Ticketpreise beim FCB: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Treue Fans behandelt man nicht so – das hat der FC Basel zu spät erkannt und zieht seine Ticketpreisreform vorerst zurück.

Nur wenige Zuschauer verirrten sich ins St. Jakobs Park beim Swisscom Cup Halbfinale © Giuseppe Esposito/EQ Images

(Bild: Giuseppe Esposito/EQ Images)

Treue Fans behandelt man nicht so – das hat der FC Basel zu spät erkannt und zieht seine Ticketpreisreform vorerst zurück. Bei den vergleichsweise immer noch günstigen Eintrittspreisen im Joggeli gibt es aber noch ein anderes Phänomen.

Da ist ganz offensichtlich etwas grausam schief gelaufen beim FC Basel. Eine grosse Umgestaltung der Eintrittspreise, die zweite erst seit dem Einzug ins neue Joggeli vor bald 16 Jahren, wird nach vielen Monaten Vorlaufzeit auf den Weg gebracht – und gut 72 Stunden später zerknirscht wieder einkassiert. Unter einem lauten Aufschrei eines Teils der Jahreskarteninhaber rudert der FCB zurück, alles bleibt zumindest für ein weiteres Jahr beim Alten. Und damit auch die Ungerechtigkeiten, die der Club im Vergleich der Preisgestaltung für die einzelnen Sektoren des Stadions erkannt hat – und korrigieren wollte.

Was im Mix aus Verteuerung und Vergünstigung herausgekommen ist, war in einem wichtigen Detail nicht klug durchdacht: Man stösst treuen Fans – oder sollen wir sie Kundschaft nennen – nicht mit einer Preiserhöhung von fast 50 Prozent auf einen Schlag vor den Kopf. Dass das beim immer mehr durchprofessionalisierten FCB niemandem aufgefallen ist und gebremst wurde, bevor die neue Tarifliste per Post verschickt wurde, spricht nicht für die internen Abläufe. Oder zumindest sollte es der Clubleitung eine Warnung sein, die Sensoren zu schärfen.

Immerhin war der FCB in der Lage, rasch zu reagieren. Präsident Bernhard Heusler räumt ein, man habe zu schnell zu viel gewollt und sei dabei über das Ziel hinausgeschossen. Dass diesem in den letzten Jahren so glänzend dastehenden FC Basel ein Fehler passiert – es ist fast schon beruhigend.

Mit einer schrittweisen Anpassung der Preise für die Schokoladenplätze hätte sich der FCB Ärger ersparen können.

Aber aufgeschoben heisst nicht aufgehoben. Die noch einmal überarbeitete neue Preispolitik will Heusler der nächsten Generalversammlung vorlegen – und den Vereinsmitgliedern hat er als Mehrheitsaktionär der FC Basel 1893 AG ja erst bei der jüngsten Zusammenkunft quasi die Entscheidungsgewalt zurück in den Schoss gelegt.

Den Jahreskartenbesitzern im C3/C4 wird es so oder so ans Portemonnaie gehen. Sie haben auf ihren Schokoladenplätzen viele Jahre von günstigen Preisen (aktuell 575 Franken für 18 Heimspiele) profitiert. Auch im schweizweiten Vergleich. Den Young Boys im Stade de Suisse von einem ähnlichen Platz aus zuzuschauen, kostet zum Beispiel 770 Franken im Jahr. Für eine Preiserhöhung beim FC Basel in diesem Sektor gibt es nicht nur Protest, sondern auch Verständnis, selbst bei denjenigen, die künftig tiefer in die Tasche greifen müssen. Deshalb hätte sich der Club mit einer schrittweisen Anpassung den Ärger ersparen können.

Wenn dannzumal die Preise in Basel einmal angeglichen sind, kann sich der FCB einem anderen Phänomen widmen: Seit Jahren registriert er bei circa 25’000 Jahreskarteninhabern eine ungeheuer hohe No-Show-Quote: Rund 7000 Dauerkarten pro Heimspiel werden gar nicht genutzt. Wahrscheinlich sind die Tickets zu günstig.

__
» Ticketingdesaster – der FC Basel krebst zurück

Nächster Artikel