Trump und wir: Wie wird das werden?

Unser Autor hat sich mit dem neuen Präsidenten der USA beschäftigt. Eine Auslegeordnung in drei Kapiteln über das Kabinett, fehlende «Wahrheit» und die richtige Gegenstrategie.

U.S. President-elect Donald Trump and his wife Melania take part in a Make America Great Again welcome concert in Washington, U.S. January 19, 2017. REUTERS/Jonathan Ernst

(Bild: REUTERS/Jonathan Ernst)

Unser Autor hat sich mit dem neuen Präsidenten der USA beschäftigt. Eine Auslegeordnung in drei Kapiteln über das Kabinett, fehlende «Wahrheit» und die richtige Gegenstrategie.

I – Warum ist Trumps Politik nie ein Thema? Wegen @realDonaldTrump

Seit über zwei Monaten sind wir Zuschauer bei Donald Trumps Mannschaftsaufstellung. Interessant ist, dass es sich bei den meisten Ernannten entweder um sehr reiche Leute, teilweise mit Erbschafts-, teilweise mit Selfmade-Erfahrung als Rüstzeug, oder um ehemalige Berufsmilitärs handelt.

Bemerkenswert sind die Minister- und Beraterernennungen insofern, als Trump vor den Wahlen den «Eliten» in Washington und in der Wall-Street den Kampf angesagt – und mit seinem darauf ausgerichteten Kampfgeschrei zwar nicht die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler, aber die notwendige Wahlmännerzahl für seine Wahl zum Präsidenten der USA erreicht hatte.

Als Aussenminister hat er einen Erdölmanager benannt, dessen Abgang aus der Firma der Erdölriese Exxon mit 180 Millionen Dollar «vergütet». Man stelle sich vor, ein der von den weltweit auftretenden Rechtsnationalisten als Eliteangehöriger beschimpfter Politiker hätte eine solche «Abfindung» oder «Entschädigung» entgegengenommen!

Bei den Grossen der Wall-Street oder im Ölgeschäft gilt eine «Entschädigung» für einen der Ihren, wenn er sich ins politische Geschäft absetzt, in der Höhe von 180’000’000 Dollar als «normal». Wie «unabhängig» oder «nicht beeinflussbar» einer bei solchem Zustupf wohl ist?

Trumps Mannschaft ist keineswegs ein Abbild seiner angeblich von Arbeitslosigkeit und dem Verlust ihrer Häuser bedrohten Wählerschaft. Vielmehr sind es Leute, welche entweder der Geldelite oder der weltweit operierenden Beraterelite angehören. Wenn man die Kurzbiografien von Trumps Ministerinnen und Ministern und seinen engsten Beratern im Weissen Haus durchliest, kann man erkennen: In dieser Regierung sind Verachtung der Menschenrechte, Ignoranz gegenüber Sozial- und Umweltproblematiken und die Missachtung von gesetzlichen Vorgaben im Bereich der (Finanz)-Wirtschaft genuin verankert.

Etwas eigenartig erscheint mir, dass die Regierungsmitglieder von Trump in den redaktionell gestalteten Medien zwar vorgestellt, ihre angekündigte oder auf Grund ihrer bisher ausgeübten Handlungsweisen zu vermutende «Politik» aber kaum analysiert oder nach so etwas wie Schwerpunkten und Wertvorstellungen untersucht wird. Im Fokus steht eigentlich nur die Person Trump. 

Warum ist das so?

Einer der Gründe dürfte in der Twitteraktivität von «@realDonaldTrump» zu finden sein. Seit einiger Zeit ist dieses Phänomen von oft ziemlich peinlich wirkendem Kurzgeschwätz zu beobachten: Trump unterhält die Socialbooknetzwelt praktisch rund um die Uhr mit seinen Tweets, deren Inhalte wegen ihrer Beliebigkeit die Frage provozieren: Was will dieser gewählte Präsident der Welt eigentlich sagen?

Seine Tweets bestehen meistens aus offensichtlichen Spontanreaktionen. Der Begriff «Reaktion» ist berechtigt, weil seine Tweets oft aus primitiv zusammengemixten Gegenangriffen auf Kritik an seiner Person oder seiner zu erwartenden Politik bestehen.

Von Gesprächsbereitschaft über Politik, gar von Diskussionsbereitschaft für die Gestaltung politischer, wirtschaftlicher und sozialer Projekte oder Notwendigkeiten, kurz für «die Politik» in einer Demokratie, findet sich in all den trumpschen Sätzen, welche inzwischen wohl vieltausendfach im Netz verankert sein dürften, kaum eine Spur. Er teilt normalerweise bloss reaktiv aus.

