Muss es denn so nüchtern sein?

Zur Ferienzeit, wenn auf dem EuroAirport Hochbetrieb herrscht, machen sich einige Mängel besonders bemerkbar. Ob Sicherheitskontrolle, Verpflegung oder Einkaufsangebot – in Sachen Kundenfreundlichkeit und Service hat es noch viel Luft nach oben.

Das gastronomische Angebot am EuroAirport lässt Wünsche offen – will denn hier keiner Geld verdienen? (Bild: Livio M. Stöckli; Montage: Hans-Jörg Walter)

Zur Ferienzeit, wenn auf dem EuroAirport Hochbetrieb herrscht, machen sich einige Mängel besonders bemerkbar. Ob Sicherheitskontrolle, Verpflegung oder Einkaufsangebot – in Sachen Kundenfreundlichkeit und Service hat es noch viel Luft nach oben.

Ich mag den EuroAirport. Mit ihm verbinden sich Kindheitserinnerungen. An die samstäglichen Ausflüge zu «unserem» Flughafen. An die Besucherterrasse, wo wir Kinder aufgeregt auf die herandonnernden Jets warteten. An die ­Mittagessen im Flughafenrestaurant. Und natürlich an die erste Flugreise, die in Basel-Mulhouse ihren Anfang nahm.

Schöne Erlebnisse vergisst man nicht. Inzwischen ist meine Beziehung zum EuroAirport ­allerdings etwas nüchterner geworden. Vielleicht ist es Verwöhntheit. Man ist herumgekommen, hat einige andere Flughäfen gesehen, kann vergleichen.

Plötzlich beginnen Dinge zu nerven. Etwa die Sicherheitskontrolle.

Vielleicht ist es auch die Macht der Gewohnheit. Wer regelmässig ins Ausland pendelt, wird ­ungeduldig. Dinge beginnen zu nerven. Etwa die Sicherheitskontrolle. Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich die Reihe wechsle, um bestimmten Kontrolleuren aus dem Weg zu gehen. Nach vielen Reisen kennt man die Leute, und ich mag mir den Tag nicht schon am Morgen verderben lassen.

Braucht der EuroAirport einen Bahnanschluss?

Stephan Erbe, Anwalt und Vorstandsmitglied der IG Luftverkehr, kreuzt in der Wochendebatte zu dieser Frage die Klinge mit Kaspar Burri, Ex-Präsident des Schutzverbands der Bevölkerung um den Flughafen Basel. Diskutieren Sie mit.

An anderen ­Tagen dagegen, wenn sich die Warteschlange bis zur Billettkontrolle staut, nur zwei Sicherheitsschleusen geöffnet sind und ein halbes Dutzend Angestellte sich plaudernd die Zeit vertreibt, bin ich schon froh, wenn ich rechtzeitig zum Gate gelange.

Nervenprobe Easyjet-Abflughalle

Aber wir wollen fair bleiben: Das kommt nicht sehr oft und natürlich auch auf anderen Flughäfen vor. Ich würde auch nicht so weit gehen wie Freunde aus dem Ausland, die das Sicherheitspersonal am EAP für auffällig ­unfreundlich halten. In Sachen Kundenservice hat es hier aber tatsächlich noch viel Luft nach oben.

Eine besondere Nervenprobe stellt der vom EAP-Marktführer Easyjet betriebene Terminal im Parterre dar: ein langer, grauer Schlauch mit ausgetretenen Teppichen, veraltetem Mobi­liar und einer Mini-Snackbar, deren morgendliches Sandwichangebot manchmal wie von gestern aussieht. Sammeln sich hier zur Haupt­reisezeit Hunderte von Passagieren in endlosen Warteschlangen, wird es nicht nur Klaustrophobikern mulmig im Magen.

Forcierter Billigschick

Dem EuroAirport kann man deswegen keinen Vorwurf machen. Wahrscheinlich will der Billig-Carrier das so – auch wenn sich der forcierte Schmuddel­schick längst nicht mehr mit den Ticketpreisen rechtfertigen lässt, die sich kaum mehr von jenen anderer Flugfirmen unterscheiden.

Keine Frage: Die «EuroAirport Skyview Lounge», die letztes Jahr zur «Besten Lounge der Welt» erkoren wurde, ist ein Bijou. Hell und einladend präsentieren sich auch die Hallen im ­Y-Dock. Dafür mangelt es an Sitz­plätzen. Und auch hier ist der kulinarische Service, wohlwollend betrachtet, eher bescheiden: Sand­wiches, Sand­wiches, Sandwiches – ­nicht selten serviert von Leuten, die mit dem falschen Bein auf­gestanden zu sein scheinen. Manchmal frage ich mich: Will denn hier keiner Geld verdienen?

Das immergleiche Einerlei

Ähnliches gilt für das Shop-An­ge­bot. Das immergleiche Duty-Free-Einer­lei, wohin man blickt. Es müssen ja nicht Luxusmalls mit Gucci-, Armani- und Dolce & Gabbana-Läden sein wie in Singapur Changi, Heathrow oder Schiphol. Aber sollte man die ­Besucher der Kunst- und Messestadt Basel nicht mit ein wenig mehr Qualität und Exklusivität überraschen?

Vielleicht wirklich nicht, haben ­diese doch schon bei ihrer Ankunft über die calvinistische Nüchternheit des Empfangsbereichs gestaunt: über die schmuck­losen Transitgänge, den Baggage Claim mit dem Charme eines Opera­tionssaals oder über den behelfsmäs­sigen ­Duty-Free-Shop vor dem Schweizer Ausgang.

Vor dem Euro-Airport wartet eine Überraschung der besonderen Art: ein einziger Bus!

Richtig abenteuerlich wird es jedoch draussen. Hat der Fluggast die argwöhnisch-mürrischen Blicke der eidgenössischen Zöllner überstanden, erwartet ihn vor dem EuroAirport eine Überraschung der speziellen Art – ein einziger Bus! Es gibt in Europa wohl wenige Flughäfen von der Bedeutung des EAP, die verkehrstechnisch ähnlich sparsam erschlossen sind. Es ist kaum zu glauben: Selbst zu Stosszeiten halten die Basler Verkehrs-Betriebe beharrlich am Kursfahrplan fest.

Dumm kann es für spätabends Ankommende laufen, die dringend den letzten Zug in die Restschweiz erreichen müssen. Hat es im 50er-Bus zum Bahnhof SBB keinen Platz mehr, hilft meistens auch der ­Taxistand ­vis-à-vis nicht weiter: Natürlich ist auch dieser in Windeseile leergefegt. Welcome in Basel.

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Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 26.07.13

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