Zehn Tage nach seinem Debakel im Landrat erklärt sich der Baselbieter Gesundheitsdirektor Peter Zwick den regionalen Medien. Ein höchst irritierender Auftritt: Zwick liefert das Bild eines Politikers und Menschen, der sich selber verloren hat.
Wenn wir in ein paar Jahren irgendwann am Stammtisch über den ehemaligen Baselbieter Gesundheitsdirektor Peter Zwick sprechen werden (was ich bezweifle), wir werden von diesem Abend im November reden. Jenem Abend, an dem es Peter Zwick seinen Kritikern zeigen wollte. Wir werden sagen: das war wie bei Nixon und seinem Victory-Zeichen im Rosengarten des Weissen Hauses. Wie bei den Rücktrittstränen des Samuel Schmid. Oder wie bei der Tirade von Caspar Baader bei der Abwahl von Bundesrat Christoph Blocher Ende 2007.
Da steht ein Politiker (es ist immer ein Mann) und verhält sich so, als ob ihn die Realität nichts angehe. Diese Abspaltung seiner selbst, diese totale Weigerung, den Tatsachen ins Auge zu blicken, ist eine Leistung für sich. Im Fall von Peter Zwick ist es wohl eine seiner grösseren Leistungen.
Die Kritik ist nicht neu
Die Kritik am Baselbieter Gesundheitsdirektor ist kein neues Phänomen. Seit seiner Wahl 2007 wird Zwick immer wieder vorgeworfen, meistens nichts zu tun, und wenn etwas, dann das Falsche. Sein Vorgänger im Amt, SVP-Mann Erich Straumann, wurde in der Öffentlichkeit belächelt und nicht ernst genommen. Zu Unrecht: Was man an Straumann hatte, sah man erst im Rückblick. «Wahrscheinlich habe ich doch nicht alles falsch gemacht», sagte uns Straumann vor ein paar Monaten in einem Gespräch und lächelte etwas böse dazu. Die Spitalplanung, die Zusammenarbeit mit Basel-Stadt – alles, was unter Straumann funktionierte, funktioniert unter Zwick nicht mehr.
Einer breiteren Öffentlichkeit wurde das erst am Donnerstag vor zwei Wochen bewusst, als der Landrat während zweieinhalb Stunden den Baselbieter Gesundheitsdirektor auseinandernahm. Der Gesundheitsdirektor liess die Schmähungen über sich ergehen, schwieg, zehn ganze Tage lang.
Überall das gleiche
Zwick schwieg bis gestern Abend. Er trat im Regionaljournal Basel auf, in der Diskussionssendung «061 live» von Telebasel und gab der Basler Zeitung ein Interview. Es spielt keine Rolle, welchen Auftritt man sich von Zwick zu Gemüte führte: Er sagte überall das gleiche. Sein Auftritte, einmal Radio, einmal Fernsehen, einmal Zeitung, waren gekennzeichnet von einer irritierend hartnäckigen Weigerung, auch nur einen Fehler einzugestehen. Verantwortlich für die Verzögerung beim Bruderholz sei der Steuerungsausschuss, man habe auf den Bund warten müssen, es sei das Team, nicht er. «Wissen Sie, ein Regierungsrat entscheidet nie alleine», sagte er Telebasel-Moderatorin Mirjam Jauslin. Dennoch habe er ganz alleine dafür gesorgt, dass die Planung nicht noch teurer geworden sei. «Ich habe dem Kanton 35 Millionen Franken gespart.»
Die Angriffe im Landrat bezeichnete er als «polemisch» und «bösartig» und sagte im gleichen Atemzug, dass der Grüne Landrat Klaus Kirchmayr dafür bekannt sei, Gerüchte zu verbreiten. Er habe nicht auf die Kritik reagiert, weil es eine Reihenfolge gebe unter den Rednern (das sagte er wirklich) und weil ihm sowieso niemand zugehört hätte.
Weinerlich
Es war, man kann es nicht anders bezeichnen, ein weinerlicher Auftritt. Ja, es hatte beinahe schon eine tragische Note, wenn sich Peter Zwick in der dritten Person selber Mut zusprach: «Dem Peter Zwick geht es gut. Dem Peter Zwick geht es sehr gut. Der Peter Zwick läuft nicht davon.»
Es war, als ob Peter Zwick nicht über sich selber sprechen würde. Als ob ihn das alles überhaupt nichts angehe. Als ob es immer noch jemanden gebe, der etwas mehr Schuld habe.
Als Regionaljournal-Chef Dieter Kohler etwas erstaunt nachfragte, warum es dem Politiker Peter Zwick heute «sehr gut» gehe, da sagte Zwick, er habe halt tolle Mitarbeiter, die ihn nach der Sitzung im Landrat aufgemuntert und mit ihm geredet hätten. Es werden die gleichen Mitarbeiter sein, die Peter Zwick heute für seine Medienauftritte loben werden. Sie werden dem Chef sagen, was dieser hören möchte, nicht was er hören müsste.
Das wäre in etwa Folgendes: Herr Zwick, wahrscheinlich ist es für alle besser, würden Sie jetzt gehen.