Das Modeln ermöglichte Jason Heiber die Welt zu bereisen. Nun sorgt der in Hong Kong sesshafte Basler dafür, dass Sportfans auch ausserhalb der Stadien eine modische Falle machen.
«Obwohl ich fast an jeden FCB-Match ging, kaufte ich mir nie ein Fan-Shirt», erzählt Jason Heiber, «man konnte einfach nichts davon auf der Strasse anziehen.» Das mag aus dem Mund eines Models eitel klingen. Doch ehrlicherweise hört die Club-Liebe vieler Fans bei den Textilien auf. Trikots stehen privat den wenigsten und die klassischen Polos mit Clubwappen sind auch nicht jedermanns Sache.
Der ehemalige Wirtschaftsstudent Heiber erkannte in diesem Missstand die Geschäftslücke für sein 2009 mit Modelkollege Mike Ehrismann gegründetes Label Shotsunite. Heute beansprucht das Textil-Business so viel Zeit, dass Heiber kaum mehr vor Kameras steht. Das entspricht aber durchaus seiner Karriereplanung: «Modeln war nie meine Berufswahl, bot mir aber die Möglichkeit andere Länder zu entdecken.»
Zu diesem Job kam er denn auch per Zufall, als er nach dem Bachelor-Abschluss ein Zwischenjahr einlegte und um die Welt tingelte. In den Strassen New Yorks wurde er angehauen, ob er nicht Lust auf ein Shooting hätte. Bald folgten weitere Aufträge und aus dem Zwischenjahr wurden vier.
Eine Art zu reisen
Heiber finanzierte mit Modeln seine Reiseleidenschaft: «Ich schaute immer, dass ich Jobs in Ländern bekam, die mich interessierten und hängte nach den Shootings zwei, drei Monate zum Rumreisen an.» Darum arbeitete er trotz Angeboten nie in der Schweiz oder in europäischen Modemetropolen wie Paris und Mailand: «Das kannte ich ja schon alles.»
Südafrika, Amerika und vor allem Asien interessierten ihn mehr, weshalb er sich 2008 in Hong Kong niederliess. «Einerseits liegt es zentral, um von dort rumzujetten, andererseits sitzt dort auch das asiatische Business.»
Den grossen Durchbruch schaffte Heiber nicht. «Einmal hatte ich ein Shooting mit Beyoncé für das Kleiderlabel ihrer Mutter. Das hätte mich wahrscheinlich näher an die Topliga gebracht. Aber nachträglich wurde das Konzept geändert, und die gemeinsamen Bilder wurden meines Wissens nie veröffentlicht».
Genug von sich selbst
Die finalen Kampagnen interessieren ihn meist weniger. «Anfangs hatte ich schon Spass, wenn schöne Fotos entstanden. Bald hatte ich aber genug von mir gesehen. Du bist ja sowieso nur Teil einer Marketing-Kampagne, das Dekor für ein Produkt», bilanziert Heiber.
Dem gegenwärtigen Model-Hype mit all den Casting-Formaten am Fernsehen kann er nichts abgewinnen: «Bei diesen Shows fühle ich mich wohl wie ein Musiker, der ‹The Voice of Switzerland› guckt.»
Auch Bayern München hat T-Shirts von Hieber im Angebot. Bis jetzt jedoch nur in der Basketball-Abteilung.
Obwohl erst 32 Jahre alt, hat er die Motivation für das Posieren verloren: «Als Model hast du ja keine Möglichkeit, dich zu verbessern oder weiterzubilden. Dein Intellekt wird nicht gefordert.» Trotzdem widerspricht er dem Model-Klischee von hübschen Dummerchen: «In diesem Business gibt es genauso viele helle und andere Köpfe wie überall.»
Start beim FC Basel
Die guten Kontakte nutzt er nun für sein Kleiderlabel Shotsunite, das Shirts mit Prints anbietet, die sich perfekt an jede Hipster-Brust schmiegen. Auf die Idee, Mode und Sport zu kombinieren, kamen Heiber und Geschäftpartner Ehrismann bei der WM 2010 in Südafrika. Sie liessen befreundete Designer Länderflaggen neu entwerfen, druckten diese auf gut geschnittene Stoffe und staunten über das Echo der Fans. Da beide aus Basel stammen, klopften sie nach der WM mit ihrer Idee als erstes bei ihrem Herzclub FC Basel an und starteten in der Saison 2011 mit einer Versuchsauflage von 2000 Shirts.
Mittlerweile ist nicht nur die Auflage gestiegen. Nebst anderen Super League Clubs beliefern sie an die 30 Sportvereine in der Schweiz und in Deutschland. Mit Aufsteiger Paderborn ist sogar ein Bundesligist dabei, bei anderen stehen sie noch in Verhandlungen. Bayern München hat zwar auch T-Shirts von ihnen im Angebot, bis jetzt jedoch nur in der Basketball-Abteilung.
«Deutschland ist für uns ein wichtiger Markt, weshalb wir nun ein Büro in Berlin eröffnen», erzählt Heiber. Er selbst bleibt jedoch in Hong Kong. Dort ist er nahe an den Produzenten in China, wo er regelmässig die Qualität kontrollieren muss.
Beisst sich die Herstellung dort nicht mit den hohen Standards, die sie an ihre Produkte stellen? Heiber verneint: «Der Preis ist weniger das Argument. Wir könnten in Portugal beinahe zu den gleichen Konditionen produzieren wie im Süden Chinas. Ich kenne in den Fabriken dort mittlerweile ein paar Arbeiter und kann sagen, dass die Arbeitsbedingungen bei meinen früheren Ferienjobs am Fliessband der hiesigen Pharmabranche auf tieferem Level waren.»
Trotzdem wird man Heiber in Basel wieder öfter als nur während der Fasnacht beim Trommeln mit seinen Schissdräggzygli antreffen: «Ich werde wohl nach zehn Jahren Unterbruch mein Wirtschaftsstudium wieder aufnehmen. Nun weiss ich auch wofür.»