Ja zum Buch, Nein zur Preisbindung

Die Buchpreisbindung wird in der Schweiz nicht wieder eingeführt, der freie Markt soll spielen. Kein Grund, Kulturpessimist zu werden. Wir Konsumenten haben es in der Hand, die Vielfalt aufrecht zu erhalten.

Die Preise von Büchern sollen nicht fixiert werden (Bild: sda)

Die Buchpreisbindung wird in der Schweiz nicht wieder eingeführt, der freie Markt soll spielen. Kein Grund, Kulturpessimist zu werden. Wir Konsumenten haben es in der Hand, die Vielfalt aufrecht zu erhalten.

Die Frage drängte sich bereits im Vorfeld der Abstimmung auf: Wie können für die Buchpreisbindung in der Schweiz genügend Stimmen mobilisiert werden, wenn nicht einmal die eigene Lobby, die Buchbranche, vorbehaltlos dahinter steht? Wir erinnern dabei gerne an unsere Wochendebatte, bei der die Geschäftsführerinnen der Basler Buchläden Nasobem und Olymp&Hades engagiert für – respektive gegen – eine Wiedereinführung der Buchpreisbindung argumentiert haben.

Engagiert haben sich im Vorfeld dieser Abstimmung auch Literaten wie Charles Lewinsky, der den knalligen Satz schrieb: «Ein Bestsellerautor wie Dan Brown braucht keine Buchpreisbindung – aber ohne sie gibt es irgendwann nur noch Dan Browns.» Das ist pointiert. Aber es ist auch übertrieben. Schon nur, weil immer mehr Bücher auf den Markt drängen – auch in der Schweiz. Bücher und Literaten werden über verschiedene Kanäle gefördert. Ganz offensichtlich konnte der Mehrheit des Stimmvolks nicht glaubhaft erklärt werden, warum es daher zwingend ein Kartell durch fixe Preise braucht, um eine Vielfalt gewähren zu können. Ich will ehrlich sein: Auch mich haben die unterschiedlichen Aspekte am Ende eher verwirrt als restlos überzeugt.

Was hinzu kommt, wenn ich an Diskussionen in meinem privaten Umfeld denke: Der Strukturwandel in der Buchbranche wäre auch mit einer Buchpreisbindung nicht aufzuhalten gewesen. Dass Dan Brown andere Bücher aus dem Flughafen- und Bahnhofkiosk verdrängt, dass ein Einheitsbrei in Shopping-Zentren oder Tankstellen verkauft wird, ist längst eine Tatsache, ebenso jene, dass man bequem mit einem Mausklick von zu Hause aus – völlig grenzüberschreitend – Bücher erwerben und sie sich nach Hause liefern kann. Diese Entwicklung gibt es schon lange, sie begann Jahre bevor in der Schweiz die Preisbindung aufgehoben wurde. Die Buchbranche wäre daher ohnehin nicht darum herumgekommen, sich mit den ganz grossen Herausforderungen zu beschäftigen: Wie verhält sie sich in einer zunehmend digitalisierten und globalisierten Welt? Macht sie dieselben Fehler wie die klassische Tonträgerbranche?

Die Konsumenten haben es in der Hand

Ich finde, es gibt gute Gründe, nicht kulturpessimistisch in die Zukunft zu blicken. Die Schweiz lehnt zwar eine Einführung der Buchpreisbindung ab. Aber der Entscheid ist nicht gegen dieses Kulturgut gerichtet, das weiterhin gefördert werden soll: In Form von Literaturpreisen und Werkbeiträgen, die Autoren und Verlagen zugute kommen und zu einer Vielfalt beitragen. 

Was die Struktur betrifft, so haben es am Ende wir Konsumenten in der Hand: Wenn uns an einer Vielfalt der Läden und Sortimente liegt, sollten wir jene Geschäfte unterstützen, die uns sympathisch sind, die beraten, empfehlen und mit Herzblut das Kulturgut Buch unter die Leute bringen. Selbst der kleinste Buchladen kann uns jedes verfügbare Buch bestellen, das sollte man nicht vergessen. Welche Autorinnen und Autoren, welche Verlage und welche Geschäfte wir mit dem Kauf von Büchern unterstützen, entscheiden wir selbst – und können damit zur Vielfalt beitragen.

Wenn sich schon nur jene 44 Prozent der Baslerinnen und Basler, die für die Preisbindung gestimmt haben, daran halten, dann werden wir auch weiterhin eine feine Auswahl an Buchläden haben, die uns das Buch als haptisches Erlebnis näherbringen.

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