Eine Siegerpartei präsentiert kein Zweierticket

Morgen entscheidet die Baselbieter FDP, welcher Ständeratskandidat Claude Janiak den Sitz im Stöckli abjagen soll. Balz Stückelberger oder Christoph Buser: Es kann nur einen geben. Bringt die Partei ein Zweierticket, hat sie jetzt schon verloren.

Es kann nur einen geben: Wen schickt die FDP ins Rennen um den Ständeratssitz? Es treten an: Balz Stückelberger (links) und Christoph Buser. (Bild: Nils Fisch)

Morgen entscheidet die Baselbieter FDP, welcher Ständeratskandidat Claude Janiak den Sitz im Stöckli abjagen soll. Balz Stückelberger oder Christoph Buser: Es kann nur einen geben. Bringt die Partei ein Zweierticket, hat sie jetzt schon verloren.

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Es ist ein Duell im klassischen Stil, Mann gegen Mann. Auf der einen Seite: Der geschmeidige Cowboy, das Hemd leger geöffnet, das Lächeln gewinnend, jeder Schuss überlegt. Auf der anderen Seite: Der dunkle Revolverheld, ein kalkulierender Heisssporn, der Anzug sitzt jederzeit korrekt, der Blick ist fokussiert aufs Ziel. 

Es ist ein Duell, wie es sich das Publikum in der staubigen Wüstensonne um zwölf Uhr mittags nur wünschen kann. Allein, es findet nicht an der letzten Grenze zur Zivilisation statt, sondern im beschaulichen Baselbiet. Hier fliegen Worte, keine Kugeln.

Es geht um nichts Geringeres als um jenen bürgerlichen Baselbieter Ständeratskandidaten, der den angezählten Claude Janiak (SP, bisher) im Rennen um die Wiederwahl im Herbst ausstechen soll. Und damit dem bürgerlich dominierten Kanton den Sitz in der kleinen Kammer zurückholt, den Janiak 2007 für die SP eroberte.

Der bürgerliche Frontalangriff auf die letzte SP-Bastion

Die Partei, die den bürgerlichen Frontalangriff auf den SP-Sitz fahren darf, ist die FDP – Gewinnerin der Regierungsrats- und Landratswahlen im Februar. Ihre zwei Spitzenkandidaten: Der Arlesheimer Landrat Balz Stückelberger und der Boss der Baselbieter Wirtschaftskammer, Christoph Buser aus Füllinsdorf.

Morgen Abend bestimmt die FDP an ihrem Parteitag in Oberwil, wer ins Rennen für den Ständerat darf:

  • Der kantonalpolitische Antiheld: Balz Stückelberger. Er ist kein schwergewichtiger Wortführer, er poltert kaum, adrett im Auftreten, und ist auch mal bereit, gegen die Parteilinie zu stimmen. So votierte er für die Kantonsfusion und kämpfte in der Abstimmung um die Theatersubventionen für Basel gegen den Beschluss der FDP-Spitze. Von Beruf Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes der Banken – was für ein sperriger Begriff – und ehemaliger Kommunikationschef, ist er medienaffin und pflegt ein im Grunde freundschaftliches Verhältnis zu den Journalisten. 
  • Die wirtschaftspolitische Saftwurzel: Christoph Buser. Der Wirtschaftskammer-Direktor ist die treibende Kraft in der Baselbieter FDP und als Boss des mächtigsten Verbands des Kantons ein Schwergewicht. Das einzige Erbe seines Vorgängers Hans Rudolf Gysin, das er noch nicht antreten konnte, ist die Wahl ins Eidgenössische Parlament. Die Wahl in die kleine Kammer wäre die vorläufige Krönung einer politischen Karriere, die Buser mit aggressivem Pressing in den vergangenen Jahren stetig vorangetrieben hatte – und sich dabei mindestens so viele Gegner wie Freunde schuf.

