Nachdem BaZ-Verleger Moritz Suter das Handtuch geworfen hat, ist endgültig klar, dass Christoph Blocher das Unternehmen kontrolliert. Der SVP-Stratege war allgemein als heimlicher Herrscher vermutet worden. Dennoch verschleierte er die Besitzverhältnisse ein Jahr lang.
Welche Ironie der Geschichte: Nur wenige Stunden, nachdem die Basler Regierung ein weiteres Mal eindringlich Transparenz über die Besitzverhältnisse bei der «Basler Zeitung» gefordert hatte, wurde diese am Montagabend auf einen Schlag geschaffen – von Moritz Suter höchstpersönlich. In einer E-Mail informierte Suter die BaZ-Redaktion, dass er als BaZ-Verleger das Handtuch geworfen habe, da er sich mit seinem «Darlehensgeber» nicht einig geworden sei, «wie die BaZ-Gruppe zu führen ist». Offensichtlich ist es Suter nicht gelungen, die Familie Blocher von einem Eignerwechsel zu überzeugen. Diese Lösung hätte zum einen die Herausgabe von Volksaktien «für 78’000 Abonnenten», zum anderen eine «substanzielle Kapitalerhöhung» durch Investoren vorgesehen, die bereit gewesen wären, einen Teil der bisher geleisteten Darlehen abzulösen.
Nun hat sich für viele BaZ-Leserinnen und -Leser, aber auch für die Angestellten der Zeitung bestätigt, was man angesichts des Katz-und-Maus-Spiels der BaZ-Verantwortlichen schon lange ahnen konnte: Christoph Blocher kontrolliert die BaZ – zusammen mit seiner Tochter Rahel. Ein Jahr lang wurden die Abonnenten und die BaZ-Mitarbeiter an der Nase herumgeführt: von Christoph Blocher, der in jedem Interview mantramässig dementierte, die BaZ zu besitzen oder Einfluss auf die Zeitung auszuüben – aber auch von Moritz Suter, der sich stets schützend vor seinen ominösen «Darlehensgeber» stellte.
Das stete Vertuschen der wahren Besitzverhältnisse hat nicht nur die Glaubwürdigkeit Blochers und Suters ramponiert, sie schadet auch den BaZ-Redaktorinnen und -Redaktoren, die nach bestem Wissen und Gewissen eine Zeitung machen und dabei Monate im Ungewissen gelassen wurden: Welcher Leser mag noch einer Zeitung vertrauen, deren Führung ein Jahr lang etwas zu verstecken hatte?
Noch unbestätigten Informationen zufolge soll nun FDP-Nationalrat Filippo Leutenegger als Verwaltungsratspräsident Moritz Suters gescheiterte Mission fortführen. Leutenegger ist in der Medienszene als knallharter Sanierer bekannt: Mit eisernem Besen machte er vor einigen Jahren für eine Investorengruppe rund um Tito Tettamanti die damalige Jean Frey AG («Beobachter», «Bilanz», «Weltwoche») für die Verheiratung mit dem deutschen Axel-Springer-Verlag fit. Kommt der Zürcher wirklich bei der BaZ ans Ruder, steht den Angestellten der Druckerei und den Redaktorinnen und Redaktoren ein weiterer harter Winter bevor.