Noch ist nicht ganz klar, wann genau das WM-Finale in Katar ausgetragen wird. Klar aber ist, dass wegen des Turniers Arbeitende bis zum Tod ausgepresst werden und sich die Fifa trotz reichlich dubioser Machenschaften unfehlbar gibt wie der Papst. Als Fussballfan mag Alois-Karl Hürlimann in seinem Essay da kaum hinsehen. Er tut es dennoch – gerade als Fan des Fussballs.
Wenige Tage vor dem Weihnachtsfest, wohl eher in den Abendstunden, soll das Finalspiel der Fussballweltmeisterschaft 2022 stattfinden. Ganz genau kennt man das Datum zur Zeit noch nicht.
Bis dahin wird in dem Kleinstaat Katar noch viel gebaut. So sollen die insgesamt zwölf Stadien in und um Doha, die Hauptstadt, mit einer Stadtbahn («Metro Doha») verbunden werden.
Die Bahn und die Stadien erbauen zehntausende Menschen aus Pakistan, Nepal und einigen arabischen Ländern. Für deren Arbeitsbedingungen gibt es laut Amnesty International nur einen richtigen Begriff: «Sklaverei». Die Bauarbeiter müssen bis zu zwölf Stunden täglich und sieben Tage die Woche arbeiten. Sehr oft ohne jeglichen Lohn. Viele hungern. Viele sterben. Arbeiten bei 50 Grad, und trotzdem erhalten die Arbeitenden noch nicht einmal kostenlos Wasser. Ohne Lohn müssen sie darauf hoffen, dass sie allenfalls hie und da etwas Wasser erbetteln können.
Der Schmiergeld-Grossbetrieb Fifa
Laut Berichten des britischen «Guardian» (zum Beispiel hier) und von Amnesty International (z.B. im ausführlichen Bericht «No Extra Time») sind seit Beginn der Bauarbeiten für die Fussball-WM 2022 in Katar mehrere hundert Männer aus Nepal an Entkräftung, Unterernährung und Wassermangel gestorben. Das ist himmelschreiend!
Wie die Arbeiter behandelt werden, welche das ganze Gerüst für die WM aufbauen müssen, das passt allerdings in die gesamte Angelegenheit «Fussball-WM 2022 in Katar». Alles deutet darauf hin, dass bei der Wahl Katars Korruption im Spiel war. Keine Rolle spielten die klimatischen Gegebenheiten im Stein- und Wüstenstaat am Persischen Golf, bezogen auf die gewohnte Ausführungszeit von Fussballweltmeisterschaften. Erst nach der Vergabe fiel der Fifa-Herrenriege auf, dass die sommerliche Hitze Katars unmöglich eine Fussball-WM zur «normalen» Spielzeit zulässt. Eine «Feststellung», die an sich vor der Wahl Katars zum alleinigen WM-Austragungsland hätte gemacht werden müssen.
Wie diese Fehlentscheidung zustande kam, ist hinreichend bekannt und belegt: durch Schmiergeld. Die Fifa steht mit ihren Fussballbossen aus aller Welt und ihrem Exekutivkomitee mit Sepp Blatter an der Spitze als das da, was er wohl tatsächlich auch ist: ein Schmiergeld-Grossbetrieb.
Am liebsten würden all jene, die den Fussball lieben und sich auf Fussballfeste freuen, über diese Katargeschichte schweigend hinwegsehen.
Alle Fifa-Exekutiv-Herren haben viel Reiseerfahrung. Sie tagen schliesslich ständig in exklusiven Luxus-Hotel-Ressorts im globalen Tourismuszirkus für die Superreichen, also auch in Doha, Katar. Die meisten von ihnen dürften genau gewusst haben, was Katar an Klima zu bieten hat.
Es sei denn, sie hätten ihre Katar-Aufenthalte vom Flughafen weg ausschliesslich in klimatisierten Luxuswagen und vollständig auf «europäisch-nordamerikanische» Normalgrade heruntergekühlten Hotelwolkenkratzer verbracht, umwedelt von all dem, was der «süsse Orient» so zu bieten hat…
Genau so wird es wohl im «Fall Katar» gewesen sein. Nicht zu vergessen, dass der absolutistisch herrschende Emir und sein Clan die Privatkonten einiger Fifa-Exekutivmitglieder rechtzeitig mit ein paar Dollarmillionen eingeschmiert hatte.
