Der Name des Projektes für den Umbau des Kasernenareals ist faszinierend, weil «Ein Haus für Alle – und das Neue» Verschiedenartiges verbindet: Den Nutzen für die Allgemeinheit, das Bewährte, aber auch das Neue. Ein Motto auch für die Weiterentwicklung unserer Stadt.
Ein Haus für Alle – und das Neue. So heisst das prämierte Projekt für den Umbau der Kaserne der jungen Basler Architekten Hans Focketyn und Miquel del Rio. Ist dieser Titel schwammig und stellt weder Fisch noch Vogel dar, wie dies Marc Krebs in seinem Artikel in der TagesWoche schreibt? Oder ist er im Gegenteil faszinierend, weil er Verschiedenartiges verbindet: Den Nutzen für die Allgemeinheit, das Bewährte, aber auch das Neue. Weil es mutig auch Platz für Experimente lässt?
Das Siegerprojekt hat die Jury vor allem deshalb überzeugt, weil es die Kaserne für die Bevölkerung grosszügig nach innen öffnet. Der Haupteingang führt neu von der Rheinuferpromenade in ein weiträumiges dreistöckiges Foyer mit gewundener Treppe zum Kasernenplatz. Buvette und Restaurant laden zum Verweilen ein: Die Eingangshalle ist Passage und Wintergarten zugleich.
Das Projekt schafft aber auch den Raum für ganz Neues: neue Räume für neue Nutzungen. Die vertikale Verbindung zu den oberen Stockwerken lockt die Besucher, das Gebäude zu erkunden. Im dritten Stock befinden sich eine Bühne mit einer Skylounge und einer Terrasse mit einem einzigartigen Blick über Basel. Weitläufige Räume und Ateliers im Innern stehen den Kulturveranstaltern, den Kunstschaffenden, der Quartierbevölkerung oder den Vereinen zur Verfügung. In allen Details gehen die jungen Architekten sorgsam mit dem bestehenden Gebäude um, die Fassaden werden kaum verändert. Das Projekt fügt sich in die bisherigen Nutzungen am Kasernenplatz in Harmonie ein.
Ein Haus für Alle und das Neue könnte auch das Motto für die Weiterentwicklung unserer Stadt sein.
Das Bestehende, die Bedürfnisse der Bevölkerung und das Neue in Einklang bringen, das leistet dieses Projekt. Aus meiner Sicht ist das Projekt exemplarisch für die Stadtentwicklung. Ein Haus für Alle und das Neue könnte auch das Motto für die Weiterentwicklung unserer Stadt sein.
Mit dem neuen Zonenplan wollen wir Raum schaffen für Neues. Neugegründete Haushalte, die neue Wohnformen ausprobieren, und Zugewanderte sollen ihren Platz bekommen und die Stadt soll massvoll wachsen können. Und auch in den Gebieten am Stadtrand, am Hafen, im Dreispitz oder bei den Rheinäckern wollen wir neue Formen des Wohnens und Zusammenlebens erproben. Zum Beispiel Clusterwohnungen, in denen Küche, Esszimmer und Aufenthaltsräume von den Bewohnerinnen geteilt werden. Solche Wohnungen könnten für generationenübergreifendes Zusammenleben ideal sein. Und es gibt noch weitere innovative Stadtentwicklungsideen.
Am Hafen könnte ein 2000-Watt-Quartier mit gemeinschaftlichen Mobilitäts- und erneuerbaren Energieversorgungsmodellen entstehen. Bei den Rheinäckern am Ufer des Rheins haben die Architekten Diener und Diener zusammen mit dem Landschaftsarchitekten Künzel eine Testplanung «Stadtpark mit Wohninseln» durchgeführt. Ein grosser Stadtpark vom Rheinufer über das Bäumlihof zum Landauer und Hörnli oder bis in die Langen Erlen soll Riehen mit Basel in einem Grüngürtel verbinden.
