Die Höhe von Daniel Vasellas Abgangsentschädigung ist obszön.
72 Millionen Franken soll der scheidende Novartis-Chef erhalten. Dies könnte der Abzocker-Initiative zum Durchbruch verhelfen.
Weihnachten findet heuer am 15. Februar statt – jedenfalls für Thomas Minder, den Erfinder der Abzocker-Initiative, die am 3. März zur Abstimmung kommen wird. Das bescherende Christkind ist einmal mehr unser aller «Super-Dan» vom Zugersee. Denn heute, am 15. Februar, wurde bekannt, wie Daniel Vasellas Abgang von Novartis vergoldet wird: mit 72 Millionen Franken. Der Betrag gilt als Entschädigung dafür, dass Vasella in den ersten Jahren nach seinem Abgang nicht für ein Konkurrenzunternehmen der Novartis tätig wird. Anders gesagt: Er bekommt sechs Jahre lang je 12 Millionen fürs Nichtstun. Diese Zahl ist eine Schätzung, die vom Internet-Portal «Inside-Paradeplatz» allerdings mit so vielen Details serviert wird, dass sie plausibel erscheint, auch wenn keine Quellen genannt werden (das würde ich auch nicht tun), und sich Novartis weigert, die Zahl zu kommentieren (das wäre mir an ihrer Stelle auch peinlich).
«Leider ist Wirtschafts-Pornografie nicht strafbar.»
Was 72 Millionen Franken bedeuten, ist schnell ausgerechnet: Der Betrag entspricht dem Lohn von 24 durchschnittlich verdienenden Schweizern – in ihrem ganzen Arbeitsleben. Es ist also unglaublich viel Geld. Aus der Sicht von Novartis und ihrem Noch-Präsidenten entsprechen 12 Millionen Franken im Jahr weniger als 0,2 Prozent des Jahresgewinns von rund neun Milliarden Franken. Das ist ein unglaublich geringer Anteil.
Fragt sich nur, wer den Gewinn von Novartis finanziert. Sind das nicht wir Normalverdiener und Steuerzahler, die für Medikamente überhöhte Preise bezahlen? Trugen wir damit nicht auch dazu bei, dass Daniel Vasella in den verschiedenen Funktionen seiner Novartis-Karriere laut Schätzungen des Wirtschaftsmagazins «Bilanz» gegen 400 Millionen Salär und Boni einstreichen konnte?
Schon die Jahressaläre in zweistelliger Millionenhöhe wie sie Vasella lange Zeit bezogen hat, sind ganz einfach absurd. Sie haben dazu geführt, dass der Unmut unter den normal verdienenden Schweizern immer grösser wurde und selbst mittlere Unternehmer wie Thomas Minder in heiligen Zorn gerieten.
Wenn jemand nach Jahrzehnten extrem gut bezahlter Arbeit das Unternehmen freiwillig verlässt, ist es eine Frage das Anstands, nicht gleich bei der Konkurrenz anzuheuern. Eine Konkurrenzverbotsklausel mit 72 Millionen Franken abzugelten, ist daran gemessen eine Obszönität. Doch leider ist Wirtschafts-Pornografie nicht strafbar. Die Strafe folgt wohl am 3. März an der Urne.
Artikelgeschichte
Update am 16.2.: Vasella erhält offenbar nicht 75 Mio. sondern 72 Mio. Franken. Die Zahlen wurden entsprechend angepasst.