Eine bodenlose Frechheit
Das alles ist unappetitlich. Am liebsten würden all jene, die den Fussball lieben und sich auf Fussballfeste freuen, über diese Katargeschichte schweigend hinwegsehen. Im Nachgang so zu tun, als ob «man» als Fifa «den Arabern» mit der Vergabe der Fussball-WM nach Katar die «Ehre» erwiesen habe, ist angesichts der Hunderttausenden, von katarischen Unternehmern schamlos ausgebeuteten und jenseits jeglichen Arbeitsrechts mehr oder weniger als Sklaven behandelten, jungen arabischen Männer und Frauen eine bodenlose Frechheit.
Andererseits: Die vorgesehene Fussball-WM in Katar passt in eine Szenerie von sich laufend erweiternden Fifa-, aber auch Uefa-Skandalen und einen riesigen Rattenschwanz voller Ungereimtheiten.
Das willkürliche Fussball-Geschäft
Natürlich ist Fussball, global verstanden, erst einmal nur eines: ein Geschäft. Die grossen Clubs aus Europa und aus Lateinamerika bilden ziemlich globalisiert organisierte Unternehmen der internationalen Unterhaltungsindustrie. Dazu kommen die schlussendlich auf einem K.o.-Prinzip aufbauenden Vergleichs- und Siegerstrukturen, eiserner Bestandteil der medialen Berichterstattung über die Branche.
Totaler Sieg oder totale Niederlage, nichts dazwischen. Das ist der High-Noon-Effekt, der Einschaltquoten schafft wie weltweit sonst kaum etwas, das so wenig Vorkenntnisse verlangt wie eben der Fussball. Dieser Effekt ist den «nationalen» Grenzen längst entwachsen, inzwischen immer mehr auch den kontinentalen.
Neue «Player» kommen dazu: Südkorea und Japan erhalten in Asien «Wettbewerbszuwachs» aus China. Die «arabische Welt» kann mitmischen, weil es in den Scheichtümern zwar an Spielern, aber nicht an Geld mangelt. Mit Geld kann man fehlende Spieler herbeizaubern und ganze Ligen aus dem einheimischen fussballerischen Nichts mit «Fremdarbeitern» bestückt aufstellen.
Niemand kontrolliert die Inhalte all jener «Verträge» von Clubs mit Tausenden «talentierten» Jungs aus Afrika, aus Kolumbien, aus Brasilien, die keine Stars geworden sind.
Der Einkauf und der Verkauf von Fussballspielern ist global so geregelt, dass Persönlichkeitsrechte von Spielern, wenn, dann bloss als Anhängsel beachtet werden müssen. Der «Spielermarkt» erinnert nicht zufällig an Sklavenmärkte der Römer vor 2000 Jahren oder der Südstaatler vor 200 Jahren. Dieser «Markt» ist vollständig dereguliert und allenfalls mit dem ebenfalls ziemlich deregulierten globalisierten Finanztransaktionsmarkt vergleichbar.
Ohne auch nur einmal kurz innezuhalten und zu fragen, was es eigentlich bedeutet, dass ein Fussballclub Spieler kauft, berichten die Sportseiten der grossen Zeitungen, die Online-Newsportale und natürlich die TV-Kanäle über diesen Menschenhandel, als sei das die Voraussetzung, dass es überhaupt ein Spiel wie Fussball gibt.
Wo es keine wirklich verbindlichen Regeln gibt, herrscht Willkür: Niemand kontrolliert die Inhalte all jener «Verträge» von Clubs mit Tausenden «talentierten» Jungs aus Afrika, aus Kolumbien, aus Brasilien, die keine Stars geworden sind. Niemand schaut, was aus ihnen geworden ist. Es existiert für sie keinerlei Öffentlichkeit.
Die Willkür ist auch darin zu sehen, wie diejenigen bezahlt werden, die es geschafft haben, Fussballstars zu werden.
Dubiose Machenschaften und wenig Durchblick
In Deutschland, um ein anderes Beispiel des angeblich «sportlichen» Engagements von bestimmten Fussballclubs zu erwähnen, kauft Rekordmeister Bayern München die guten Spieler aller anderen Ligaclubs auf und sichert sich dadurch seine «Dauermeisterschaft».
