Stadtentwickler Thomas Kessler will, dass die Läden an der Schifflände auch am Sonntag offen haben – und die SP tobt: Die Sozialdemokraten wollen Kessler mundtot machen.
Auf Thomas Kessler als Querulant ist Verlass: Er wirft einen Gedanken in die Welt hinaus – und die halbe Stadt dreht am Rad. SP-Regierungsrat Christoph Brutschin schäumt vor Wut, seine Partei fordert in einer Anfrage an die Regierung gar den Rücktritt des Stadtentwicklers.
Kessler hat die sozialdemokratische Todsünde begangen: Er dachte in der «Schweiz am Sonntag» laut über ein Aufweichen des sonntäglichen Verkaufsverbots nach. Nicht generell, sondern in einer homöopathischen Anwendung, beschränkt auf die Schifflände, jenen dem Verkehr geopferten Basler Unort.
Kessler rüttelt an der letzten Bastion der Linken, wo ihr solide Mehrheiten noch gewiss sind. «Ich bin gespannt, welche Konsequenzen diese wiederholte Kompetenzüberschreitung nach sich zieht», reagiert entsprechend gereizt SP-Grossrätin Toya Krummenacher in einer Mitteilung der Parteileitung und fragt in einer Interpellation, «ob der Regierungsrat Herrn Kessler als Leiter Kantons- und Stadtentwicklung noch für tragbar hält».
Ein gefährlicher Versuch, eine unbequeme Diskussion abzuwürgen.
Kesslers Argument für eine Aufhebung des Verbots an der Schifflände ist nicht abwegig: Er sieht den Ort als Verkehrsknotenpunkt analog zu Bahnhöfen und Flughäfen, wo die Shops sieben Tage die Woche offen haben dürfen. Die Touristiker sind begeistert vom Vorschlag, lässt sich eine zugesperrte Innenstadt dem Städtereisenden doch eher schwer vermitteln.
Selbstredend gibt es genügend Anlass, den Vorschlag zurückzuweisen: Die Basler Stimmbevölkerung hat eine Lockerung der Öffnungszeiten mehrfach abgelehnt und ja, die Arbeitsbedingungen im Detailhandel sind auch ohne Sonntagsverkauf schon oft prekär.
Deswegen Kessler bei seinen Vorgesetzten anzuschwärzen und ihn mit politischem Druck abrasieren zu wollen, ist nicht bloss mieser Stil – es ist ein gefährlicher Versuch, eine unbequeme Diskussion abzuwürgen. Und einen Mann mundtot zu machen, der dieser riesigen Verwaltung ein Gesicht gibt, der auch ausserhalb hierarchisch definierter Meinungsbildungsprozesse Ideen äussert.
Thomas Kessler hat auch schon einigen Quatsch verbreitet. Etwa als er sorglos behauptete, 90 Prozent der Flüchtlinge seien Abenteuermigranten auf der Suche nach Geld, Frauen und Partys. Er hat aber auch oft genug eine Diskussion über die Zukunft dieser Stadt aus den Denkstuben der Verwaltung in die Öffentlichkeit getragen. Meinungsmonotonie sollte auch die SP nicht wollen.