Es reicht! Der Libor-Skandal der UBS zeigt, dass unsere Banken nicht die geringsten Hemmungen haben, uns abzuzocken. Will die UBS ihre Vergangenheit aufarbeiten, sollte sie all jene Manager und Verwaltungsräte verklagen, die zum Zeitpunkt der Taten Verantwortung trugen.
Was derzeit bei unserer grössten Bank, der UBS, ans Licht kommt, übertrifft alles, was vor allem linke Bankenkritiker schon seit Jahrzehnten behaupten und wofür sie von den Banken und ihren politischen Lautsprechern als Gutmenschen lächerlich gemacht oder als Ideologen verteufelt wurden. Mittlerweile dürfte auch etlichen braven Bürgern klar geworden sein, dass die wirksamsten Feinde der Banken die Bankiers selber sind. Und dass die gefährlichste aller Ideologien die Ideologie der grenzenlos freien Märkte ist.
Dabei sind es nicht einzelne schwarze Schafe, die den Ruf der ganzen Bankbranche ruiniert haben. Es ist das System, nach dem geschäftet wird, nicht nur bei der UBS. Wenn die Schweizer Banken sich heute ihrer neuen Weissgeldstrategie rühmen, sollten sie das gescheiter etwas leiser tun, denn sie geben damit zu, dass sie in der Vergangenheit eine Schwarzgeldstrategie verfolgten. Und die Vergangenheit pflegt die Übeltäter zuweilen einzuholen.
Wenn die Schweizer Banken sich heute ihrer neuen Weissgeldstrategie rühmen, geben sie damit zu, dass sie in der Vergangenheit eine Schwarzgeldstrategie verfolgten.
Bis vor wenigen Monaten noch bestand zwischen den Schweizern und ihren Banken ein ganz leidliches Einvernehmen. Wer die Banken angriff, griff auch die Schweiz an – besonders wenn irgendwelche Peers die Kavallerie schicken wollten oder die amerikanischen Steuerbehörden Druck aufsetzten. Diese Ära dürfte vorbei sein, weil die Schweiz es langsam satt hat, von den Banken wie ein Tanzbär am Nasenring vorgeführt zu werden.
Zumal gerade der jüngste Skandal um den Libor zeigt, dass unsere Banken nicht die geringsten Hemmungen haben, uns abzuzocken. Denn der Libor, der Zinssatz, zu dem die Banken einander gegenseitig Geld borgen, ist die Grundlage für die Zinsen auf den meisten Geld- und Kreditgeschäften rund um den Globus. Die Libor-Leitplanke entscheidet mit über die Renditen auf einem weltweiten Vermögen von schätzungsweise 400’000 Milliarden Dollar. Oder etwas konkreter: Der Zins auf meinem Sparkonto, auf meinem 3a-Konto, auf meiner Hypothek, auf dem Anlagevermögen in meiner Pensionskasse hängt ziemlich direkt vom Libor ab, den einige grosse Banken untereinander ausjassen. Wenn sie dabei manipulieren – und dafür zahlen einige von ihnen jetzt ziemlich horrende Bussen – betrügen sie direkt oder indirekt alle ihre Kunden. Wahrscheinlich meinen sie mit Bankkundengeheimnis genau das: die wirklichen Geschäfte bleiben für die Kunden geheim.
Wahrscheinlich meinen sie mit Bankkundengeheimnis genau das: die wirklichen Geschäfte bleiben für die Kunden geheim.
Bleibt zu hoffen, dass möglichst viele der durch die Libor-Manipulationen geschädigten Menschen und Institutionen die Übeltäter auf Schadenersatz verklagen, selbst wenn das zum Untergang der UBS führen würde. Die UBS sollte, wenn sie denn wirklich ihre Vergangenheit aufarbeiten will, jene Manager und Verwaltungsräte verklagen, die zum Zeitpunkt der Taten Verantwortung trugen also nicht nur wie offenbar geplant Marcel Ospel, sondern alle VR-Präsidenten und CEOs dieser Zeitspanne: von Peter Wuffli über Marcel Rohner bis Oswald Grübel, von Peter Kurer bis Kaspar Villiger.
Schliesslich sollte die Politik erstens klarstellen, dass sie der UBS nicht ein weiteres Mal zu Hilfe eilen wird. Und sie sollte die unappetitliche Verflechtung von Finanzmarktaufsicht Finma und UBS zerschlagen. Schliesslich war der derzeitige Finma-Chef Mark Branson in seiner Zeit bei der UBS just in jenem Bereich CEO, indem die gravierendsten Libor-Manipulationen vorkamen. Dass der abtretenden Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf wegen der UBS der Kragen platzt, ist ein gutes Zeichen. Als Finanzministerin hat sie ja auch im kommenden Jahr noch Einfluss auf die Personalpolitik der Finma.