Die Konkurrenz, genauer: diejenigen Clubs, die allenfalls in ihren Einkaufsbudgets mit Bayern München hie und da mithalten können, ist bestückt mit sogenannten «Werksmannschaften». Jene von VW, die den VFL Wolfsburg bezahlt, jene namens Bayer Leverkusen, welche sich der Chemiemulti Bayer hält. In der zweiten Bundesliga finanziert die VW-Tochter Audi, die in Ingolstadt Autos fabriziert, den lokalen Fussballclub wohl am Ende dieser Saison in der Ersten Bundesliga. Mit der TSG Hoffenheim 1899 finanziert sich der SAP-Unternehmensgründer Dietmar Hopp seinen Fussballclubtraum, dies aber immerhin am Ort seiner Fussballjugend.
Von den russischen oder ukrainischen Oligarchen, die sich englische oder französische Fussballclubs als Renditeobjekte für Investitionen mit ihrem Geld halten – das Schwarz- und Mafiageld muss schliesslich irgendwo gewaschen werden – ist ganz zu schweigen. Und noch mehr von einem Berlusconi, der gleich alle Ebenen des Mediengeschäfts sein Eigen nennt: Fussballclub, TV-Sender mit Erstausstrahlungsrechten, Print-Sportpresse und natürlich die notwendige staatliche Polizeieinsatzordre.
Hie und da weht ein leichter Wind durch diese mit dubiosen Gestalten in den Clubvorstandsetagen bestückte VIP-Welt, und man hört oder liest von Ungereimtheiten, von Bestechung, Schuldenwirtschaft oder Wettskandalen.
Blatter überall
Besonders unübersichtlich geht es auf den Fussballgeschäftsetagen namens Uefa und Fifa zu und her. Die jährlichen Clubturniere Champions League und Europa League, die Europameisterschaften alle vier Jahre mit zweijährigem Ausscheidungsritual vorab sowie dasselbe nochmal mit den Fussballweltmeisterschaften – all das generiert eine intensive, alltägliche, globale Medienpräsenz des einen Themas: Fussball.
Keine andere Sportart lässt sich derart spannend in mehr oder weniger sprachlose Bildabläufe setzen. Die bildbegleitende Sprache in den elektronischen Medien ist denn auch oft erfüllt von durchaus fussball- ja sportfremden Sottisen: gegen «die» Bayern, gegen «die» Deutschen, gegen die «ruppigen Kroaten» – oder für das «wir», welches von «den Jungs» nicht bloss repräsentiert, sondern total verkörpert wird. Manchmal schimmert da durchaus Ironie, ja sogar etwas Humor durch – vor allem bei Fussball-Radioreportern.
Völlig humorlos allerdings geht es inzwischen bei Europa- und Weltmeisterschaften medial zu und her. Die Ehre «der» Nation steht auf dem Spiel. Für die Fifa bedeutet das: Blatter und die grossen Fussballstars, denen er mit Handschlag und Umarmung die Medaillen umhängt, alle vier Jahre.
Aber dazu, natürlich: Blatter und die Prinzen aus dem Morgenland, Blatter mit den Präsidenten und den Kanzlerinnen aus dem Abendland und manchmal dem einen oder anderen Repräsentanten aus Japan oder «Schwarzafrika», wie das dann immer genannt wird. Blatter notfalls auch mit dem Papst.
Undurchsichtig, aber unfehlbar wie der Papst
Wo nicht Blatter auftritt, tritt «der Kaiser» auf. Beckenbauer’s Krönungszeiten sind allerdings wohl eher auf das deutschsprachige Europa beschränkt gewesen und schon vorbei. Im Vergleich zu Blatter ist «der Kaiser» aus Deutschland früh gealtert. Dafür taucht der Uefa-Chef Platini vermehrt in der Fifa-Lounge auf. Ein französischer «Kaiser», von dem man weiss, dass er anfänglich gegen die WM-Vergabe nach Katar war, später dann aber, weil sein Sohn dort eine sorgenfreie Anstellung im Schatten des Emirs gefunden hatte, schliesslich doch dafür.
