Um als Velostadt zu gelten, müsste Basel nicht unbedingt viel Geld ausgeben. Die Velofahrer nicht zu vergessen und auf schikanöse Kontrollen zu verzichten, würde schon reichen.
Diese Velofahrer! Kaum ein anderes Thema wird so kontrovers diskutiert. Diese Erfahrung machen wir bei unserer Serie «Ab in die Quartiere» immer wieder.
Velofahrer sind alles Verrückte, die sich auf der Strasse so verhalten, als hätte es noch nie irgendein Gesetz, irgendein Verbot gegeben.
Es gibt eben auch viel zu viele unnötige Einschränkungen, halten die Velofahrer dagegen. Und dann noch diese teilweise schikanösen Polizeikontrollen und Bussen!
Nun, ein kurzer Blick auf die Grossbaustelle Schifflände zeigt: beide Seiten haben recht. Die meisten Velofahrer halten sich tatsächlich nur sehr bedingt an die vorgegebene Verkehrsführung, die allerdings ziemlich blöd ist.
Schuld daran sind die Vertreter von Kanton und Verkehrsbetrieben, die bei der Vorbereitung auf die Bauarbeiten an alle und alles gedacht haben, Fussgänger, Touristen, Trams, Busse, Autos, Zulieferdienst zum «Trois Rois» – nur an eine Gruppe nicht: die Velofahrer. Nicht einmal ein anständiges Verbotsschild wurde ihnen organisiert.
Selbstgebasteltes Verbotsschild
Während es für alle anderen neben den aufgerissenen Gleisen irgendwie ein Durchkommen gab, versuchte man sie mit einem selbstgebastelten «Velo schieben»-Plakat zu stoppen. Es war ein Fetzen Papier, der rechtlich kaum verbindlich ist, wie ein TagesWoche-Leser wahrscheinlich zu Recht bemerkte. Ein Fetzen auch, dem verständlicherweise die wenigsten Velofahrer Gehorsam leisteten.
In der übrigen Schweiz wird man mit solch gesundem Widerstandsgeist gegen unsinnige Gebote zum Volkshelden – wie Wilhelm Tell. In Basel wird man dagegen gebüsst: Am Donnerstag hat die Polizei rund um die Baustelle erstmals Verkehrskontrollen durchgeführt und rund 30 Velofahrer auf frischer Tat ertappt.
Zugeschlagen haben die Gesetzeshüter damit kurz nach einer neuerlichen Umstellung der Verkehrsführung, die Velofahren immer noch in eine Richtung verbietet. Und weiterhin verwirrend ist. Das neue Einbahnschild beim Blumenrain (wenigstens ein anständiges jetzt) hängt direkt oberhalb des Hinweises auf das «offene Tramgeleise» und die Baustelle. Ersteres sollte nun aber nur für den Bereich links der Abschrankung gelten, zweiteres für jenen rechts und drittes wahrscheinlich für den gesamte Gebiet. Alles klar? Eben.
Kein Fingerspitzengefühl, dafür ein Kongress
Kurioserweise versteht sich das rotgrüne Basel trotz dieses Chaos auf eine seiner wichtigsten Veloachsen als «Velostadt». Und lässt sich das auch einiges kosten. So hat der Grosse Rat im Frühjahr einen Kredit von 500 000 Franken gesprochen, damit Basel 2015 den «Velo-City»-Kongress der European Cyclists‘ Federation (ECF) austragen darf.
Sehr viel günstiger wäre es, bei Verkehrs- und Bauplanungen ganz einfach an die Velofahrer zu denken. Und auf schikanöse Kontrollen zu verzichten. Daneben könnte man sich gerne auch noch in anderen, wirklichen Velostädten umsehen, was Basel in diesem Bereich noch verbessern könnte, verbessern müsste. Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, braucht es nicht einmal einen teuren Kongress mit vielen schlauen Vorträgen.