Nur einer muss sich keine Sorgen machen: der Blatter Sepp

Polizei-Razzia, Festnahmen von hohen Funktionären und grossem Getöse darum zum Trotz: Joseph Blatter darf sich seiner eigenen Sache sicher sein und wird am Freitag erneut zum Präsidenten des Weltfussballverbandes Fifa gewählt werden.

FIFA President Sepp Blatter is silhouetted on stage during the FIFA Ballon d'Or 2014 soccer awards ceremony at the Kongresshaus in Zurich January 12, 2015. REUTERS/Ruben Sprich (SWITZERLAND - Tags: SPORT SOCCER TPX IMAGES OF THE DAY) (Bild: Reuters/RUBEN SPRICH)

Polizei-Razzia, Festnahmen von hohen Funktionären und grossem Getöse darum zum Trotz: Joseph Blatter darf sich seiner eigenen Sache sicher sein und wird am Freitag erneut zum Präsidenten des Weltfussballverbandes Fifa gewählt werden.

Es gibt Menschen, die bedauern, dass Joseph Blatter nicht zu den Festgenommenen in Zürich gehört. Dabei wird wie immer der grosse Machtinstinkt des kleinen Mannes aus Visp unterschätzt. So miserabel sein Image ist, so unbefleckt ist sein rechtlicher Leumund. In der an Skandalen und Affären, an Vetternwirtschaft und undurchsichtigen Finanzgeschäften reichen Geschichte des Weltverbandes konnte dem Präsidenten nie etwas Handfestes nachgewiesen werden.

Jetzt erschüttert eine Razzia der Zürcher Polizei in einer Zürcher Nobelherberge die Fussball-Welt. Und wenn diese von Ermittlungsbehörden in den USA initiierte Aktion dazu führt, ein paar schlimmen Fingern wie denen Jack Warners aus der Karibik-Republik Trinidad und Tobago das Handwerk zu legen, wird das der Fifa und damit Blatter nur zupasskommen. Ein paar weniger im Augiasstall – und der Rest macht weiter wie bisher.

Damit kein Missverständnis aufkommt: Natürlich ist nicht der gesamte Apparat des Dachverbandes korrupt, natürlich kann man nicht jedem Funktionär kraft seines Amtes unterstellen, Mitglied einer Vereinigung mit kriminellen Energien zu sein. Aber jene Figuren, die als integer gelten, haben es angesichts der Chronique scandaleuse nicht geschafft, dem Weltverband den Ruch des Verdorbenen zu nehmen.

A combination of file pictures shows the candidates running for the FIFA presidency. From L-R: (top row) FIFA President Sepp Blatter, former Portuguese international soccer player Luis Figo, Dutch FA president Michael van Praag, (bottom row) former FIFA official Jerome Champagne of France, former footballer David Ginola from France and Jordan's Prince Ali bin al-Hussein. REUTERS/Staff/Files (SPORT ELECTIONS POLITICS)

Der hat mit der Anzeige gegen Unbekannt, die von der Fifa im November 2014 bei der Bundesanwaltschaft eingereicht wurde, nichts weiter als eine seiner Trumpfkarten gezogen, mit denen er virtuos um Macht, Einfluss und die Millionen zu spielen versteht. Deshalb kann die Fifa sich jetzt hinstellen und von einem guten Tag reden. Auch wenn eingeräumt wird, dass der Zeitpunkt der konzertierten Polizeiaktion ungünstig sei und Sepp Blatter nicht vor Freude um seinen Bürotisch tanzt.

Dass ihm – oder zumindest einigen seiner Weggefährten – nun das FBI im Nacken sitzt und er die Bundesanwaltschaft im Haus hat, wird den Präsidenten jedoch nicht weiter kümmern. Beim Verkauf von Vermarktungsrechten wird man ihm persönlich genauso wenig anhängen können wie bei den umstrittenen Vergaben der Weltmeisterschaften 2018 nach Russland und 2022 nach Katar.

Der Name Blatter wird für immer und ewig mit dem lausigen Ruf der Fifa verbunden bleiben.

Hierzulande wurde erst vergangenes Jahr überhaupt die rechtliche Grundlage geschaffen, gegen Machenschaften von Funktionären der in der Schweiz ansässigen Weltorganisationen des Sports vorgehen zu können. Dass staatliche Ermittler nun die Arbeit übernehmen, an denen Vereine scheitern, wo Ethik- und Compliance-Gremien der Verbände an Grenzen stossen, wird als richtig angesehen und als Genugtuung empfunden.

Wenn aber die aufwendige Aufklärungsarbeit rund um den Globus jemals abgeschlossen ist, wenn die Kosten für solche Verfahren aufgerechnet sind, darf man auf das Fazit gespannt sein. Dann wird sich Joseph Blatter auf seinem Thron auf dem Zürichberg zurücklehnen. Und natürlich immer noch nicht merken, dass er das Haupthindernis ist bei der Reinigung und Erneuerung der Fifa. Denn mit seiner Regentschaft und mit seinem Namen wird für immer und ewig das lausige Image des Weltfussballs verbunden bleiben.

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Kurz vor 20 Uhr hat sich doch noch mit einer Stellungnahme zu Wort gemeldet: «Solches Fehlverhalten hat kein Platz im Fussball und wir werden sicherstellen, dass diejenigen, die daran beteiligt sind, ausgeschlossen werden», liess er wissen (zum Statement auf English).

«Der gekaufte Fussball» – eine dreiviertelstündige Dokumentation der ARD über die Fifa, Joseph Blatter und die WM-Vergaben:

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