So wandelt diese Weltorganisation in den Sphären der Undurchsichtigkeit. Die Amtsinhaber in den oberen Etagen sind ausschliesslich so männlich wie das führende Personal im Vatikan. Bei genauerem Hinschauen entdeckt man sowieso Verwandtschaften bei diesen beiden Organisationen: Weltumspannend sind beide. Und beide werden von der angeblichen Unfehlbarkeit ihrer Oberpriester von Fettnapf zu Fettnapf geführt.
Immerhin: Im Vatikan läutet den abgehoben über den Zeitläuften herumschwebenden Kardinälen seit dem Amtsantritt des argentinischen Papstes die schrille Glocke der Kritik in den Ohren.
Von solchen akustischen Signalen ist auf den Etagen der Fifa im feinen Zürich noch nichts zu hören. Dort sind die Luken gegen die böse Aussenwelt voller Neider und Verleumder, wie Blatter die Kritiker seiner und der Fifa- Machenschaften ganz allgemein gerne bezeichnet, absolut dicht.
Profit, Profit, Profit
Im Gegensatz zu einer «normalen» Industrie produzieren die Fifa und die Uefa Verwertungen.
Die Fifa hat die Fussballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien «organisiert»? Hat sie das? Hat sie die Stadionneubauten bezahlt?
Nein.
Hat sie die massiven Sicherheitskosten bezahlt?
Antwort ausstehend, eher Nein.
Hat sie die entstandenen Infrastrukturkosten bezahlt?
Nein.
Die Fifa hat wohl zu den Kosten für die An-und Abreisen der Nationalmannschaften und für deren Aufenthalt in Brasilien beigetragen. Wenigstens behauptet sie solcherlei. Diese Ausgaben stehen aber in keinem Verhältnis zu den Einnahmen der Fifa: Von all den offiziellen «Sponsoren» bis hin zu den besonders einträglichen Fernsehverwertungsrechten kamen da sicherlich ein paar Milliarden US-Dollar zusammen.
Auf den Hauptkosten der Fussball-WM 2014 aber sitzt der Staat Brasilien – verbunden mit umfangreichen Korruptionsskandalen, welche die Glaubwürdigkeit der Politik nachhaltig beschädigt haben dürften. In Brasilien funktioniert die Öffentlichkeit besser als zum Beispiel in Russland. In Russland wiederum funktioniert die öffentlichkeit viel besser als in Katar. In Katar existiert gar keine öffentlichkeit.
Gezielte Desinformation
Anstelle einer einigermassen funktionierenden öffentlichen Meinung beschäftigt der Emir eine Heerschar von PR-Agenten aus dem Westen, die anstelle von Informationsvorgängen am laufenden Band Desinformation betreiben.
Am Beispiel der sklavisch gehaltenen Bauarbeiter aus Nepal kann man, wenn man will, diese Desinformationsproduktion erkennen, zu deren Verbreitung die Fifa erhebliche Statthalterdienste unternimmt.
Ein Beispiel: Amnesty International hat im November 2014 den Bericht «No Extra Time» über die Situation der Bauarbeiter veröffentlicht. Hier ein Auszug:
«Im Vorfeld der Fussballweltmeisterschaften 2022 versprachen die Behörden in Katar immer wieder substantielle Veränderungen. Vor allem bei dem zentralen Thema Sponsorengesetz gehen die Reformen aber viel zu langsam voran», sagt Spöttl. Amnesty International hat in den letzten zwölf Monaten in zwei umfangreichen Berichten die ausbeuterischen Praktiken in Katar dokumentiert: auf Grossbaustellen und beim Hauspersonal. Berichtet wurde unter anderem über ausstehende Löhne, harte und gefährliche Arbeitsbedingungen, heruntergekommene Unterkünfte und schockierende Einzelheiten von Zwangsarbeit. Haushaltsangestellte sind neben exzessiven Arbeitszeiten vor allem immer wieder physischer und sexueller Gewalt ausgesetzt.
Bei dem im Amnesty-Text angeführten Begriff «Sponsorengesetz» handelt es sich um folgenden Zusammenhang (ebenfalls aus dem Bericht zitiert):
Das Gesetz verpflichtet ausländische Arbeiter unter anderem dazu, die Genehmigung ihres Arbeitgebers einzuholen, wenn sie diesen wechseln oder Katar verlassen möchten. Das kann dazu führen, dass ausgebeutete Arbeiter in Katar festsitzen und nicht ausreisen können. Ausserdem fördert es die Zwangsarbeit.