Hie und da teilt er mit, was er demnächst zu unternehmen gedenke. Bekannt geworden ist Trumps Äusserungen über den Mauerbau, den er an der Grenze zu Mexiko befehlen werde. Davon gibt es inzwischen zahlreiche Variationen, welche Trump selber sowohl als Redner als auch als Tweetverteiler benutzt hat:

«Ich werde eine grosse Mauer bauen – und niemand baut Mauern besser als ich, glauben Sie mir – und ich baue sie sehr kostengünstig. Ich werde eine grosse, grosse Mauer an unserer südlichen Grenze bauen und ich werde Mexiko für diese Mauer bezahlen lassen.» (Link zur Quelle: «Berliner Zeitung»)

Ein neueres Beispiel von Trumps Art, Nachrichten zu vermitteln, weist auf seine Anfälligkeit zu höchster, oft auch peinlichster Ungenauigkeit hin:

 

Zahlreicher aber sind die rein reaktiven Tweets von Trump, beispielhaft dafür:

Meryl Streep hat bei ihrer Rede an den diesjährigen Golden Globels Anfang Januar 2017 an den Anfang einen Satz gestellt, der aufhorchen liess:

«Wenn die Mächtigen ihre Position benutzen, um andere zu tyrannisieren, dann verlieren wir alle.»

Dann stellte sie ihre Sicht der gesellschaftlichen Vielfalt am Beispiel von Künstlerherkünften dar, indem sie darauf hinwies «welche der anwesenden Schauspieler, wo und unter welchen Umständen geboren sind: Natalie Portman in Jerusalem, Sarah Jessica Parker als eines von acht Kindern in Ohio, Amy Adams im italienischen Vicenza. Sie erwähnte auch die äthiopisch-irische Schauspielerin Ruth Negga, nominiert für ihre Rolle als Kleinstadtmädchen aus Virginia. «Ohne Aussenseiter und Zuwanderer ist Hollywood nichts.»

Weiter, wörtlich:

«Wenn du sie alle rauswirfst, kannst du nur noch Football und Mixed Martial Arts im Fernsehen anschauen!»

Schliesslich erwähnte sie einen Vorfall, der während des Präsidentschaftswahlkampfes in den USA kurzzeitig für Aufsehen gesorgt hatte:

Der eindrücklichste Auftritt des Jahres sei für sie gewesen, als der künftige Präsident in einer Wahlkampfrede einen körperlich behinderten Journalisten nachgeäfft habe. «Es hat mein Herz gebrochen, das zu sehen. Und ich kann es nicht vergessen, denn es war nicht in einem Film – es war das echte Leben.» Das gebe anderen Menschen vermeintlich die Erlaubnis, dasselbe zu tun: «Respektlosigkeit lädt zu Respektlosigkeit ein, Gewalt animiert zu Gewalt.»

In der Rede erwähnte Meryl Street den gewählten Präsidenten Trump nicht namentlich. Was ihrer Kritik an Trumps Art, Menschen, die ihm nicht passen niederzumachen, nichts an Deutlichkeit nahm.

Trump reagierte, natürlich über Twitter.

Erst einmal stritt er ab, den körperlich behinderten Journalisten Serge Kovaleski «nachgeäfft» zu haben – obwohl er exakt dies mehrmals in öffentlichen Wahlkampfauftritten gemacht hat, wie man etwa auf der Website «snopes» nachschauen kann.

Wichtiger aber war Trump etwas anderes. Die Berichterstattung in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» über Streeps Rede und Trumps Reaktion darauf lautet:

«Trump bezeichnete die dreifache Oscar- und achtfache Golden-Globe-Gewinnerin daraufhin als ‹eine der überbewertetsten Schauspielerinnen in Hollywood›. Sie sei eine «Dienerin» von Trumps früherer Konkurrentin Hillary Clinton, die ‹in grossem Stil verloren› habe, schrieb Trump am Montag auf Twitter.»

Ein weiteres Beispiel für Trumps typische Reaktion auf Kritik:

Der demokratische Abgeordnete aus Georgia im Repräsentantenhaus, John Lewis, ehemaliger aktiver Mitkämpfer von Martin Luther King, hat angekündigt, an der Vereidigung von Trump nicht teilzunehmen, weil er dessen Wahl nicht als legitim erachte.

