Nach der Niederlage ist vor dem nächsten Coup

Auch wenn es für Roger Federer gegen die unumstössliche Nummer 1 erneut nicht zum ganz grossen Triumph gereicht hat, bleibt ihm ein weiterer Grand-Slam-Sieg zuzutrauen. Und das in einem Alter, in dem andere Spieler längst in Rente gegangen sind.

Was auch immer da noch kommt: An den US Open hat Roger Federer einmal mehr gezeigt, dass auch in Zukunft mit ihm zu rechnen ist.

(Bild: DANIEL MURPHY)

Auch wenn es für Roger Federer gegen die unumstössliche Nummer 1 erneut nicht zum ganz grossen Triumph gereicht hat, bleibt ihm ein weiterer Grand-Slam-Sieg zuzutrauen. Und das in einem Alter, in dem andere Spieler längst in Rente gegangen sind.

Roger Federer hat nach der Niederlage im US Open-Finale die Angelegenheit ganz richtig analysiert. Seinen Gegner Novak Djokovic fand er im Hexenkessel des Arthur Ashe-Stadions beeindruckend, sein eigenes Spiel stark, aber zu schwankungsintensiv, vor allem bei den Big Points im Match. Und seine Saison 2015 bewertete er als insgesamt inspirierend, wegen der Qualität, über längere Zeiträume hohes bis sehr hohes Niveau zu produzieren.

Für den ambitionierten Wettkämpfer Federer wird die Enttäuschung im akuten Stadium des Scheiterns in New York überwiegen, dafür war er zu nahe dran an einem Coup gegen den Nummer 1-Spieler. Aber Federer darf und muss sich zugute rechnen, dass er im Moment der einzige Spieler im Welttennis ist, der Djokovic auf Dauer überhaupt Paroli bieten kann. Das beweisen die beiden Endspielvorstösse in Wimbledon und New York und der jeweilige Spielverlauf. Und das beweisen auch die Siege Federers, die er gegen den Serben 2015 errungen hat, auch auf dessen geliebten Hardcourts.

Unangefochtene Nummer 2

Djokovic ist in diesen Tagen die unumstössliche Nummer 1. Aber der 34-jährige Familienvater Federer ist eine genauso unangefochtene Nummer 2, weit vor allen anderen Herausforderern von Djokovis Regentschaft. Das ist eine Tatsache, an die selbst viele eisernen Parteigänger Federers vor zwei, drei Jahren nicht geglaubt hätten. Doch der Schweizer hat sich mit seiner konzentrierten Fitnessarbeit und seiner strategischen Reform hin zu mehr Offensivkraft eine Basis geschaffen, von der aus ihm immer noch und immer wieder ein Grand-Slam-Coup zugetraut werden kann. Wenn Djokovic einen seiner Rivalen fürchten muss, dann den ewigen Roger, den Altmeister Federer.

Federer, am nächsten Wochenende daheim schon wieder im Davis Cup-Meeting gegen die Schweiz im Einsatz, wird in der Saison 2016 noch mehr als sonst als kühl kalkulierender Planer gefordert sein. Schliesslich liebäugelt der Maestro weiter mit dem Gewinn der olympischen Einzel-Goldmedaille in Rio, wegen der Spiele im Zeichen der Ringe wird er im Alltagsgeschäft Verzicht üben und seine Anstrengungen bündeln müssen. Im Zeitraum von Ende Mai bis Mitte September werden alle im Tennis drei Grand Slams und das Olympia-Turnier spielen, ein Kraftakt besonderer Natur.

Noch immer mittendrin

Aber wer Federer in New York sah, in den letzten beiden Wochen, sah einen Mann in überragender körperlicher Verfassung. Energiegeladen, hochmotiviert, frischer sogar als früher am Arbeitsplatz. Wo andere in seinem Alter längst schon in Rente gegangen sind oder sich mit Bescheidenerem auf der Tour begnügen, ist er noch im grossen Spiel drin. Mittendrin und nicht nur dabei. Daran darf auch nach dieser New Yorker Nacht noch einmal erinnert werden.

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