Auch den neuen Direktor des Historischen Museums Basel sollte man erst an seinen Taten messen. Doch der Werdegang und sein temperamentvoll-engagierter Auftritt lassen einen hoffnungsfrohen Blick in die Zukunft zu.
Marc Fehlmann? Das ist doch der Museumsdirektor, der im Museum Oskar Reinhart in Winterthur die Kunstsammlung von Christoph Blocher gezeigt hat. Das war vor einem Jahr. Und wie es beim Namen Blocher nicht anders zu erwarten war, wurde dieser Coup des damals abtretenden Direktors höchst kontrovers aufgenommen. Er sorgte aber auch für ein volles Haus und einen Kassenerfolg, den das darbende Museum dringend nötig hatte.
Jetzt kommt Fehlmann nach einer kurzen Zwischenstation am renommierten Deutschen Historischen Museum Berlin nach Basel. Für den in Basel geborenen Kunsthistoriker ist es die Rückkehr in seine Heimatstadt, die ihn gereizt hat. Und offensichtlich auch die Herausforderung, «das zweitwichtigste Museum der Stadt» aus dem Jammertal zu führen, in das es von seiner unglücklich agierenden Vorgängerin hineinbugsiert worden ist.
Eine mächtige Herausforderung
Es sind mächtige Herausforderungen, die auf den neuen Direktor zukommen. Er muss für Stabilität im Museum selbst sorgen, Geld auftreiben und dafür das zerrüttete Verhältnis zu den vielen alteingesessenen Sammlerinnen und Gönnern wieder ins Lot bringen – hier kann er allerdings auf die wertvolle Vorarbeit von Interimsdirektorin Gudrun Piller aufbauen. Und er muss es in einem zweiten Anlauf schaffen, das Haus erfolgreich auf den Weg zum zeitgenössischen Geschichtsmuseum zu führen, wie es sich Politik und Museumskommission nach wie vor wünschen.
Der erste Eindruck vom designierten Direktor stimmt zuversichtlich. Marc Fehlmann besitzt das Rüstzeug und strömt soviel professionell fundiertes Temperament und Engagement aus, dass man ihm die schwierige Aufgabe durchaus zutraut: Er könnte es schaffen, das schwer zu bespielende, örtlich aufgesplittete Haus zu einem spannenden Forum zu machen.
Nicht nur in den Diskussionen rund um die umstrittene Blocher-Ausstellung hat Fehlmann gezeigt, dass er zu Kontroversen bereit ist und eine Opposition nicht scheut. Er setzt das, woran er glaubt, in Taten um – auch gegen Widerstand, wenn er es für nötig erachtet. Er kann Präsenz markieren und spricht Klartext, schon bei seinem ersten Auftritt in Basel.
Und das ist es, was das Historische Museum in seiner aktuellen Situation braucht.
Fehlmann könnte es schaffen, das schwer zu bespielende, örtlich aufgesplittete Haus zu einem spannenden Forum zu machen.
Fehlmann kann aber nicht mehr mit dem vorauseilenden Goodwill an die Adresse eines herbeigesehnten Erneuerers rechnen, wie es Marie-Paule Jungblut noch konnte. Er muss sehr viel rascher Vertrauensbeweise vorbringen – er bittet die Basler aber genau deswegen auch um Geduld.
Dass er es schafft, ein Haus aus der finanziellen Krise zu führen, kann er mit seiner Vergangenheit in Winterthur belegen. Dass er bestechende und interessante Ideen im Hinterkopf hat, die mehr sind als Hirngespinste, hat er in einem ersten Gespräch mit der TagesWoche bereits dargelegt.
Fehlmann hat als Basler überdies einen Heimvorteil. Er kennt die Stadt und die Region, deren Geschichte das Museum beleuchten will, sehr gut. Als Kunsthistoriker und ehemaliger Sammlungsdirektor in Berlin hat er das nötige Faible für die herausragenden Objekte, die das Museum zeigen kann und soll. Und er hat die richtigen Ideen, wie sich die Sammlung und das Ausstellungsprogramm auf wegweisende und originelle Art erweitern liesse.
Jetzt muss der Tatbeweis folgen
Findungs- und Museumskommission haben Fehlmann einstimmig gewählt. Der Regierungspräsident und sein Kulturbeauftragter vermitteln Begeisterung. Und auch ich bin angetan. Dass trotzdem ein bisschen Skepsis bleibt, liegt daran, dass all das auch nach der Bekanntgabe von Jungbluts Wahl vor vier Jahren der Fall war.
Doch sicher ist es den verantwortlichen Gremien und Personen zuzutrauen, dass sie nach den misslichen Erfahrungen jetzt besondere Präzision und Vorsicht haben walten lassen. Aber so banal dieser Satz auch klingt: Messen wird man Fehlmanns Kompetenz erst an seinen Taten.