Auf die Basler SVP ist Verlass. Sie werde das Projekt «Margarethenstich Reloaded» bekämpfen, teilt sie in einer Medienmitteilung mit. Und begibt sich damit in Gefilde, die mit dem unsterblichen Don Quijote berühmt wurden: nämlich in den Kampf gegen Windmühlen.
Denn einen «Margarethenstich Reloaded» gibt es nicht. Oder höchstens als Hirngespinst von Kommunikationsberater und BaZ-Kolumnist Manfred Messmer und von BastA!-Grossrat Beat Leuthardt. An die Öffentlichkeit getragen wurden diese von Messmers Leibblatt «Basler Zeitung» und von der «bz Basel», die nach dem Baselbieter Nein zum Margarethenstich kühn bereits den Untergang des Ozeaniums prophezeit hatte («Land unter für das Ozeanium»).
Das deutliche Baselbieter Nein zur neuen Tramverbindung vom Leimental zum Bahnhof hat also Spuren hinterlassen, die über die Verblüffung über das Resultat hinausgehen. Es hat Hobby-Planer und politische Empörungsbewirtschafter wachgerüttelt.
Das Problem bei Hobby-Planern ist allzu oft, dass sie ihre Gedanken nicht zu Ende führen.
Den Anfang machte Messmer, der in der «Basler Zeitung» an prominenter Stelle verkünden durfte, dass der Kanton Basel-Stadt den Margarethenstich den Baselbietern nun halt im Alleingang vor die Nase setzen soll. Nur gerade einen Tag später sorgte Leuthardt mit einer Motion dafür, dass dieser Vorschlag auch in den Grossen Rat getragen wird.
Das Problem bei Hobby-Planern ist aber allzu oft, dass sie ihre Gedanken nicht zu Ende führen. So behauptet Messmer, dass das Projekt Margarethenstich geografisch eine rein baselstädtische Angelegenheit sei. Einzig die Signalanlage müsse um wenige Meter verschoben werden.
Eine knifflige Weiche
Wenn Messmer einen Plan zur Hand genommen hätte, wüsste er, dass dem nicht so ist. Zwar liegt die Strasse mit dem Namen Margarethenstich tatsächlich auf Stadtbasler Boden. Nicht aber die Weiche für die Abzweigung von der Baslerstrasse in Binningen in diesen Margarethenstich. Wollte man dieses absolut wesentliche Teilstück ganz auf Stadtbasler Boden bekommen, müsste man die Grenzsteine ein gutes Stück nach Süden verschieben.
Dass Messmer keinen Plan zur Hand genommen hat, mag erstaunen. Als Kampagnenleiter des Ja-Komitees zum Margarethenstich hätte er sicher detaillierte Projektskizzen gehabt.
Leuthardt fährt neben seinem Hauptjob als Sekretär des Mieterinnen- und Mieterverbands Basel auch noch Drämmli. Er ist also ein Netzkenner und liegt damit den geografischen Tatsachen etwas näher: «Eine einzige elektrische Weiche liegt ausserhalb», schreibt er in seiner Motion. Seine Brille als Politiker lässt ihn aber übersehen, dass es eine absolut wesentliche und politisch knifflige Weiche ist.
Günstig, wenn man falsch rechnet
Ein grosses Fragezeichen wirft nun aber Leuthardts Rechnung auf. Er bezeichnet das Projekt, das er in «Margarethenbogen» umgetauft hat, mit sieben Millionen Franken als «sehr kostengünstig». Das wäre es, wenn er nicht den nach der Abstimmungsniederlage wegfallenden Kostenanteil des Baselbiets unterdrücken würde.
Auch bei seinem zweiten Variantenvorschlag unterläuft Leuthardt ein wesentlicher Planungs- und Rechenfehler. Die Rede ist von der spitzen Rechtskurve, mit der die Tramzüge aus dem Leimental von der Binningerstrasse in die Innere Margarethenstrasse hinauf zur Markthalle geführt werden sollen. Diesen Vorschlag hatte auch ein Sprecher der Binninger Margarethenstich-Gegner immer wieder aufs Tapet gebracht.
Vielleicht wollte Messmer als «schlechter Verlierer» davon ablenken, dass er ein schlechter Kampagnenleiter war.
Nur gerade 3,5 Millionen Franken würde dieser «Opérabogen», wie Leuthardt ihn nennt, kosten. Das mag ja sein. Nur wäre es mit diesem Bogen nicht getan. Denn auf dem heutigen Tramnetz ist bei der Markthalle eine Abzweigung nach links in die Viaduktstrasse zum Bahnhof SBB nicht möglich. Es müsste also auch noch ein Markthallen-Bogen finanziert und gebaut werden. Ausser das aus Binningen kommende 17er-Tram würde gleich wieder zurück nach Binningen, ins Gundeli oder zur Schützenmatte geschickt.
Leuthardts Beweggründe für Planspiele mögen ehrbar sein. Er möchte die Heuwaage um jeden Preis von der Tramschlaufe befreien.
Was Messmers Beweggründe waren, lässt sich nicht so einfach eruieren. Dass er als unterlegener Kampagnenleiter des Ja-Komitees zum Margarethenstich seinen Mund nicht hält, wischt er mit der flapsigen Bemerkung weg: «Von mir aus: Ich bin ein schlechter Verlierer.»
Vielleicht wollte er mit seinem Auftritt als «schlechter Verlierer» davon ablenken, dass er in erster Linie ein schlechter Kampagnenleiter war. Wie sonst als mit einer schlechten Kampagne lässt sich erklären, dass ein so kostengünstiges ÖV-Projekt so deutlich abgelehnt wurde?