Die Fifa nahm zu diesem Amnesty-Zusatzbericht, veröffentlich am 12. November 2014, noch am gleichen Tag wie folgt Stellung:
Die Fifa ist der Überzeugung, dass die Ausrichtung der Fifa Fussball-Weltmeisterschaft 2022TM und die damit einhergehende internationale Aufmerksamkeit in Katar als Auslöser für soziale Veränderungen fungieren wird. Diese Meinung teilt auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International in ihrem jüngsten Bericht. Dennoch ist der Fifa bewusst, dass im Bereich der Normen für das Wohl der Arbeiter noch immer wichtige Verbesserungen erforderlich sind, obwohl die zuständigen Stellen in Katar bereits einige wesentliche Arbeitsreformen angekündigt und mit deren Umsetzung begonnen haben.
Im Amnesty-Bericht steht kein Wort in dem Sinne darüber, dass auch Amnesty – wie die Fifa – der Ansicht sei, die Fussball-WM 2022 sei «Auslöser für soziale Veränderungen» in Katar. Davon abgesehen ist eine «Veränderung» keineswegs per se ein «Fortschritt», etwa hin zu besser beachteten Menschenrechten. Die Situation kann sich auch verschlechtern, ausgelöst durch ein bevorstehendes internationales Grossereignis. Dafür gibt es jedenfalls bedeutend mehr Beispiele als für «Verbesserungen». Und genau dies ist auf Katars Baustellen in extremem Ausmass der Fall.
Schönste Nebensache?
Für die TV-, Internet-, Smartphone- oder sonstige elektronische Medienstrukturen benutzenden Konsumenten ist eine Fussball-WM im besten Fall tagelang spannender Zeitvertreib. Für Fussballdesinteressierte vielleicht ein vorübergehendes Ärgernis, dessen Massenhysterie sie nur schwer ausweichen können. Es ist leichte Unterhaltung. Zwar vielleicht die schönste aller Nebensachen, aber es ist eben eine Nebensache.
Für die Hunderte, die bei den Stadien-, den Hotel- und Bahnbauten in Katar bereits wegen Hunger, wegen Aussetzung, wegen Versklavung umgekommen sind, kommt eine Anteilnahme an ihrem Schicksal in unseren Breitengraden mit «unserer Menschenrechtsauffassung» im Kopf zu spät. Was denken die Angehörigen, die Familien, die Nachbarn in Nepal oder in Pakistan, in Jemen oder in Äthiopien, usw. über den Tod jener Männer? Jener Männer, die den Menschenschindern aus Not nach Katar folgten, dort aber weder Lohn noch ein erträgliches Alltagsleben erhielten? Was die über Katars und der Fifa Weltmeisterschaftsunterehmungen denken, kann man sich vorstellen. Aber es wird selbstredend verdrängt.
All dies befördert eine Ausdünstung, deren Gestank für all die Nasen, welche zu Menschen mit etwas Empathie für das menschliche Leben gehören, unerträglich geworden ist. In Verruf gerät darob: der Fussball.
Was man tun kann, hier, in Europa? Man kann Druck erzeugen, medialen Druck. Man kann einen Druck gegen die Durchführung der Fussball-WM 2022 in einem der menschenverachtendsten Länder der Erde schaffen, in den Medien. Und zwar einen sehr gut begründeten Druck. Eigentlich ist genau dies notwendig.
Leider wird genau dies nicht geschehen. Viel zu viele «Sponsoren» mischen mit. Viel zu viel Schmiergeld unter viel zu vielen Schmiergeldempfängern ist im Umlauf. Viel zu viel egomaner Ehrgeiz einiger meist älterer Herren auf globalisierter Medienebene muss befriedigt werden.
All dies befördert eine Ausdünstung, deren Gestank für all die Nasen, welche zu Menschen mit etwas Empathie für das menschliche Leben gehören, unerträglich geworden ist. In Verruf gerät darob: der Fussball. Den ich so mag. Vor allem jenen in der Alten Försterei in Berlin-Köpenick, gespielt von den Eisernen vom 1. FC Union und ihren Gästen aus der Zweiten Bundesliga.