Warum Guy Morin dieser Stadt gut tut

Lange wurde der Grüne Guy Morin als politischer Totalausfall bewertet. Nun ist er auf bestem Weg, jener integrative Regierungspräsident zu werden, den Basel so dringend braucht.

Seit seinem Wahlerfolg ein anderer Politiker: Guy Morin. (Bild: Michael Würtenberg)

Lange wurde der Grüne Guy Morin als politischer Totalausfall bewertet. Nun ist er auf bestem Weg, jener integrative Regierungspräsident zu werden, den Basel so dringend braucht.

Als Grüssaugust erwies er sich untauglich: zu unverbindlich. Als Redner sediert er nach wie vor oft sein Publikum. Im politischen und medialen Basel galt lange der Konsens, dass Guy Morin ein Totalausfall ist.

Und nun das: Die «Schweiz am Sonntag» betitelte ihn in ihrer letzten Ausgabe als den «Unverzichtbaren». Damit liegt sie nicht falsch – aber nicht nur aus der Perspektive seiner Grünen Partei heraus betrachtet. 

Als Morin am Dienstag die Regierungssitzung verliess, um die Lösung für die mit reichlich politischen Risiken behaftete Knacknuss Migrol-Areal vorzustellen, wurde sichtbar, dass Morin zum jetzigen Zeitpunkt für die Stadt als Regierungsrat vielleicht nicht gerade unverzichtbar, aber doch sehr wohltuend ist. 

Es gelang ihm, eine mögliche Eskalation abzuwenden, indem der Wagenplatz nicht blindwütig geräumt wird. Dazu musste er sich gegen SP-Amtskollegen Christoph Brutschin durchsetzen, der bis zur Sturheit legalistisch politisiert, (ausser wenn Wirtschaftsinteressen tangiert sind). Das hat eine neue Qualität: Morin setzt sich durch.

So gewinnt auch das von Beginn weg skeptisch betrachtete Amt an Legitimation.

Eine rechtlich saubere Lösung ist die Duldung nicht, aber sie ist die einzige praktikable zu diesem Zeitpunkt. Regierung und Wagenplatz haben jetzt fünf Jahre Zeit, eine Möglichkeit zu suchen, wie so ein Projekt auch über diese Frist hinaus in legalem Rahmen bestehen kann.

Der Regierungspräsident als Mittler zwischen Bevölkerung und Behörden, der mit der nötigen Gelassenheit ausgestattet unkomplizierte Lösungen sucht – so gewinnt auch das von Beginn weg skeptisch betrachtete Amt an Legitimation.

Und Morin beweist, dass er diese Rolle ausfüllen kann: Der Entscheid, die Zwischennutzung auf der restlichen Brache neben dem Wagenplatz dem Projekt des Vereins «Shift Mode» zuzuhalten, ist mutig. Nicht nur wegen des fragwürdigen Auswahlverfahrens. Morin gibt die Zügel aus der Hand. Praktisch ohne einschränkende Rahmenbedingungen soll dort etwas entstehen, von dem noch keiner eine Ahnung hat, was es irgendwann sein wird. 

Nicht jeder Wichtigtuer aus der Szene muss ein Wörtchen mitreden.

Morin und sein Departement haben sich, was selten genug vorkommt, als einsichtig erwiesen. Staatlich gesteuerte Zwischennutzungen, bei denen ein renommiert besetztes Expertengremium die Projekte auswählt, gehen schief.

Man betrachte bloss die gründlich verpfuschte Situation auf dem Ex-Esso-Areal im Hafen, wo Einzelinteressen jede Weiterentwicklung blockieren. Dagegen wirkt jeder Schrebergarten als dynamisch. Die Lektion: Nicht jeder Wichtigtuer aus der Szene muss ein Wörtchen mitreden, sobald es um Alternativkultur geht. Einfach mal machen lassen.

Kontrolle abgeben, Vertrauen zeigen, grosszügig sein – Morin ist auf dem Weg, jener integrative Regierungspräsident zu werden, den diese Regierung und diese oft sehr kleinliche Stadt brauchen.

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