Zu John Lewis ist, neben seiner langjährigen Aktivität in seinem Wahlkreis und seinem Einsatz für die Errichtung des National Museum of African History and Culture in Washington (im September 2016 eröffnet – siehe dazu hier) zu sagen, dass er mit seinen heute 76 Jahren auf seiner Stirn immer noch gezeichnet ist von jener rassistisch motivierten Polizeigewalt im Bundestaat Alabama, während der 600 meist schwarze Bürgerrechtler im März 1965 auf ihrem Marsch zur Aufnahme in Wahllisten brutal zusammengeknüppelt wurden.

Trump reagiert am 17. Januar 2017 mit zwei beleidigenden Tweets: Der Demokrat solle sich lieber um seinen Wahlkreis im Bundesstaat Georgia kümmern, der in einem «furchtbaren Zustand» und «kriminalitätsverseucht» sei, schrieb Trump am Samstag.

Und:

Trump bringt Lewis, der seit nun bald 30 Jahren im Repräsentantenhaus sitzt, dafür ganz offenbar wenig Respekt oder gar Verehrung entgegen. Er solle nicht «fälschlicherweise» über das Wahlergebnis klagen, schimpfte Trump. Die Worte «Nur reden, reden, reden – weder Taten noch Ergebnisse! Traurig!» sind allerdings eine durchaus gewagte Aussage in Richtung eines Aktivisten, der für seinen Einsatz beinahe totgeprügelt wurde.

Andere Republikaner wie Senator Ben Sasse aus Nebraska erinnerten nach Trumps Tweet daran, dass Lewis‘ «Gerede» die Welt verändert habe. Die Zitate stammen aus der «Süddeutsche Zeitung», die in ihrem Bericht schlussfolgert: «Wie so oft verbreitet Trump in seinen Tweets also Unwahrheiten.»

II – Der Aufregung um Trump folgt zu selten die «Wahrheit»

Plötzlich erschien wenige Tage vor der Amtseinsetzung Trumps die Nachricht, dass «Moskau» den «gewählten Präsidenten» erpressbar gemacht habe. Putin habe diese Erpressbarkeit angeordnet, wurde unter zahlreichen weiteren Annahmen und Kommentaren gemutmasst. Quelle des Ganzen scheint ein ehemaliger britischer Geheimdienstler namens Christopher Steele zu sein, der lange in Russland gewirkt habe und seit 2009 die Firma «Orbis Business Intelligence Ltd» in London führe.

Steele sollte laut einem 35-seitigen Geheimdienstbericht und Recherchen von «New York Times», «Guardian», der «Washington Post» sowie dem «Wall Street Journal» Hintergründe in der seit langem bekannten Hackergeschichte bei der Demokratischen Partei erst für die Republikanische, später auch für die Demokratische Parteileitung ausleuchten. Dass dabei russische Hacker und beispielsweise Julian Assange mehr oder weniger gemeinsam gegen Hillary Clinton vorgegangen sind, ist inzwischen in Details nachgewiesen.

Nicht nachgewiesen ist hingegen, wer dies alles koordiniert hat. Dass es dafür eine Koordination gebraucht hat, ist ziemlich wahrscheinlich. Genauso, wie es wahrscheinlich ist, dass die plötzliche Bekanntgabe des Verdachts, Wladimir Putin habe Trump quasi in eine Falle gelockt, in der er dann erpressbar gemacht werden konnte, eine gewisse Koordination gebraucht hat. Schliesslich wurden zahleiche Anspielungen auf Details veröffentlicht, welche im erwähnten Bericht der US-Geheimdienste an Trump, an Obama sowie an den Kongress nachzulesen sind. Ich möchte betonen, dass zum derzeitigen Stand einzig klar ist, dass der zentrale Inhalt dieser Erpressungsgeschichte unbelegt ist. Es ist deshalb zurzeit unmöglich, auf Realitäten bezogene inhaltliche Erwägungen darüber anzustellen.

Anders verhält es sich meiner Ansicht nach, wenn man den Vorgang als Medienablauf betrachtet:

Es wird eine virtuelle Aktivität geschaffen, die einen zeitlichen Verlauf für deren öffentliche Darstellung, deren professionelle und mediale Analyse sowie deren Beurteilung nach sich zieht. Innerhalb dieses zeitlichen Verlaufs schafft es die Aktivität, zahlreiche Nachrichten aus dem realen Raum des globalen wie des lokalen Alltags zu übertönen und damit zu verdrängen. Da das virtuell Aktivierte kaum wirklich fassbar wird, verschwindet es bald wieder aus der Nachrichtenwelt. Es bleibt in der durch die Aktivität vielleicht aufgeschreckten oder durch einen womöglich global vorgeführten Skandal beschäftigten Öffentlichkeit unbekannt, wer die Aktivität angeschoben hat.