Das Dreispitz soll sich zu einem Stadtquartier entwickeln, in dem Arbeiten, Wohnen, Kultur, Freizeit und Einkaufen verbunden werden.
Mehrere Hochhausgruppen an den Siedlungsrändern schaffen Wohnungen für ca. 6000 Einwohner. Dank geringer Beanspruchung von Grundfläche bleibt Raum für vielfältig nutzbare Freiflächen. Das Dreispitz soll sich zu einem Stadtquartier entwickeln, in dem Arbeiten, Wohnen, Kultur, Freizeit und Einkaufen verbunden werden. Das Hochhaus für die Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGK) ist in Bau. Das Kunst- und Atelierhaus Oslo ist mit Galerien, Ateliers und Studioräumen bezogen. Wohnungen entstehen, und eine neue Tramlinie durch die Wienstrasse könnte das neue Quartier mit der Stadt verbinden.
Gleichzeitig soll aber auch mit dem neuen Zonenplan das Bestehende geschützt und bewahrt werden, die Schutzzonen werden massiv erweitert. Wir planen nicht über die Köpfe der Bevölkerung hinweg, sondern beziehen die Anwohnerinnen in Mitwirkungsprozessen aktiv ein.
Wie die TagesWoche für einen Artikel recherchiert hat, werden Private und der Staat in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren mehrere hundert Millionen Franken in Sanierungen, Um- und Neubauten für die Kulturinstitutionen investieren. Das oben beschriebene Kasernen-Projekt ist mit 30 Millionen Franken eines der kleineren Vorhaben.
Das Öffnen der Kulturinstitutionen gegenüber allen Bevölkerungsgruppen ist mir ein grosses Anliegen.
Die Sanierung des Theaters, der Umbau des Stadtcasinos, der Erweiterungsbau und die Sanierung des Kunstmuseums, das Hochhaus für die HGK am Dreispitz oder der Neubau für das Naturhistorische Museum und das Staatsarchiv am St. Johann-Bahnhof sind die weitaus grösseren Projekte. Das Motto «Ein Haus für Alle und das Neue» könnte auch auf diese und weitere Projekte übertragen werden.
Das Öffnen der Kulturinstitutionen gegenüber allen Bevölkerungsgruppen ist mir ein grosses Anliegen. Konzerte, Theater, Oper, Tanz, Ausstellungen, Performance sollten möglichst vielen zugänglich sein. Damit meine ich nicht, dass die staatlichen oder von der öffentlichen Hand subventionierten Kulturinstitutionen nur noch «Mainstream» oder Populärkultur zeigen oder aufführen sollten. Innovation, Experimentelles oder Subversives müssen genauso Platz haben.
Es geht vielmehr um den stärkeren Einbezug von verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Denn die grossen Kulturinvestitionen lassen sich nur rechtfertigen, wenn sich eine breite Bevölkerung mit diesen Institutionen identifizieren kann. Die Museen, das Theater oder die Konzerthäuser müssen sich ständig von Neuem fragen, wie sie ihre künstlerischen Angebote möglichst vielen Bevölkerungsgruppen vermitteln und insbesondere die Jugendlichen, die Migranten, die Expats usw. erreichen.
Veränderung bei der Kaserne, in der Stadtentwicklung oder bei den Kulturinstituionen, für das wollen wir uns im neuen Jahr und in den nächsten Jahren einsetzen.
Der Begriff «Ein Haus für Alle und das Neue» ist zwar offen und riskiert sich zu verlieren, er widerspricht sich aber aus meiner Sicht nicht. Er signalisiert zuerst einmal eine offene Geste, die alle ansprechen soll. Und das Neue wäre auch die stärkere Verbindung verschiedener Sparten, Gruppen und Sprachen.
Veränderung bei der Kaserne, in der Stadtentwicklung oder bei den Kulturinstitutionen, für das wollen wir uns im neuen Jahr und in den nächsten Jahren einsetzen. Ich hoffe, dass die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Stadt uns bei diesen vielen Veränderungs- oder Entwicklungsprozessen unterstützen werden.