Die Duellanten stehen bereit, das Wüstengras rollt durch die Steppe der Baselbieter Politlandschaft. Derweil das Publikum im Staub des Strassenrands wartet und sich lautstark in Spekulationen überbietet: Die «Basler Zeitung» hat sich auf Seiten Busers platziert. Chefredaktor Markus Somm argumentiert, dass der rechtsliberale Wirtschaftsflügel der FDP zu siegen hat, dass Stückelberger als Exponent der akademisch angehauchten, linksliberalen Politelite im Ständerat nichts verloren hat.

Die «Basellandschaftliche Zeitung» hingegen hofft auf Stückelberger. Er sei unbeschwerter, habe weniger zu verlieren als Buser, schreibt Land-Chef Hans-Martin Jermann, attestiert ihm allerdings einen schwierigen Stand: Buser sei eindeutig der Mächtigere. Es sei unwahrscheinlich, dass sich die FDP dazu durchringt, den als Aussenseiter geltenden Stückelberger aufzustellen.

Das As des Herrn Stückelberger

Doch der gepflegte Desperado Stückelberger weiss ein As im Ärmel beziehungsweise einen eigenen, starken Verband hinter sich: die Schweizer Geldinstitute.

Als Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes der Banken (seit 2010) und ehemaliger Projektleiter Kommunikation der Schweizerischen Bankiervereinigung (1998 bis 2005) ist Stückelberger in diesem Duell kein einsamer Cowboy. Ein Aussenseiter vielleicht, aber kein hilfloser: Das Netzwerk der Banken ist finanziell mindestens so potent wie die Wahlkampfmaschine des Herrn Buser.

Balz Stückelberger, Ständerat des Kantons Basel-Landschaft und der Banken: Das wär ein starkes Stück. Was das Duell zwischen dem Füllinsdörfer Buser und dem Arlesheimer Stückelberger um eine Dimension erweitert: Es geht hier nicht allein um kantonale Politik, es geht um die Vertretung nationaler Interessen im Bundeshaus. Als einziger Ständerat des Halbkantons Basel-Landschaft. 

Glückliche Partei mit zwei willigen Bewerbern

Es flirrt die Steppenluft, Schauer der Anspannung in der Mittagshitze. Es treten an: Der akademisch-liberale Flügel der FDP gegen den rechtsliberalen Gewerbe-Flügel der FDP. Es treten an: Dr. Balz Stückelberger, Mann der Banken, gegen Christoph Buser, lic. rer. pol., Herr der Baselbieter KMU. Glücklich die Partei, die über zwei so starke Figuren verfügt, dass sich die Medien bereits Wochen im Voraus auf «High Noon» freuen.

Ob Buser den Kontrahenten Stückelberger schlicht niederstreckt oder ob sich der Wirtschaftskammerdirektor im letzten Moment freiwillig zurückzieht, um dafür – wie Vorgänger Gysin – in der Nationalratswahl zu triumphieren: Es liegt in der Natur des Duells, dass das Publikum die Auflösung erst nach dem letzten Schlag der Glocke erfährt. Eine Kugel für jeden. Ein Schuss, ein zweiter. Trompeten, Pauken, Trommelwirbel. 

Ein Zweierticket ist für Verlierer

Das Filmskript steht. Die Baselbieter FDP kann jetzt nur noch einen Fehler machen: Sie entscheidet sich nicht und schickt beide Kandidaten ins Rennen, wie bereits spekuliert wurde. Tut sie das, hat sie die Wahlen im Vornherein verloren; denn obwohl angezählt, fällt der Bisherige Claude Janiak nicht von alleine aus dem Sattel. Zu stark waren bislang in dieser Frage die Bande der Linken und der gemässigten Mitte.

Die Bürgerlichen brauchen für diese Wahl einen Kandidaten, auf den sie all ihre Kräfte konzentrieren können. Dann haben sie den Sitz in der Tasche, nur dann entthronen sie Ständeherr Janiak.

Egal, ob Desperado Stückelberger oder Revolverheld Buser: Eine Siegerpartei präsentiert kein Zweierticket.

 

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