Es folgt, was bei medial inszenierten Skandalen immer über kurz oder lang folgt:

Das Interesse an der Aktivität verliert sich. Sie wird als Einzelerscheinung vergessen. Dass sie in eine unaufhörlich ergänzte Folge von derartigen Aktivitäten eingereiht worden sein könnte, wird medial kaum je in Erwägung gezogen. Es wird – nimmt man die «Erpressergeschichte» um Trump als Beispiel – ein Anfangsverdacht konkret und die Urheberschaft «Russlands» für den Erpressungsversuch als mehr oder weniger gesicherte Faktizität abgehandelt und schliesslich als abgeschlossene Skandalnachricht abgelegt.

Die Frage lautet nach wie vor: Was ist nun «wahr» an dieser Erpressergeschichte?

Die Antwort besteht allenfalls aus zahlreichen Antwortansätzen.

Wahr, weil real wahrnehmbar ist eigentlich vor allem ihre allgegenwärtige Medienpräsenz. Inhaltlich ist sie, wie bereits erwähnt, mit «Wahrheit» oder «Lüge» nicht definierbar. Es werden in der kurzzeitig ausgebrochenen Diskussion Wahrscheinlichkeiten erwogen. Etwa die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwelche russische Geheimdienste vielleicht versucht haben Trump an Stelle von Clinton ins Weisse Haus zu befördern als Teil einer langfristig angelegten Strategie zu Gunsten der Beeinflussung von Wahlen in westlichen Staaten.

Nun:

Genauso gut könnte man solcherlei beispielsweise auch Geheimdiensten aus den USA selbst unterstellen. Die Wahrscheinlichkeit, dass US-Geheimdienste die US-Präsidentenwahl zu beeinflussen versuchen, ist durchaus auch eine Option in diesem Spiel der Vermutungen. Als Beispiel für eine gewisse Wahrscheinlichkeit einer solchen Annahme könnte man diesbezüglich die eigenartige Intervention des FBI-Direktors wenige Tage vor der Wahl über angeblich neu zu Tage getretene Unklarheiten in Clintons Mailverkehr während ihrer Amtszeit als Staatsekretärin anführen.

«Staatshüter», welche natürlich geheimdienstlich tätig sind, liessen überall dort, wo nächstens Wahlen stattfinden, in den Niederlanden, in Frankreich, in Deutschland, verkünden, sie würden Wahlbeeinflussungen durch Putins Hacker zu verhindern wissen. Man müsse ihnen allerdings genügend Mittel und vor allem eine Veränderung der Datenschutzgesetzgebung in den EU-Staaten zur Verfügung stellen. Weniger Datenschutz, dafür mehr Sicherheit vor Hackern, russischen selbstredend, allenfalls noch chinesischen.

Ob sie auch Hackerversuche aus den eigenen Reihen zu verhindern wissen oder verhindern wollen? Oder solche aus den bekanntlich seit Jahrzehnten mit massivem digitalisiertem Geschütz weltweit antretenden diversen US-Geheimdiensten?

Die Frage, die letztlich bei solcher Art von nervöser, meist aufgescheucht erscheinender Nachrichtenverbreitung übrig bleibt: Qui bono est? Wer profitiert?

III – Der Politstil von Trump? «Wer mir in die Quere kommt, wird erledigt»

Trump als narzisstischen Egomanen hinzustellen, ist insofern kein besonders gewagtes Teilstück eines Psychogramms über den gewählten Präsidenten, als er mit seinem Getwittere selbst Stoff für diese Charakterisierung seiner Persönlichkeit herstellt. Was man über seine Biografie weiss, unterstützt das (Vor)-Urteil über einen Politiker, dem man wohl zu Recht weitgehende Unkenntnis über die Welt, die Vielfalt des Menschlichen wie beispielsweise des Ökologischen, vor allem aber über das, was Weltpolitik genannt wird, unterstellt.

