Schwarz ist farbig – zum Abschied von Operndirektor Dietmar Schwarz

Schwarz ist eine Farbe. Ausgesprochen farbig war auch die Ära Schwarz an der Oper im Basler Theater. Vor mir liegt ein Berg von Programmheften aus dieser Zeit. Es ist ­unmöglich, alle Farbtupfer in diesem schwarzschen Blumenstrauss auch nur zu nennen. Dank dem scheidenden Basler Opernchef Dietmar Schwarz haben wir neue ­Regisseure mit überraschenden Inszenie­rungen kennengelernt, […]

Schwarz ist eine Farbe. Ausgesprochen farbig war auch die Ära Schwarz an der Oper im Basler Theater. Vor mir liegt ein Berg von Programmheften aus dieser Zeit. Es ist ­unmöglich, alle Farbtupfer in diesem schwarzschen Blumenstrauss auch nur zu nennen. Dank dem scheidenden Basler Opernchef Dietmar Schwarz haben wir neue ­Regisseure mit überraschenden Inszenie­rungen kennengelernt, interessante Sängerinnen und Sänger. Wir bekamen insgesamt eine spannende Mischung verschiedenartigster Werke präsentiert. Nicht umsonst wurde Basel in zwei aufeinanderfolgenden Saisons – 2009 und 2010 – zum «Opernhaus des Jahres» erkoren.

Einige Inszenierungen bleiben fest in der Erinnerung haften: Giuseppe Verdis «Don Carlos» in der umstrittenen Inszenierung von Calixto Bieito. Auch dessen Version von Leos Janaceks «Aus einem Totenhaus» war aufregend und ging unter die Haut. Othmar Schoecks Meisterwerk «Penthesilea», von Altmeister Hans Neuenfels mit Tanja Ariane Baumgartner ­in der Hauptrolle in Szene gesetzt, verursacht auch heute noch Gänsehaut. Auch die Lieb­haber von Barockmusik erlebten mit Claudio Monteverdis «L’Orfeo» und Antonio Vivaldis «Orlando Furioso» musikalische Höhenflüge – nicht zuletzt dank der Zusammenarbeit mit dem Basler Barockorchester La Cetra. «Der fliegende Holländer», «La Grande Duchesse de Gerolstein», «Parsifal», «Car­mina Burana» in Kaiseraugst, «Aida» im Theater und auf dem Rhein, «La Calisto» – unmöglich, hier alle Inszenierungen der Ära Schwarz zu würdigen.

Eines muss aber noch besonders hervor­gehoben werden: das Opernstudio «Oper­Avenir» und insbesondere dessen Meisterklassen. Wie haben wir es genossen, grosse Sängerinnen, welche die meisten Zuschauer nie live gesehen haben, nun in Basel in den Meisterklassen erleben zu dürfen: Cotrubas, Berganza, Freni und Kiri Te Kanawa! Ihr Zusammenwirken mit den jungen Kolleginnen und Kollegen war zuweilen grosse Oper. Und erst die Jungen: Mit ihrer Begeisterung haben sie uns oft angesteckt; sie haben uns frische Auf­führungen beschert. Und einige kehren auch nach ihrem Studienjahr immer wieder gerne auf die Basler Bühne zurück.

Lieber Dietmar Schwarz, die Basler Opernliebhaber danken Ihnen für die spannenden Stunden, die Sie uns in Ihrer Basler Zeit beschert haben. Und wir wünschen für die neue Aufgabe an der Deutschen Oper Berlin alles erdenkliche Gute. Sicher werden Sie auch dort bald einigen Basler Opernfans begegnen, vielleicht sogar beim neuen «Par­sifal» in der Inszenierung von Philipp Stölzl, der in Basel mit einem hervorragenden ­«Holländer» das Publikum zu begeistern vermochte.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 11.05.12

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