gesellschaft. Zum Erfolg gebracht hat die Kampagne schliesslich der mutmassliche Gesinnungsgenosse Isaac Reber, der Grüne Baselbieter Sicherheitsdirektor, in einem Akt unkaschierten Opportunismus‘.
Die Vorbehalte haben mit der Wahl nicht nachgelassen, auch bei Teilen der Linken: Gewählt wurde sie nur dank den Kurden, heisst es – als würde deren Stimme weniger wert sein. In der Politikermühle Nationalrat wird die aufgerieben, sagen sie. Rhetorisch könne die gar nichts. Flatterhaft, naiv, emotional, nicht abgezockt genug, rettungslos linksaussen.
Manche Vorbehalte sind berechtigt, sie waren es auch schon, als Arslan den Weg in die Politik fand und Grossrätin wurde. Arslan ist tatsächlich keine gute Rednerin, sie ist oft nervös und fahrig. Sie scheint ihre Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu treffen und nicht aus Kalkül. Eher nicht der beste Plan, Einfluss zu gewinnen.
Vorbehalte gab es gegenüber CVP-Mann Markus Lehmann keine, gewachsen war er dem Amt trotzdem nicht.
Solche Vorbehalte gab es gegenüber CVP-Mann Markus Lehmann nicht, dem Vorgänger Arslans auf dem fünften Basler Sitz im Nationalrat. Lehmann war gut vernetzt, allenthalben wohlgelitten, eine vermeintlich sichere Wahl. Nach vier Jahren stellte man dann fest, dass man die Vorbehalte besser gehabt hätte. Lehmann war dem Amt nicht gewachsen.
Ob es Arslan ist, ob sie die hohen Erwartungen ihrer Wähler erfüllen kann – vor allem: ob sie die Transformation schafft von der Jeanne d’Arc der Basler Linken und Kurdischstämmigen zur wirkungsvollen, eigenständigen Politikerin, das ist nicht vorauszusagen. Das Vertrauen, dass sie es schafft, hat sie sich jedenfalls verdient.
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Resultate, Stimmen und Analysen zu den Wahlen 2015 finden Sie in unserem Dossier zum Thema.