Er postuliert einen Politikstil, den er als Immobilienunternehmer, als Hotelkettennamensgeber, als Golfplatzbetreiber und als mindestens zeitweiliger Betreiber von Spielcasinos sowie als TV-Grösse («You’re fired!», womit er ab der ersten Staffel der TV-Sendung «The Apprentice» des Senders NBC seit 2003/04 sehr bekannt wurde) darstellte: ICH bin IMMER derjenige, der bestimmt. Punkt. Wer mir in die Quere kommt, wird erledigt, wird fertig gemacht und der Öffentlichkeit zur Verspottung «ausgeliefert».

Man kann sich echauffieren über diese Person. Nichts leichter als das. Man bleibt dabei nicht einmal bloss «unter sich», als ein «Angehöriger» der «Elite» etwa, um Trumps Diktion aufzunehmen. Nein, seine Sprache und seine Egomanie stossen weltweit sehr viele Menschen ab, die sich niemals zu irgend einer Elite zählen würden. Die Unanständigkeit, mit deren Inszenierung Trump sein Ego am laufenden Band überhöht, wird mit Sicherheit von sehr vielen Menschen nicht goutiert, weder in den USA noch in Europa.

Nur:

Trump ist nun seit dem 20. Januar 2017 Präsident der USA. Er sitzt dort, wo Macht nicht bloss geträumt wird oder als partielles «Unternehmertum» etwa bei einer Überreizung des «Risikos» in der Insolvenz endet (was Trump mehrfach passiert ist und viele seiner zeitweise Angestellten arbeitslos gemacht hat). Wenn Trump als Präsident überreizt, können in der Folge mehr als bloss ein paar Unannehmlichkeiten für ihn oder «Angestellte» des Weissen Hauses auftreten.

Es ist von Bedeutung, dass sich die politisch Verantwortlichen ausserhalb den USA Trumps Machart nicht irgendwann, sondern jetzt ernsthaft vor Augen führen:

Trump ist geübt darin, sich selber, genauer: seinen Namen zu vermarkten. Er macht seinen Namen zu einem Produkt. Er verkauft seinen Namen – etwa an Hotelketten. Hinter dem Namen Trump stehen selbstredend weitere Produktelinien: Architekturunternehmen, welche irgendwelche Trump-Türme in die Welt setzen, im Detail dann wohl auch (vergoldete) Armaturen, Bettwäsche, bestimmte Bilderrahmen usw. Das alles wird schliesslich als Gesamtgeschäft «vermarktet». Trump bezieht reihum Tantiemen, Gewinnbeteiligungen. Das Risiko tragen die Frachisenehmer vor Ort. Von Trump ist das alles natürlich so organisiert, dass die Gewinne steuerfrei bei ihm bleiben.

Das kann bedeuten:

Er wird als Präsident der USA Gesamtpakete in die Welt setzen, zu denen «die anderen» entweder Ja zu sagen haben oder dann abgestraft werden. Ein Stichwort dazu: Strafzölle. An einem dieser Gesamtpakete kann man jetzt bereits studieren, wie er zu verfahren versuchen wird. Zum geplanten Mauerbau gegen Mexiko erklärt der sich als Trump-Erklärer gebende ehemalige Anführer der Republikaner im Repräsentatenhaus zu Clintons Zeiten, Newt Gingrich, im «Spiegel» (Quelle: Nr. 3/14.1.2017, Seite 89) folgendes:

Gingrich: Die Mauer wird gebaut, und Mexiko wird bezahlen.
SPIEGEL: Mexikos Präsident sagt, er werde auf keinen Fall bezahlen.
Gingrich: Es gibt verschiedene Methoden. Wir könnten zum Beispiel Gebühren erheben auf alle Überweisungen nach Mexiko. Oder Zölle auf Autos, die wir aus Mexiko importieren. Oder wir könnten das Vermögen mexikanischer Drogenkartelle in den USA beschlagnahmen – das allein würde reichen, um die Mauer zu bezahlen.
SPIEGEL: Mit Gebühren und Zöllen kann man einen Handelskrieg beginnen, der am Ende auch den USA schaden würde.
Gingrich: Nein. Die USA sind der grösste Markt der Welt. Ich habe keine Angst vor Ländern, die einen Handelskrieg mit uns führen wollen. Sie würden ihn verlieren.

Trump wird sich – folgt man dieser Erklärung – einen Deut um abgeschlossene Verträge kümmern. Er wird einfach erpresserische Handlungen befehlen. Man kann das Muster erkennen. Es ist ein Verhalten, welches von ziemlich massiver Selbstüberschätzung getragen wird. Verhandlungen werden zum Vorneherein als gescheitert deklariert. Wo man sich stärker fühlt, schlägt man als USA zu. Auftretende Konflikte werden militärisch «gelöst».

