Kulturveranstalter müssen unternehmerischer denken

Das neue Basler Kulturleitbild verlangt von Kulturbetrieben angemessene Eigenwirtschaftlichkeit – doch nach wie vor hoffen zu viele auf Subventionserhöhungen.

Das neue Basler Kulturleitbild verlangt von Kulturbetrieben angemessene Eigenwirtschaftlichkeit – doch nach wie vor hoffen zu viele auf Subventionserhöhungen.

Die Stiftung Sinfonieorchester Basel muss sich um einen höheren Eigenwirtschaft­lichkeitsgrad bemühen. Trotz gewisser Risiken führe wohl kein Weg an Public Private Partnership vorbei, sollen Private und die Wirtschaft stärker in die Finanzierung öffentlicher Kulturaufgaben einbezogen werden. Aussagen im neuen Kulturleitbild Basel-Stadt (2012–2017), die es in sich haben.

Eine Umfrage zeigt, dass viele Institutionen dennoch auf die Erhöhung der staatlichen Subventionsgelder hoffen. Sie verschliessen die Augen vor der Realität. «In der Schweiz gilt der Grundsatz der staatlichen Subven­tionen als Ergänzung zu den Einnahmen aus Billettverkauf, Merchandising, Fundraising und Sponsoring. Das kann je nach Sparte 20 bis 50 Prozent des Budgets ausmachen», sagt Bruno Seger, Leiter des Zentrums für Kultur­management in Zürich.

Und die Politik fordert von Kul­tur­unternehmen zunehmend mehr Eigenverantwortung und unternehmerisches Denken. Zu Sponsoringgeldern zu kommen ist heute wegen der wirtschaftlich angespannten Lage zwar schwieriger geworden, dafür springen vermehrt Stiftungen ein. «Der Stiftungssektor wächst überproportional, jede fünfte Stiftungsneugründung fördert Kultur», sagt Professor Hans Lichtsteiner, Direktor des Verbandsmanagement-Instituts der Uni Fribourg.

Es führe kein Weg an Fundraising und Sponsoring vorbei, sagt Seger, wer noch keine Kontakte habe, sollte sich rasch darum bemühen. Dies dürfte in der «Stiftungsstadt» Basel, wo das Bürgertum seit jeher ein ausgeprägtes Mäzenatentum betreibt, leichter fallen als anderswo. Und der Basler Fundraisingspezialist Andreas Cueni rät: «Das dauerhafte Ein­binden von Fundraising- und Sponsoring­spezialisten und Spezialwissen ist notwendig, denn Mäzene und Sponsoren wollen kompetente, konstante Ansprechpartner.»

Dass nicht alle Kulturprojekte die Möglichkeit haben, via Public Private Partnership zu Geld zu kommen, sei man sich beim Kanton bewusst, sagt Philippe Bischof, Leiter Abteilung Kultur des Präsidialdepartementes des Kantons Basel-Stadt. «Ziel ist eine Lebendigkeit und Flexibilität der Strukturen, die Kultur in ihrer Vielfalt weiterbringt. Drittmittelakquise ist heute in allen Bereichen selbstverständliche Praxis, gerade bei kleineren Projekten – die Möglichkeiten sind aber je nach Sparte sehr unterschiedlich. Das berücksichtigen wir selbstverständlich. Was wir erwarten, ist, dass sich alle Institutionen nach ihren Möglichkeiten darum bemühen.»

Die Angst, dass Eigeninitiative zu weniger Staatsunterstützung führe und man als Kulturbetrieb am Schluss mit nichts dastehe, müsse den Unternehmen genommen werden, sagt Lichtsteiner. Er fordert: «Erfolg soll belohnt werden und muss zum Beispiel zu einer Verdoppelung der Subvention führen.» Verlierer werde es jedoch immer geben, denn «in der Kultur herrscht Überproduktion»­.

Quellen

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 31.08.12

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