Schreiben und Denken

Einfach ist es geworden, und fast schon Routine, sich nach Tragödien wie im Wallis oder in Basel über die Berichterstattung der Medien aufzuregen. Nötig ist es aber mehr denn je. Ein Kommentar.

Beim Unglück vom Dienstag starb eine Velofahrerin. (Bild: Martina Rutschmann)

Einfach ist es geworden, und fast schon Routine, sich nach Tragödien wie im Wallis oder in Basel über die Berichterstattung der Medien aufzuregen. Nötig ist es aber mehr denn je.

Einen Tag, nachdem ein psychisch kranker Mann auf dem Voltaplatz ein Auto stahl, damit eine Velofahrerin zu Tode fuhr, sie überrollte, und mehrere Passanten schwer verletzte, überschreibt die Online-Ausgabe der Basler Zeitung einen Text über einen Vorstoss der SVP mit: «SVP fordert Köpferollen».

Einen Tag, nachdem ein Car an einer Walliser Tunnelwand zerschellte und 28 Menschen starben, titelt die Onlineausgabe des «Tagesanzeigers»: «Einige Kinder waren zerstückelt».

Der «Blick» preist aufgeregt das «erste Video!» aus dem Wallis an und zeigt gleichzeitig abstossende Bilder des Basler Unglücks. Die Bilder wurden auch uns von der TagesWoche angeboten, wir verzichteten. 

Nicht nur Titelei, Bebilderung und Aufregung der Newsportale waren an diesem Mittwoch irritierend. In wahre Abgründe blickt man, wenn man sich durch die Leserkommentare unter den Livetickern von «Blick» und «Newsnet» quält. Die ganz schlimmen zum Amokfahrer von Basel («Euthanasie!» forderte einer) wurden im Verlauf des Tages gelöscht; die ein bisschen schlimmen blieben. Ausgerechnet während der Baselworld habe das geschehen müssen, hielt ein Leser bedauernd fest und wies gleichzeitig auf die Nationalität des Täters hin. Ein Ausländer! «Müssen wir unsere Gewalttäter importieren? Warum war der nicht abgeschoben?» und so weiter und so widerlich. 

Es ist einfach, sich in solchen Momenten vom Schreibtisch aus zu empören. Noch viel einfacher wäre es allerdings, dreissig Sekunden nachzudenken, bevor man irgendwelchen Mist in die Welt hinaus posaunt. 

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