Das Muster erinnert unter anderem an Bush, Cheney, Blair, Berlusconi, Aznar und Konsorten, welche gemeint haben, man könne im Nahen Osten mal kurz mittels Lancierung von ein paar Lügen einen Krieg inszenieren, den man gewinnen werde. Danach befehle man dann ohne Widerspruch oder Erwägungen jedwelcher Art berücksichtigen zu müssen, wie es «dort» weitergehen soll – nämlich so, dass der Raum als fragloser Erdöllieferant für die USA und für Grossbritannien sowie, quasi im Brosamenzustand gehalten, für das «alte Europa» ein für allemal definiert ist.

Welch ein Irrtum!

Was wird?

Meiner Ansicht nach besteht überhaupt kein Grund anzunehmen, die Präsidentschaft von Trump werde nicht so schlimm werden, wie von vielen in Europa befürchtet. Diese Sichtweise übersieht, dass die Komplexität der globalisierten Weltwirtschaft, um an eine wichtige Grundlage der Jetztzeit zu erinnern, weit über das hinausgeht, was ein US-Präsident heute noch so diktieren kann, um «Amerika wieder gross zu machen».

Man mag diese Komplexität und deren Folgen in einzelnen Staaten oder Gesellschaften bedauern. Man mag sie als Grund für weiss ich nicht was anführen, als Unglück für die Menschheit erklären oder als im Kern verlogenes «Gutmenschentum» einer unersättlichen «Elite».

Aber:

Aus dieser Komplexität kann man auch als USA nicht mehr einfach austreten. Sie ist Bestandteil des alltäglichen Lebens der Menschen, der Individuen, die untereinander sowohl verschieden als auch auf soziale Regeln angewiesen sind. Das gilt für die USA auch dann, wenn ihr Präsident das Gegenteil behauptet, nämlich, dass es nur einen Imperativ geben könne: «America first.»

Nicht zuletzt, weil in ihrer Nachbarschaft mehr als 125 Millionen Mexikanerinnen und Mexikaner leben, welche eine durchschnittliche Lebenserwartung von über 77 Jahren haben. Auch, weil unter den rund 1,38 Milliarden Chinesinnen und Chinesen, welche ihrerseits eine Lebenserwartung von durchschnittlich rund 76 Jahren haben, hunderte Millionen Menschen mit effizient vermittelter Bildung und Ausbildung leben, die sehr wohl in der Lage sind, ein gutes Selbstbewusstsein zu entwickeln. Oder soll ich an Indien erinnern? An über 200 Millionen Menschen in Brasilien oder an 1,3 Milliarden Menschen in Afrika? Nicht genannt habe ich weit über 500 Millionen Europäer, die Japaner, Südkoreaner, auch nicht «die» Russen».



U.S. President-elect Donald Trump addresses the

Die Macherdarstellung, welche Trump und seine Entourage verbreiten, fusst nicht auf der Realität. Sie ist blosse Selbst-Darstellung. (Bild: REUTERS/Mike Segar)

Die von arroganter Selbstüberschätzung angetriebene Macherdarstellung, welche Trump und seine Entourage zurzeit global verbreiten, ist alles andere als auf Realitäten fussend. Sie ist blosse Selbst-Darstellung. Mediales Getwitter ohne Substanz. Als ob die etwa 325 Millionen Bewohner der USA – die seit Jahrezehnten in den Wissenschaften und in Fragen der Organisation alltäglicher Ökonomie existentiell auf Zuwanderer aus Asien, aus Europa, aus Lateinamerika angewiesen sind, für deren Ausbildung «die» USA nebenbei bemerkt oft keinen Cent hat aufwenden müssen – aus eigener Kraft und aus angeblich nur bei ihnen vorhandenem Wissen und Können ihre Wohlstandszukunft aufbauen könnten!

Genau genommen, berücksichtigt man Trumps Tweet und seine im Netz abrufbaren Äusserungen zum menschlichen Leben insgesamt, zählen aber für Trump sowieso nur die weissen Männer in den USA. Und das sind wohl kaum mehr als 80 Millionen Menschen. Ob das reicht um «America great again» zu machen?

Mein Fazit:

Es ist an der Zeit, sich überall gegen diese verkürzte Sicht auf das Leben so zu organisieren, damit Trump seine auf Zerstörung angelegte «Politik» nicht durchsetzen kann.

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