Die geplante Basler U-Bahn namens «Herzstück» fällt beim Bund durch. Und das völlig zurecht, wie ein Blick auf die Faktenlage zeigt. Basel sollte wieder Mal zur Kenntnis nehmen, dass die Schweiz jenseits des Jura weitergeht.
Es ist wieder passiert: Die Schweiz ignoriert Basel! Das «Herzstück», die unterirdische S-Bahn, geniesst keine Priorität beim Bund! Dabei sind wir doch die zweitstärkste Wirtschaftsregion der Schweiz! Dabei haben andere auch Durchmesserlinien! Dabei haben wir doch dieses Mal so eng zusammengearbeitet!
Wenn nur noch in Ausrufezeichen gesprochen wird, muss man den Ton runterdrehen und sich besinnen. Fehlt es uns wirklich, wie die Basler FDP in einer zügig verfassten Medienmitteilung beklagt, an «einer starken Stimme in Bern»? Liegt es also einfach an der Person von Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels, dass wir nicht zum Zug kommen?
Kein Engpass vorhanden
Sollte also, will man da zurückfragen, in einer Demokratie derjenige gewinnen, der seinen Mund am weitesten aufreisst? 7 bis 12 Milliarden sind für die Erweiterung des Bahnnetzes im Ausbaupaket «Step 2030» zu verteilen. Steuermilliarden, die dort eingesetzt werden sollen, wo sie die meiste Wirkung erzeugen. Und das ist nach aktueller Faktenlage nun mal nicht bei der Basler U-Bahn.
Gesetzt sind derzeit gemäss «NZZ am Sonntag» der Brüttiker Tunnel zwischen Zürich und Winterthur und der Ausbau der Bahnstrecke zwischen Yverdon, Lausanne und Genf. Beide Milliardenprojekte erfüllen das wichtigste Kriterium von «Step 2030»: Sie lösen einen Engpass auf, bedienen also die bis 2030 steigende Nachfrage auf diesen Strecken.
Das Basler «Herzstück» dagegen ist vor allem als Konjunkturprogramm ausgelegt. Eine Auftragsstudie durch das Unternehmen Rapp Trans liefert das wichtigste Argument für die Tunnels zwischen den drei Basler Bahnhöfen: Die Wirtschaftsleistung in der Region würde um 150 Millionen Franken jährlich zunehmen. Dem entgegen stehen zwei Milliarden Franken Baukosten.
Fehlgeleitete Basler Argumentation
Das ist aus Basler Sicht eine Investition, die sich rechnet. Aus nationaler Sicht ist das Projekt aber vernachlässigbar, weil der Geldtopf für den Ausbau limitiert ist. Es reicht ein Blick in die Planungsgrundlagen hinter «Step 2030», um zu erkennen, wie fehlgeleitet die Basler Argumentation ist.
Während in den Kantonen Waadt, Genf und Zürich die Hauptstrecken bis 2030 massiv überlastet sein werden, wenn es keinen Ausbau gibt, wird auf den Basler Gleisen nur ein minimaler Zuwachs erwartet. Analog verhalten sich die Prognosen für das Bevölkerungswachstum. Diese Fakten wischt auch das stärkste Lobbying nicht beiseite.
In Basel beklagt man sich oft und auch jetzt wieder über die fehlende Wahrnehmung durch die Restschweiz. Manchmal zurecht, hin und wieder gilt aber auch: Hey, Basel, nach dem Jura kommt auch noch ein Stück Schweiz.