Die Idee des Bausparens mag zwar ganz nett erscheinen. Dennoch ist es gut, dass sich die Schweizer dagegen entschieden haben. Denn Steuerschlupflöcher gibt es in der Schweiz schon jetzt viel zu viele.
Natürlich kann man es bedauern, dass die Bausparinitiative abgelehnt worden ist. Denn möglicherweise könnte Bausparen schon dem einen oder anderen ermöglichen, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Und auch aus lokalpatriotischer Sicht konnte einem die Initiative aus dem Umkreis der Baselbieter Wirtschaftskammer sympathisch sein. Wäre doch schön gewesen – wieder einmal ein erfolgreicher Export aus dem Baselbiet! Nachdem King Roger Federer längst in ohnehin viel steuergünstigere Orte weggezogen ist und das Läckerli Huus den Landschäftlern das Beste genommen hat, indem es aus den Baselbieter Rahmtäfeli Basler Rahmtäfeli machte.
Mit dem Blick aufs Ganze kommt man allerdings zu einem ganz anderen Schluss – zu dem, dass nationales Bausparen in erster Linie ein Steuerschlupfloch wäre. Auch wenn die Befürworter das Gegenteil behaupten, ist es logisch, dass die Gutverdienenden sehr viel einfacher Geld fürs Bauen auf die Seite legen können als jene, die kaum genug verdienen, um Essen, Kleider, Miete und Krankenkasse zu zahlen. Darum profitieren auch in erster Linie die Besserverdienenden von den Steuerabzügen, die mit dem Bausparen in Aussicht gestellt werden.
Das wäre den Begünstigsten zwar grundsätzlich zu gönnen. Nun ist es in der Schweiz aber so, dass es schon jetzt viel zu viele Steuerschlupflöcher gibt. Der Beobachter hat kürzlich in einem lesenswerten Artikel aufgezeigt, wie man in der Schweiz ein Millioneneinkommen mit Steuerabzügen auf Null kleinrechnnen kann. Möglich sei das dank 99 Kniffs und Tricks, die das Schweizer Steuersystem zulässt, schreibt der «Beobachter». Sein Fazit: «Gerecht ist das nicht: Vor allem Reiche profitieren.» Wobei sich das Magazin nicht etwa auf die Aussagen irgendwelcher linker Splittergruppen abstützt, sondern auf eine Studie der politisch unverdächtigen Eidgenössischen Steuerverwaltung.
Anstatt weitere Abzüge zuzulassen, müsste es in erster Linie darum gehen, die vorhandenen Steuerschlupflöcher zu beseitigen. Aus unverständlichen Gründen hat sich aber ausgerechnet die Linke, die sonst immer auf Steuergerechtigkeit pocht, bis jetzt weitgehend um das Problem foutiert. Forderungen nach einem möglichst einfachen Steuersystem sind bis jetzt höchstens noch aus den Reihen der FDP laut geworden.
Das wäre aber der richtige Weg. Anders als jener, den alt FDP-Nationalrat Hans Rudolf Gysin unbeirrt weiter gehen will. Nach der Niederlage vom Wochenende hofft der grosse Bausparförderer nun auf die Initiative des Hauseigentümerverbandes, über die im Sommer abgestimmt wird. Und für den Fall, dass Bausparen – wie jetzt allgemein erwartet – auch im zweiten Anlauf abgelehnt wird, stellt Gysin sogar noch eine weitere Initiative in Aussicht.
Besser wäre, der abtretende Gewerbedirektor und seine Mitstreiter würden jetzt schon akzeptieren, dass die Idee des Bausparens auch im Baselbiet am Ende ist – und sich danach entweder zur Ruhe setzen oder sich den wirklichen Problemen zuwenden.